Wirtschaft

Corona trifft kleinere Firmen Experten erwarten "Pleite-Tsunami"

Vom 1. Oktober an müssen Unternehmen, die zahlungsunfähig sind, wieder umgehend Insolvenzantrag stellen.

Vom 1. Oktober an müssen Unternehmen, die zahlungsunfähig sind, wieder umgehend Insolvenzantrag stellen.

(Foto: picture alliance/dpa)

Sanierungsexperten rechnen in naher Zukunft mit einigen Insolvenzverfahren. Während größere Unternehmen vermutlich gut durch die Corona-Krise kommen, könnte es viele kleinere Firmen treffen. Und auch für den deutschen Fiskus sieht es nicht unbedingt gut aus.

Eine Pleitewelle von großen Unternehmen infolge der Corona-Krise ist nach Ansicht von Sanierungsexperten im Herbst in Deutschland nicht zu erwarten. Es werde einen "Tsunami von Klein- und Kleinst-Unternehmen" wie Restaurants oder Logistikfirmen geben, sagt der bekannte Insolvenzverwalter Frank Kebekus in Frankfurt am Main. Großkonzerne ließen sich in ihren Entscheidungen dagegen nicht davon leiten, ob die Insolvenzantragspflicht ausgesetzt sei oder nicht. "Im vierten Quartal wird sich nicht viel tun. Die wahren Probleme kommen erst im nächsten Jahr", sagt Jörn Kowalewski, der für die Wirtschaftskanzlei Latham & Watkins Unternehmenssanierungen begleitet.

Die Bundesregierung hatte die Insolvenzantragspflicht im März unter dem Eindruck der Corona-Pandemie ausgesetzt. Vom 1. Oktober an müssen Firmen, die zahlungsunfähig sind, jedoch wieder umgehend Insolvenzantrag stellen. Ausgesetzt bleibt die Antragspflicht nur für überschuldete Unternehmen. "Die Banken werden bereit sein, die Füße stillzuhalten" und angeschlagenen Konzernen die Kredite nicht kündigen, glaubt Investmentbanker Oliver Kehren von Morgan Stanley.

Kebekus ist Sachwalter für den Warenhauskonzern Galeria Karstadt Kaufhof, der sich angesichts geschlossener Kaufhäuser in der Corona-Krise in ein Schutzschirmverfahren gerettet hatte und sich darüber saniert hat. Karstadt habe sich angesichts der Bedingungen bewusst gegen Staatshilfen der KfW und für die Sanierung in der Insolvenz entschieden, sagt er. Der Bund hat in der Krise Milliarden an Krediten über die Staatsbank zur Verfügung gestellt.

"Ein Großteil des Geldes wird nicht zurückkommen"

Kowalewski sprach von einem "Liquiditäts-Doping" durch den Staat. "Sowas hat erstmal eine kräftigende Wirkung - doch dann kommen die Nebenwirkungen." Viele Unternehmen hätten Geld bekommen, deren Probleme ihre Ursache nicht erst in der Pandemie gehabt hätten. Sanierungsexperten befürchten ein böses Erwachen: Viele Firmen könnten die Staatskredite am Ende nicht zurückzahlen, glaubt etwa Henning Block von der Investmentbank Rothschild. "Der Staat muss sich im Klaren sein, dass ein Großteil des Geldes nicht zurückkommt", sagt auch Investmentbanker Kehren.

In Branchen wie der Luftfahrt oder dem Tourismus, die länger von der Krise betroffen sind, werde die KfW voraussichtlich noch nachlegen müssen, erwartet Kebekus. Ein Rettungsanker für klamme Unternehmen könnte das neue Restrukturierungsgesetz sein. Das am Wochenende von Bundesjustizministerin Christine Lambrecht vorgelegte Gesetz soll vom nächsten Jahr an eine finanzielle Sanierung außerhalb eines Insolvenzverfahrens möglich machen.

Quelle: ntv.de, fzö/rts

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