Für Trumps "große, große Mauer" Mexikos Baustoff-Gigant bietet Hilfe an
03.03.2017, 14:02 Uhr
"Wir sind Arbeiter" haben mexikanische Aktivisten an den US-Grenzzaun zu Mexiko gepinselt. Auch der mexikanische Baustoff-Gigant Cemex stellt seine Arbeitskraft zur Verfügung.
(Foto: REUTERS)
Gehandelt wurde der Name Cemex schon länger im Zusammenhang mit Trumps Mauerprojekt. Jetzt meldet sich Mexikos größter Zementhersteller selbst zu Wort. Er stehe für Preis-Anfragen bereit, heißt es. Ein Schelm, wer Böses dabei denkt.
Mexikos größter Zementhersteller ist nach eigener Aussage bereit, den Baustoff für US-Präsident Donald Trumps Mauerprojekt zwischen beiden Ländern zu liefern. Das bestätigte Cemex-Chef Rogelio Zambrano der Tageszeitung "Reforma". Entsprechende Spekulationen, der Auftrag für den Baustoff könnte auch an Cemex gehen, gab es bereits seit längerem. Jetzt meldete sich der Konzern erstmals selber zu Wort.
Cemex würde allen Firmen, die Zement für das Projekt kaufen wollten, auf Anfrage ein Angebot unterbreiten, sagte Zambrano dem Blatt. "Wenn uns jemand um einen Kostenvoranschlag bittet, machen wir das gerne." Cemex sei für den Auftrag gut geeignet, weil es Fabriken auf beiden Seiten der Grenze habe. Allerdings seien die Baufirmen noch nicht bekannt und auch nicht, wie viel Zement benötigt werde. Ein Angebot würde jedoch nicht automatisch bedeuten, "dass Cemex auch bei dem Projekt mitmache," relativierte Zambrano seine Aussage.
Cemex ist einer der größten Zementhersteller der Welt und in über 50 Ländern aktiv. Im vergangenen Jahr erwirtschaftete das Unternehmen einen Umsatz von 13,4 Milliarden US-Dollar. Mehr als ein Viertel davon machte es in den USA, was die Vereinigten Staaten zum größten Markt macht. Wahrzeichen großer amerikanischer Metropolen wurden mit Cemex-Zement gebaut, so zum Beispiel das höchste Gebäude San Franziskos, der sogenannte Salesforce Tower, oder ein 83-stöckiger Wolkenkratzer in Miami. Cemex hat weltweit 43.000 Mitarbeiter, 10.000 davon jeweils in den USA und in Mexiko.
Das Unternehmen scheint den möglichen Mauerbau an der Grenze zu den USA zunächst einmal rational zu sehen. Warum ein mexikanisches Unternehmen aber meint, bei diesem Projekt überhaupt zum Zuge kommen zu können, ist völlig unklar. Hintergedanken bei diesem "unmoralischen Angebot" sind nicht auszuschließen. US-Medien scheinen sich nicht ganz sicher zu sein, ob Trump hier möglicherweise vorgeführt werden soll. Wer will, kann durchaus ein politisches Manöver in dem Angebot sehen.
Was bedeutet "Amerika zuerst"?
Eine Anfrage aus Washington an Cemex oder ein möglicher Zuschlag für den Auftrag, würde Trumps' Direktive "Amerika zuerst" streng genommen untergraben. Seit seinem Amtantritt gilt, dass ausschließlich US-amerikanische Unternehmen verpflichtet werden sollen. Die Frage ist allerdings, ob Cemex noch als rein mexikanisches Unternehmen oder bereits als halb-amerikanisches gilt? Kommt der Zement aus den USA ist er eigentlich ein amerikanisches Produkt - von amerikanischen Staatsbürgern produziert, in einer Fabrik, die Steuern an den US-Fiskus zahlt.
Trump ist die Definition, was genau unter "Amerika zuerst" zu verstehen ist, bislang schuldig geblieben. Die Frage, ob die Regierung einen Preisvergleich mit Baustoff-Giganten scheuen wird, lässt sich deshalb nicht beantworten. Ebenso wenig lässt sich voraussagen, was passiert, wenn der Preis von Cemex niedriger ist, als der seiner Konkurrenten. Da die Kosten schon jetzt unüberschaubar sind, ist Geld vielleicht kein unerheblicher Faktor bei der Definition. Rechnerisch lohnt es vielleicht, diese zu dehnen. Cemex als Baustofflieferant für die Mauer könnte "Amerika zuerst" in ein neues Licht rücken. Und sollte Cemex als großer Anbieter nicht angefragt werden, sagt es ebenfalls etwas Trumps Konzept aus.
Dass es Trump immer noch ernst mit dem Bau seiner "großen, großen Mauer" an der südlichen Grenze der USA ist, um illegale Einwanderer aus dem Nachbarland fernzuhalten, hatte er zuletzt am Dienstagabend bei seiner ersten Rede vor dem Kongress bekräftigt. Dort sagte er, der Bau werde "bald beginnen" und er sei "dem Zeitplan voraus". Die erste Ausschreibung für das Megaprojekt soll kommende Woche, am 6. März, veröffentlicht werden. Die Aufträge könnten dann Mitte April erteilt werden.
Seit Trumps Amtsantritt hat der geplante Mauerbau die mexikanisch-amerikanischen Beziehungen schwer belastet. Vor allem die Forderung, Mexiko solle die Kosten hierfür übernehmen, stieß auf große Empörung. Als Zeichen des Protests sagte Mexikos Präsident Enrique Peña Nieto Ende Januar sogar einen Besuch in Washington ab. Die Kosten für das Projekt explodieren gerade. Jüngsten Schätzungen zufolge könnten sie bis zu 21 Milliarden US-Dollar betragen. Trump hatte die Kosten zuletzt noch auf 12 Milliarden geschätzt.
Baustofflieferanten stehen Schlange
Auch andere internationale Firmen haben bereits Interesse signalisiert, den Baustoff für die Mauer zu liefern. Neben der deutschen Heidelbergcement, die sich unmittelbar nach Trumps Ankündigung gemeldet hatte, und Cemex, bringt sich nun auch der Zementriese LafargeHolcim ins Spiel.
Das schweizerisch-französische Unternehmen will nicht nur an der von Trump geplanten Grenzmauer zu Mexiko mitverdienen, sondern auch am Bau von Brücken oder Flughäfen. "Alle diese Projekte werden zu einem starken Wachstum in den USA beitragen", sagte Konzernchef Eric Olsen. "Gemessen am Gewinnbeitrag dürften die USA zu unserem Markt Nummer eins werden." LafargeHolcim ist nach eigenen Angeben der größte Zementproduzent in den USA.
Der größte deutsche Baukonzern Hochtief hat ein Interesse derweil dementiert. Das gleiche gelte auch für die US-Tochterunternehmen, wie der MDax-Konzern mitteilte.
Quelle: ntv.de