Wirtschaft

Erste Urteile im Bilanzskandal Ex-Steinhoff-Manager verurteilt

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Das Landgericht Oldenburg verhängte eine Haft- und Bewährungsstrafe gegen die beiden angeklagten Ex-Steinhoff-Manager.

Das Landgericht Oldenburg verhängte eine Haft- und Bewährungsstrafe gegen die beiden angeklagten Ex-Steinhoff-Manager.

(Foto: picture alliance/dpa)

In der Aufarbeitung des Bilanzskandals beim Möbelkonzern Steinhoff gibt es erste Urteile. Der frühere Konzernchef allerdings ist zum Verfahren nicht erschienen. Die Verteidiger der beiden Verurteilten sehen ihn ihm den eigentlichen Strippenzieher

Zwei frühere Manager des Möbelkonzern Steinhoff sind im Prozess um den Bilanzskandal verurteilt worden. Ein 52-Jähriger muss wegen falscher Bilanzen und Beihilfe zu Kreditbetrug dreieinhalb Jahre ins Gefängnis, wie der Vorsitzende Richter am Landgericht Oldenburg sagte. Weil sich das Verfahren verzögerte, gilt ein Jahr als vollstreckt. Ein 64-Jähriger wurde für unrichtige Darstellungen in Bilanzen mit zwei Jahren auf Bewährung bestraft. Das Urteil ist noch nicht rechtskräftig. Die Angeklagten äußerten vor dem Urteil Bedauern über die Taten. Der 52-Jährige sagte, er habe nie die Kraft gefunden, auszusteigen. Später habe er alles dafür getan, die Vorgänge aufzuklären.

Das Bekanntwerden der Bilanz-Manipulationen Ende 2017 vernichtete damals den Börsenwert des Unternehmens fast vollständig. Steinhoff hat seine Wurzeln in Westerstede in Niedersachsen. Die weltweit agierende Steinhoff International Holdings hat inzwischen ihren Hauptsitz in Amsterdam und wird aus Südafrika gesteuert.

Außer den beiden Managern waren der frühere Vorstandschef der Steinhoff International Holdings, Markus Jooste, und ein Treuhänder angeklagt. Bei den beiden Verurteilten handelte es sich um Geschäftsführer der Tochtergesellschaft Steinhoff Europe Group Services aus Westerstede. Zum Prozessauftakt war Jooste nicht erschienen. Das Gericht setzte daraufhin das Verfahren gegen ihn aus und beantragte einen Haftbefehl gegen ihn. Das Verfahren gegen den Treuhänder wurde gegen eine Zahlung eingestellt.

Das gesamte Verfahren ist mit dem jetzigen Urteil noch nicht abgeschlossen, wie es vom Gericht hieß. Die Untersuchung gegen Jooste ist nur ausgesetzt, bis gegen ihn verhandelt werden kann.

Höhere Strafen gefordert

Vor dem Urteil bescheinigte die Staatsanwaltschaft den Angeklagten in den Schlussvorträgen eine hohe kriminelle Energie. Die Taten, berechnet man die verjährten mit ein, hätten Gesamtauswirkungen von mehr als 2,3 Milliarden Euro gehabt. Für die beiden Angeklagten hatte die Behörde höhere Strafen gefordert.

Die Verteidiger stimmten den Ausführungen der Staatsanwälte stellenweise zu. Ein Verteidiger des 52-Jährigen sagte, der Hauptverantwortliche des Verfahrens sei Jooste. "Er ist der eigentliche Strippenzieher." Auch eine Verteidigerin des 64-Jährigen sprach von einem System, das Jooste geschaffen habe.

Steinhoff, aufgebaut von Bruno Steinhoff aus Westerstede, galt lange als Europas zweitgrößter Möbelkonzern. In Deutschland war die Firma für die Kette Poco bekannt, die mittlerweile an den Konkurrenten XXXLutz verkauft worden ist. Seit Ende 2017, als die Ermittlungen wegen der Bilanzunregelmäßigkeiten begannen, steckt der Konzern in einer Krise. Im Dezember 2017 brach der Aktienkurs des Konzerns um mehr als 90 Prozent ein. Milliarden von Anlagegeldern gingen verloren.

Quelle: ntv.de, jwu/dpa

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