Aufwärtstrend vor "Bau-Turbo" Eigenheime beflügeln Baugenehmigungen im August
17.10.2025, 11:30 Uhr Artikel anhören
Häuslebauern sei Dank: Das Plus bei den Baugenehmigungen im August geht vor allem auf Einfamilienhäuser zurück.
(Foto: picture alliance / SZ Photo)
Wohnungsbau ist seit Jahren ein Problem in Deutschland. Die Bundesregierung will mit einem "Bau-Turbo" gegensteuern. Schon vor dessen Start geht es allerdings bergauf: Im August werden 5,7 Prozent mehr Wohnungen genehmigt als ein Jahr zuvor. Großen Anteil daran haben Häuslebauer.
Lichtblick im Kampf gegen Wohnungsmangel und steigende Mieten: Die Zahl der Baugenehmigungen in Deutschland ist erneut gestiegen. Im August wurde der Bau von 19.300 Wohnungen bewilligt, wie das Statistische Bundesamt mitteilte. Das waren 5,7 Prozent oder 1000 Genehmigungen mehr als ein Jahr zuvor.
Besonders stark wuchs die Zahl der Baugenehmigungen bei Einfamilienhäusern. Sie legten zwischen Januar und August um mehr als 15 Prozent auf 29.300 (+3900) zu. In Mehrfamilienhäusern, der zahlenmäßig stärksten Gebäudeart, genehmigten die Behörden 79.100 Neubauwohnungen (+3700), ein Plus von 4,9 Prozent.
Sebastian Dullien, wissenschaftlicher Direktor des Instituts für Makroökonomie und Konjunkturforschung der Hans-Böckler-Stiftung, sieht einen Erholungstrend. "Der Tiefpunkt der Wohnungsbaukrise liegt nun eindeutig hinter uns, und die Bauwirtschaft könnte im kommenden Jahr eine wichtige Konjunkturstütze werden."
In den Zahlen des Statistischen Bundesamts sind sowohl die Baugenehmigungen für Wohnungen in neuen Gebäuden, als auch Umbauten enthalten. Die Bewilligungen sind ein wichtiger Indikator: Was nicht genehmigt wird, wird später nicht gebaut.
Schon im Juli waren die Baugenehmigungen stark gestiegen. Von Januar bis August wurden nun 151.200 Wohnungen genehmigt - 6,5 Prozent mehr als im Vorjahreszeitraum.
Fertigstellungen auf Neun-Jahres-Tief
Der Wohnungsbau steckt nach einem Zinsanstieg und wegen hoher Baukosten in der Krise. Im vergangenen Jahr wurden 251.900 Wohnungen in Deutschland fertiggestellt, so wenig wie seit 2015 nicht mehr. Mit den geplanten staatlichen Milliardenausgaben für Infrastruktur schöpft die Baubranche Hoffnung.
Vor allem in Ballungsräumen ist bezahlbarer Wohnraum knapp. Die Ampel-Regierung hatte ihr Ziel von jährlich 400.000 neuen Wohnungen nie erreicht. Die amtierende Bundesregierung will mit einem "Bau-Turbo" über schnellere Genehmigungen den Wohnungsbau voranbringen.
Ökonom Dullien glaubt, dass die Bautätigkeit für eine echte Entspannung am Wohnungsmarkt absehbar noch zu schwach bleibt. "Im Gesamtjahr 2025 dürften weniger als 250.000 Wohnungen neu genehmigt werden, gebraucht würden eher 320.000 neue Wohnungen pro Jahr."
Auch die Baubranche ist skeptisch. Nach jahrelangen Einbrüchen liege die Zahl der genehmigten Wohnungen im Mehrfamilienhausbau noch um rund 36 Prozent unter dem Niveau von 2021, sagte der Hauptgeschäftsführer des Bauindustrieverbands HDB, Tim-Oliver Müller. Es brauche mehr Förderungen und einen kräftigen Abbau von Bauvorschriften.
Quelle: ntv.de, als/dpa