Athen schließt Kürzungen aus Eurozone erörtert Pleite Griechenlands
12.06.2015, 15:31 Uhr
Die Uhr tickt: Griechenlands Ministerpräsident Alexis Tsipras.
(Foto: AP)
Den Gläubigern reichen die von der griechischen Regierung präsentierten Vorschläge nicht aus. Doch Athen bleibt dabei: Es wird keine Kürzungen bei Löhnen und Renten geben. Der "Grexit" wird damit auch formell zu einer Option.
In den Euro-Ländern wird erstmals auch formell über die Auswirkungen eines Zahlungsausfalls Griechenlands diskutiert. Hochrangige Vertreter der Eurozone hätten am Donnerstag erörtert, was geschieht, wenn die laufenden Verhandlungen mit der griechischen Regierung um weitere Hilfen scheitern, berichtete die Nachrichtenagentur Reuters. Schauplatz sei eine Zusammenkunft von Regierungsvertretern gewesen, die die Treffen der Euro-Finanzminister (Eurogruppe) vorbereiten.
Konkreten Entscheidungen wurden nicht getroffen. Einige Euro-Länder betrachteten allerdings eine Pleite als wahrscheinliches Szenario. Als unwahrscheinlichste Option wurde in den Diskussionen die Möglichkeit angenommen, dass eine Vereinbarung mit der griechischen Regierung noch in den kommenden Tagen erreicht wird. Eine solche Einigung würde die Auszahlung von Hilfsgeldern in Höhe von 7,2 Milliarden Euro ermöglichen, bevor das aktuelle Programm Ende Juni ausläuft.
"Das würde einen Fortschritt innerhalb von Tagen voraussetzen, der innerhalb mehrerer Wochen nicht erreicht wurde", sagte eine mit den Gesprächen vertraute Person. Den Insidern zufolge beteuerte der griechische Vertreter in den Gesprächen, dass seine Regierung alles versuche, um eine solche rechtzeitige Einigung zu erreichen. Absegnen müssten einen solchen Deal die Euro-Finanzminister bei ihrer Sitzung am kommenden Donnerstag in Luxemburg.
Die zweite Möglichkeit sei, dass das Hilfsprogramm zu verlängern - und damit mehr Zeit für einen Deal zu bekommen und zu ermöglichen, dass Athen die zurückgehaltenen Milliarden noch bekommen kann. Das Programm läuft am 30. Juni aus und damit an dem Tag, an dem Athen eine Zahlung von 1,6 Milliarden Euro an den IWF stemmen muss. Da aber fraglich ist, ob Athen das Geld dafür hat, wurde auch über eine dritte Option gesprochen: den Zahlungsausfall Athens.
Athen spricht von "Science Fiction"
In den Verhandlungen zwischen Griechenland und den Gläubigern um weitere Hilfe scheinen sich indes die Fronten zu verhärten. Es werde keine Renten- und Lohnkürzungen geben, verlautete aus Regierungskreisen in Athen. Die griechische Seite werde lediglich über eine Umstrukturierung der Schulden sowie niedrige Primärüberschüsse (Haushaltssalden ohne Zinszahlungen und Schuldentilgung) verhandeln.
Athen hatte zuvor Berichte dementiert, wonach an diesem Wochenende neue Gespräche zwischen den Experten der Gläubiger und der Regierung aufgenommen werden sollen. Diese Berichte seien "Science Fiction", hieß es. Die technischen Gespräche seien beendet. Die Regierung sei bereit, die Gespräche auf politischer Ebene zu intensivieren.
Dabei sei der Regierung in Athen am Donnerstagabend eine Frist von weniger als 24 Stunden eingeräumt worden, um neue Vorschläge zu präsentieren, berichtete die Nachrichtenagentur "Bloomberg" und berief sich auf zwei EU-Regierungsvertreter.
Quelle: ntv.de, jga/rts/dpa