Ölpreise lassen Kassen klingeln Energiekonzerne fahren Milliardengewinne ein
28.07.2022, 16:01 Uhr
Der Öl- und Gas-Konzern Shell verdoppelte seinen Gewinn im Vergleich zum Vorjahr.
(Foto: picture alliance / Panama Pictures)
Die Erholung vom Corona-Tief und der Ukraine-Krieg haben die Ölpreise kräftig steigen lassen. Davon profitieren in erster Linie die Energiekonzerne in Europa. Sie können ihre Gewinne vervielfachen, während Verbraucher immer tiefer in die Tasche greifen müssen.
Die in Folge des Ukraine-Kriegs und der ausgelaufenen Corona-Beschränkungen gestiegenen Ölpreise haben den Energiekonzernen Milliardengewinne beschert. Shell, Repsol und Totalenergies legen Rekordgewinne vor und können die Vorjahreswerte um ein Vielfaches steigern.
Der französische Konzern Total verdiente im zweiten Quartal dank gestiegener Preise und seines Raffineriegeschäftes mehr. Der Gewinn stieg trotz einer Abschreibung auf einen Anteil an einem russischen Gasproduzenten um 158 Prozent auf 5,7 Milliarden Dollar. Vor einem Jahr waren es 2,2 Milliarden. Bereinigt um Sondereffekte kletterte das Ergebnis auf den Rekordwert von 9,8 Milliarden Dollar.
Shell fuhr einen bereinigten Gewinn von 11,5 Milliarden Dollar ein. Das ist mehr als doppelt so viel wie ein Jahr zuvor. Dabei konnte der britische Konzern geringere Ergebnisse im Flüssiggas-Handel durch höhere Preise und Raffinerie-Gewinnmargen sowie bessere Ergebnisse im Gas- und Stromhandel ausgleichen. Unter dem Strich verdiente das Unternehmen 18 Milliarden Dollar und verfünffachte damit den Vorjahreswert. Im Vergleich zum ersten Quartal war es mehr als doppelt so viel. Damals hatte der Rückzug aus dem Russland-Geschäft das Ergebnis gedrückt.
Auch bei Repsol klingelte die Kasse. Im ersten Halbjahr erzielte der Konzern aus Madrid einen Nettogewinn von mehr als 2,5 Milliarden Euro. Das war gut doppelt so viel wie ein Jahr zuvor. Fast die Hälfte wurde durch den Buchwert der Vorräte erzielt, die Repsol als strategische Reserve für Spanien lagert.
Auch der deutsche Energiekonzern RWE hat wegen guter Geschäfte im ersten Halbjahr seine Gewinnerwartung für das laufende Jahr kräftig nach oben geschraubt. Das Unternehmen erwartet einen Gewinn vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen von fünf bis 5,5 Milliarden Euro statt bislang 3,6 bis vier Milliarden Euro. RWE verwies auf ein "außerordentlich gutes Ergebnis" bei der Stromerzeugung aus Wasser, Biomasse und Gas sowie eine "starke Performance" im Energiehandel.
Forderungen nach Übergewinnsteuer
Die Zahlen der Konzerne dürften die Debatte über eine Besteuerung der hohen Gewinne infolge des Kriegs wieder befeuern. In Deutschland forderte zuletzt SPD-Chefin Saskia Esken eine solche Übergewinnsteuer.
In Spanien hat die Regierung eine solche Steuer für kriegsbedingte Gewinne von Energiekonzernen für das kommende Jahr angekündigt. Damit will die Regierung 2023 und 2024 rund zwei Milliarden Euro einnehmen. Mit dem Geld will sie Entlastungspakete für die Bürgerinnen und Bürger finanzieren. Die Wirtschaftsverbände kritisieren, die Steuer schmälere das Investitionsbudget der Konzerne.
Quelle: ntv.de, hny/dpa/AFP