Niedrigzinspolitik der EZB Erste Banken kassieren für Geldanlagen
14.05.2016, 16:05 Uhr
Die Sparkassen müssen die EZB für Geldeinlagerung bezahlen - und mit ihnen auch manche Kunden.
(Foto: dpa)
Wer Geld bei Banken einlagert, muss bei großen Summen künftig ein "Verwahrentgelt" zahlen. Die Sparkassen geben wirtschaftliche Gründe an. Eine Option für die Zukunft: Große Geldbeträge von der EZB wieder in die Institute zurückzuholen.
Als Folge der Zinspolitik der Europäischen Zentralbank (EZB) erheben erste Sparkassen Gebühren für hohe Geldanlagen. Geschäftskunden müssten zum Teil ein sogenanntes "Verwahrentgelt" für Anlagesummen im Millionenbereich zahlen, sagte der bayerische Sparkassenpräsident Ulrich Netzer. "Wir können das Geld nicht auf Dauer im eigenen Tresor halten."
Sparkassen verdienten lange gut daran, für Kredite mehr Geld zu kassieren als sie ihren Kunden an Zinsen fürs Sparen zahlten. Doch die Differenz zwischen den Ausleihungen und Spareinlagen, der Zinsüberschuss, wird tendenziell kleiner, weil die Europäische Zentralbank (EZB) den Leitzins auf Null gesenkt hat.
Die Geldaufbewahrung bei der EZB kostet Banken inzwischen 0,4 Prozent Strafzins. Dieser müsse bei hohen Summen aus wirtschaftlichen Gründen zumindest teilweise an die Kunden weitergegeben werden. "Das machen inzwischen auch andere Banken so", sagte Netzer. So erheben auch Volks- und Raiffeisenbanken in Einzelfällen Gebühren für hohe Anlagesummen. "Es gibt erste Banken unter unseren Mitgliedern, die einen Auslagenersatz fordern, wenn Firmenkunden größere Millionenbeträge auf dem Konto liegen haben", sagte Jürgen Gros, Vorstand in der Dachorganisation der bayerischen Volks- und Raiffeisenbanken.
Für Privatkunden sind Strafzinsen aber bislang kein Thema. "Unser Ziel ist, von normalen Sparern keinen Negativzins zu verlangen", sagte Netzer. Völlig ausgeschlossen seien diese auf lange Sicht aber nicht. Es sei fraglich, wie lange die jetzige Situation der Zins-Politik für die Geldinstitute noch auszuhalten sei. Ähnlich hatte sich jüngst auch der Präsident des Deutschen Sparkassen- und Giroverbandes, Georg Fahrenschon, geäußert.
Als Konsequenz aus den hohen Gebühren für die Geldaufbewahrung bei der EZB haben mehrere Sparkassen schon darüber nachgedacht, das Geld im eigenen Tresor zu lagern. Bislang habe aber noch kein Institut damit begonnen, sagte Netzer. Sollten die Strafzinsen bei der EZB aber noch weiter steigen, könne die Aufbewahrung im eigenen Haus eine Option sein.
Quelle: ntv.de, rpe/dpa