Wirtschaft

Neue Abgründe in Abgasaffäre? Ex-Audi-Chef soll abgehört worden sein

Rupert Stadler könnte im Laufe dieses Jahres angeklagt werden- ähnlich wie bei Ex-VW-Boss Martin Winterkorn.

Rupert Stadler könnte im Laufe dieses Jahres angeklagt werden- ähnlich wie bei Ex-VW-Boss Martin Winterkorn.

(Foto: imago/sepp spiegl)

Geheime Dokumente liefern laut einem Zeitungsbericht brisante Erkenntnisse aus Telefonaten von Ex-Audi-Chef Stadler. Angeblich ließ die Staatsanwaltschaft München das Telefon wenige Tage vor seiner Verhaftung anzapfen.

Ex-Audi-Chef Rupert Stadler steht in der Abgasaffäre weiter im Visier der Strafverfolger. Ein Grund dafür könnten geheime Telefonprotokolle aus dem vergangenen Jahr sein, die der "Bild am Sonntag" (BamS) nun vorliegen sollen. Die Dokumente zeigen demnach, wie offen Stadler und andere Top-Manager von VW und Porsche noch wenige Tage vor Stadlers Verhaftung am 18. Juni 2018 über Tricksereien gesprochen haben.

Stadler sowie zwei weitere Beschuldigte von Audi saßen wegen der Diesel-Abgasaffäre bereits vorübergehend in Untersuchungshaft. Alle haben die Vorwürfe der Ermittler zurückgewiesen. Ähnlich wie in Braunschweig, wo die Fäden der Ermittlungen in der Abgasaffäre für den Konzernsitz in Wolfsburg zusammenlaufen, geht auch die Münchner Staatsanwaltschaft dem Verdacht nach, dass bei Audi Abgaswerte von Dieselmotoren manipuliert wurden, um gesetzliche Vorgaben zu umgehen. Ermittelt wird wegen Betrugs und strafbarer Werbung.

In dem nun veröffentlichten Berichtet beruft sich die "BamS" auf Telefonprotokolle des Bayerischen Landeskriminalamts. Demzufolge soll das LKA im Auftrag der Münchener Staatsanwaltschaft zehn Tage lang ab dem 8. Juni die Telefone von Stadler und seiner Familie angezapft und die Aussagen zum Abgasskandal protokolliert haben. Insgesamt habe es elf Telefongespräche gegeben, die von den Ermittlern als verfahrensrelevant eingestuft worden seien, schreibt das Blatt.

Manager: Nicht noch bei Benzinern tricksen

In einem Telefonat vom 8. Juni soll demnach ein hochrangiger Porsche-Manager Stadler ausdrücklich vor Abgastricks auch bei Ottomotoren gewarnt haben. Der Porsche-Mitarbeiter soll Stadler gefragt haben, ob er über eine umstrittene Funktion zur Reinigung des Ottopartikelfilters Bescheid wisse. Bei einer Aktivierung würde der Ausstoß von Stickoxiden um das bis zu Fünffache erhöht. Besonders im innerstädtischen Verkehr sei dies kritisch, zitiert das Blatt aus den Dokumenten.

Danach erklärte der Porsche-Manager dem Bericht zufolge, dass Porsche hierbei nicht mitmachen werde. Wegen der Dieselaffäre habe er Stadler ausdrücklich davor gewarnt, auch noch beim Benziner zu tricksen, schreibt das Blatt unter Berufung auf die Gesprächsprotokolle. Laut "BamS" habe ein Audi-Sprecher sich hierzu kurzfristig nicht äußern wollen. Aus Konzernkreisen hieße es allerdings, dass die Funktion eingesetzt werde und rechtlich vertretbar sei.

Die Protokolle geben laut "BamS" auch einen Einblick in die interne Kommunikation zwischen VW-Aufsichtsratschef Hans Dieter Pötsch und Stadler. So soll Pötsch wegen der Ermittlungen gegen Stadler nicht beunruhigt gewesen sein. Das soll Stadler dem Audi-Pressechef am Telefon erzählt haben. Pötsch soll ihm geraten haben, keine Schwäche zu zeigen, er sei doch ein starker "Bauernbua".

Anfang November 2018 hat das Oberlandesgericht München den Haftbefehl gegen Stadler gegen Auflagen ausgesetzt. Er musste eine Kaution hinterlegen und darf seither keinen Kontakt zu Personen haben, die für das Ermittlungsverfahren relevant sind. Justizkreise rechnen damit, dass es im Laufe dieses Jahres zu einer Anklage kommen wird - ähnlich wie bei Ex-VW-Boss Martin Winterkorn.

Quelle: ntv.de, ddi

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