Vorbild mit zwölf Kindern Elon Musk fürchtet den Welt-Bevölkerungskollaps
25.06.2024, 08:56 Uhr Artikel anhören
An Elon Musk - hier mit einem seiner Söhne bei einem Deutschland-Besuch - liegt es jedenfalls nicht, wenn die Menschheit aussterben sollte.
(Foto: picture alliance / ASSOCIATED PRESS)
Immer wieder warnt Elon Musk vor der Bedrohung der Menschheit durch einen Kollaps der Bevölkerung. Dagegen geht er nicht nur verbal, sondern auch als Erzeuger von inzwischen zwölf eigenen Kindern und der Finanzierung einer Forschungsgruppe vor. Die Theorie dahinter ist umstritten.
Anfang des Jahres wurde Elon Musks zwölftes Kind geboren, wie die Öffentlichkeit vor wenigen Tagen erfuhr. Für die meisten dürfte eine solche Zahl an Kindern beeindruckend sein. Doch für Menschen, die den Multimilliardär gut kennen, ist die Nachricht kaum eine Überraschung. Einerseits gehe es da offensichtlich "auch ein bisschen ums Ego", dass Musk viele Kinder haben wollte, sagte der Musk-Biograf Walter Isaacson im vergangenen Jahr in einem Interview. Andererseits habe Musk, wie bei allem, was er tue, ein "seltsames Sendungsbewusstsein".
So ist laut Musk selbst etwa die Mission seines Weltraumunternehmens SpaceX, das langfristige Überleben der Menschheit dadurch zu ermöglichen, sie zu einer "interplanetaren Spezies" zu machen. Das Ziel von Tesla ist, CO2-neutrale Mobilität voranzutreiben, um die Klimakatastrophe abzuwenden. Doch die größte Bedrohung der Menschheit, so wiederholte Musk in den vergangenen Jahren immer wieder, sei nicht, dass die Erde durch den Klimawandel unbewohnbar werde oder - wovor Musk ebenfalls immer wieder warnt - dass Computer dank künstlicher Intelligenz die Menschheit unterwerfe. Die größte Gefahr für die menschliche Zivilisation sei der bevorstehende Bevölkerungskollaps.
Ein solcher krisenhafte Rückgang der Weltbevölkerung, so die Theorie, sei unabwendbar, wenn die Geburtenraten weltweit weiter zurückgingen und vor allem in entwickelten Ländern nicht wieder drastisch stiegen. Verfechter der Theorie des Bevölkerungskollapses rechnen vor, dass schon jetzt die Mehrheit der Menschen weltweit in Ländern lebt, in denen zu wenig Kinder geboren werden, um die Bevölkerungszahl stabil zu halten. Die Weltbevölkerung dürfte in einigen Jahrzehnten ihren Höhepunkt überschreiten. Hält der jetzt erkennbare Trend an und sinkt die weltweite Geburtenziffer auf das Niveau von etwa 1,5 bis 1,7 Kindern pro Frau, wie es in den Industriestaaten bereits der Fall ist, dann würde die Weltbevölkerung innerhalb von etwa zehn Generationen auf einen Bruchteil ihrer heutigen Größe zusammenschrumpfen. Die Folgen für Wirtschaft und Gesellschaft wären dramatisch.
Anschlussfähigkeit an rechte Narrative
Auch wenn die mathematischen Kalkulationen der Theorie korrekt sind, weisen Bevölkerungsforscher darauf hin, dass entsprechende Prognosen für mehrere Jahrhunderte extrem unsicher sind. In der Vergangenheit mussten jedenfalls Warnungen vor einem Kollaps der Zivilisation durch globale Überbevölkerung immer wieder korrigiert werden. Dass weder er noch seine Kinder oder Enkel die mutmaßlich dramatische Phase des Bevölkerungskollapses erleben werden, ist für Musk kein Grund, das Problem zu ignorieren. Im Gegenteil: Weit in der Zukunft liegende Entwicklungen in den Vordergrund zu stellen, ist Kennzeichen des "Longtermismus", der Ideologie hinter Musks Sendungsbewusstsein. Dementsprechend investiert Musk lieber Milliarden in SpaceX, um der Menschheit ein Leben auf dem Mars zu ermöglichen, für den Fall, dass die Erde in Jahrhunderten unbewohnbar werden sollte, als Hungersnöte zu bekämpfen, die heute Kinder bedrohen, aber nicht das Überleben der menschlichen Spezies insgesamt. Menschenleben in ferner Zukunft sind gemäß "Longtermismus" genauso wertvoll wie die heute lebender Menschen. Allein die Zahl entscheidet, welche Maßnahmen als wichtig einzustufen sind.
Ein Kritikpunkt an der Theorie vom Bevölkerungskollaps ist ihre Anschlussfähigkeit an rechte Narrative. So werden in den USA etwa Musks Posts auf X zu diesem Thema von Rassisten aufgegriffen, die sich um die Zukunft der "weißen Rasse" sorgen. Auch radikale Abtreibungsgegner führen in der aufgeheizten Debatte in den USA immer wieder einen drohenden Bevölkerungsrückgang als Argument gegen jede Form des Schwangerschaftsabbruchs an.
Laut einem Bloomberg-Bericht geht Musk im Kampf gegen den Bevölkerungskollaps keineswegs nur mit Posts auf seiner Plattform X und mit seinem zahlreichen Nachwuchs voran. Mit zehn Millionen Dollar finanzierte er über seine Stiftung die Gründung einer Forschergruppe an der Universität von Texas, die sich speziell diesem Thema widmet. Im Vergleich zu den Investitionen seiner Unternehmen wie SpaceX ist das zwar eine eher kleine Summe. Laut Bloomberg ist es aber die größte Spende, die Musk je einer Hochschule zukommen ließ, was die Bedeutung des Themas für ihn unterstreicht.
Quelle: ntv.de, mbo