Wirtschaft

"Wachstumsbremse Nummer eins" Euro-Industrie leidet weiter

"Die leicht abgeschwächte Talfahrt könnte bedeuten, dass das Schlimmste überstanden ist."

"Die leicht abgeschwächte Talfahrt könnte bedeuten, dass das Schlimmste überstanden ist."

(Foto: www.hpe.de)

Die Einkaufsmanager in Europas Industriebetrieben bleiben skeptisch: Die Auswirkungen der Schuldenkrise trüben die Lage in fast allen Ländern der Eurozone ein. Lediglich in Irland wird offenbar wieder mehr produziert.

"Der Auftragseingang leidet vor allem unter dem Export."

"Der Auftragseingang leidet vor allem unter dem Export."

(Foto: dpa)

Die Industrie der Eurozone hat ihren Abschwung mit leicht gebremstem Tempo fortgesetzt. Der Einkaufsmanagerindex (PMI) für den Monat August stieg um 1,1 auf 45,1 Punkte, teilte das Markit-Institut zu seiner Umfrage unter 3000 Unternehmen mit.

Trotz des Anstiegs blieb das Barometer den 13. Monat in Folge unter der entscheidenden Marke von 50 Zählern, ab der Wachstum angezeigt wird.

"Die leicht abgeschwächte Talfahrt könnte zwar bedeuten, dass das Schlimmste überstanden ist", sagte Markit-Ökonom Rob Dobson. "Doch bleibt die Industrie - im dritten Quartal jedenfalls - Wachstumsbremse Nummer eins."

In fast allen Euro-Ländern ist die Lage diesen Angaben zufolge unverändert schlecht. Lediglich in wurde die Produktion gesteigert, während sie in Schwergewichtsländern wie und weiter zurückgefahren wurde. Noch schlechter sieht es in aus, wo sich der Abwärtstrend ebenso beschleunigt hat wie in .

Dort droht die Schuldenkrise jüngsten Angaben zufolge immer stärker auf den Arbeitsmarkt durchzuschlagen. Wie das Arbeitsministerium in Wien mitteilte, stieg die Arbeitslosenquote im August von 6,0 Prozent im Juli auf aktuell 6,2 Prozent. Im Jahresabstand ist die Zahl der Arbeitslosen in Österreich um 6,1 Prozent auf 232.661 gestiegen. Nach der Methode der europäischen Statistikbehörde lag die Arbeitslosenquote im Juli bei 4,5 Prozent, Zahlen für den August sind noch nicht verfügbar. Obwohl Österreich noch eine der geringste Arbeitslosenquoten in Europa hat, befürchten Experten einen weiteren Anstieg.

Negativ überlagerte Faktoren

Eine rasche Rückkehr in die Wachstumszone ist auch für die europäische Industrie nicht in Sicht: Die Exportaufträge fielen den Markit-Angaben zufolge so stark wie seit November 2011 nicht mehr. Die Unternehmen bauten deshalb den siebten Monat in Folge Stellen ab.

"Mit der Abkühlung der Weltwirtschaft werden die von der Politik- und Schuldenkrise ausgelöste Unsicherheit und Ausgabenzurückhaltung unter den Unternehmen weiter verstärkt", sagte Dobson. "Dies wiederum belastet die Binnenmärkte, den interkontinentalen Handel und den Handel zwischen den Euro-Ländern gleichermaßen und ist einer der Hauptgründe für Jobabbau und Überkapazitäten."

Deutschland spürt die Folgen

Der Teilindex der Marktforscher zur Lage in Deutschland fiel schlechter aus als erwartet: Die Industrie in Deutschland bremste ihre Talfahrt im August zwar ebenfalls ab, doch nicht so stark wie erhofft. Der PMI für das verarbeitende Gewerbe stieg nur auf 44,7 Punkte von 43,0 im Vormonat. Im Zuge der ersten Veröffentlichung hatte Markit einen Indexanstieg auf 45,1 Punkte ausgewiesen. Volkswirte hatten mit einer Bestätigung des ersten Ausweises gerechnet.

Damit hat sich der Indikator zum ersten Mal seit Jahresbeginn wieder verbessert. Ein Indexstand unter 50 signalisiert eine Kontraktion des Sektors, ein Indexstand darüber eine Expansion. Die Ergebnisse basieren auf der monatlichen Befragung von rund 500 Einkaufsleitern und Geschäftsführern der verarbeitenden Industrie in Deutschland.

Den Details der Umfrage zufolge gingen Produktion, Auftragseingang und Beschäftigung jeweils mit verlangsamter Rate zurück. Bei den Exportbestellungen schlug jedoch der höchste Verlust seit April 2009 zu Buche. Wie die befragten Manager berichteten, schwächte sich die globale Nachfrage nach Industrieerzeugnissen "Made in Germany" ab. Besonders markant ging die Zahl der Bestellungen aus Südeuropa zurück.

"Trotz der verlangsamten Talfahrt steht der deutschen Industrie im dritten Quartal 2012 unseren finalen August-Daten zufolge das schlechteste Quartal seit über drei Jahren bevor", kommentierte Markit-Ökonom Tim Moore. "Der Auftragseingang leidet vor allem unter dem Export." Wacker gehalten hätten sich nur die Konsumgüterproduzenten, die von der anziehenden Binnennachfrage profitierten.

Quelle: ntv.de, mmo/DJ/rts

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