Wirtschaft

"Gegengewicht" zu China? Exporte nach Indien legen um 19 Prozent zu

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Im ersten Halbjahr fanden Waren im Wert von 8,6 Milliarden Euro den Weg von Deutschland nach Indien.

Im ersten Halbjahr fanden Waren im Wert von 8,6 Milliarden Euro den Weg von Deutschland nach Indien.

(Foto: picture alliance/dpa)

Die deutschen Exporte nach Indien sind im ersten Halbjahr stark gestiegen. Das mittlerweile bevölkerungsreichste Land bezieht traditionell vor allem Maschinen und chemische Produkte aus Deutschland. Ein so bedeutender Absatzmarkt wie China ist Indien trotz des rasanten Wachstums noch lange nicht.

Das von Wirtschaft und Politik als Alternative zu China umgarnte Indien hat im ersten Halbjahr deutlich mehr Waren aus Deutschland bezogen. Die deutschen Exporte in das mittlerweile bevölkerungsreichste Land der Welt legten im ersten Halbjahr um mehr als 19 Prozent im Vergleich zum Vorjahresmonat auf rund 8,6 Milliarden Euro zu, wie aus Berechnungen auf Basis vorläufiger Daten des Statistischen Bundesamtes hervorgeht. Indien bezieht traditionell vor allem Maschinen und chemische Produkte aus Deutschland sowie sonstige Fahrzeuge, wie es in der Statistik heißt, wozu etwa Züge, Schiffe und Flugzeuge zählen.

"Indien wird China als Markt nicht ersetzen können", sagte der Chefvolkswirt des Verbandes Deutscher Maschinen- und Anlagenbau (VDMA), Ralph Wiechers. "Aber die China-Lastigkeit des Geschäftes ist für manches Unternehmen ein Problem, ein Klumpenrisiko. Deshalb wird stärker auf andere Märkte geschaut - wie Indien." Zu sehen sei das an den Exporten, aber auch an den Direktinvestitionen des Maschinenbaus.

"Die USA und Indien legen zu", sagte Wiechers. Indien halte noch einige Herausforderungen bereit - vom Föderalismus bis zur vergleichsweise schlechten Infrastruktur. "Auch ist es industriell noch lange nicht so entwickelt wie China - aber es hat das Zeug dazu", fügte Wiechers hinzu.

Chinesische Wirtschaft wächst langsamer

Trotz des rasanten Wachstums ist Indien noch lange kein so bedeutender Absatzmarkt wie China: Zwar fielen die deutschen Ausfuhren in die Volksrepublik in den ersten sechs Monaten um rund 8,5 Prozent schwächer aus, doch lagen sie mit mehr als 49 Milliarden Euro immer noch weit über dem Niveau des Indien-Geschäfts. Allein im Juni verkauften die deutschen Exporteure mehr nach China als im gesamten ersten Halbjahr nach Indien. Und das, obwohl der nach den USA zweitgrößten Volkswirtschaft der Welt maue Exporte, ein schwächelnder Konsum und der kriselnde Immobilienmarkt zu schaffen machen.

Das chinesische Bruttoinlandsprodukt (BIP) wuchs deshalb von April bis Juni nur noch um 0,8 Prozent im Vergleich zum Vorquartal. Damit wurde das Ergebnis des ersten Vierteljahres von 2,2 Prozent klar verfehlt. Zudem liegt die Jugendarbeitslosigkeit auf einem Rekordhoch.

Der Bundesbank zufolge hat Indien vor allem im Bereich der Weltmarktproduktion für Elektronikgüter Fuß gefasst. "Für das bevölkerungsreichste Land der Welt verbinden sich damit Hoffnungen auf einen schnelleren Industrialisierungs- und Konvergenzprozess", heißt es im aktuellen Monatsbericht. "Indien könnte dadurch in den nächsten Jahren ein gewisses Gegengewicht zu China bilden."

Nach Prognose des Internationalen Währungsfonds (IWF) wird die indische Wirtschaft sowohl in diesem als auch im kommenden Jahr schneller wachsen als die chinesische. Das BIP soll erst um 5,9 und dann um 6,3 Prozent zulegen, das von China dagegen nur um 5,2 und 4,5 Prozent.

Quelle: ntv.de, jki/rts

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