Reaktion auf Daten-Skandal Facebook gewährt mehr Kontrolle über Daten
28.03.2018, 19:19 Uhr
Künftig soll jeder selbst entscheiden können, welche Werbeanzeigen ihm angezeigt werden.
(Foto: dpa)
Die Forderungen nach mehr Datenschutz und Transparenz bei Facebook sind seit dem Datenskandal laut - nun reagiert der Konzern erstmals mit greifbaren Veränderungen für seine Nutzer. Doch der nächste Ärger ist schon im Anmarsch.
Facebook zieht Konsequenzen aus seinem Datenskandal: Der Internetkonzern kündigte an, Nutzern mehr Kontrolle über ihre eigenen Informationen zu geben und zugleich die Verwaltung der Einstellungen zu vereinfachen. Auch eine Aktualisierung der Datenrichtlinien sei in Kürze geplant.
Konkret stellte Facebook nun in Aussicht, die Einstellungen "nicht mehr auf fast 20 verschiedene Unterseiten" zu verteilen, sondern an einem Ort zugänglich zu machen. Es werde möglich sein, für das Konto weitere Sicherheitsfunktionen zu aktivieren und zu überprüfen, was geteilt wurde - und es gegebenenfalls zu löschen. Zugleich soll künftig jeder selbst entscheiden können, welche Werbeanzeigen angezeigt werden. Und Facebook will es Nutzern ermöglichen, ihre Daten in Form einer Sicherungskopie herunterzuladen.
Damit reagiert Facebook erstmals mit greifbaren Veränderungen auf Forderungen nach mehr Datenschutz und Transparenz. Zuletzt hatte sich das Unternehmen immer wieder dafür entschuldigt, dass die britische Analysefirma Cambridge Analytica Daten von 50 Millionen Facebook-Nutzern auf mutmaßlich unlautere Art einsetzen konnte, um den Wahlkampf von US-Präsident Donald Trump zu unterstützen.
Marktwert schrumpft um 100 Milliarden Dollar
Bei Anlegern sorgte die Nachricht, dass Facebook die Initiative ergreift, für ein Aufatmen. Die Aktie legte 0,6 Prozent zu. Rund um den Globus hatten sich zuletzt immer mehr Nutzer und Werbekunden von dem weltweit größten sozialen Netzwerk mit mehr als zwei Milliarden Mitgliedern abgewandt.
Diese Entwicklung sowie die Befürchtung, dass Regulierer im Zuge der Affäre einen strengeren Umgang bei der Verwendung von Daten durch Technologiekonzerne durchsetzen, führten dazu, dass der Marktwert von Facebook seit Mitte März um fast 100 Milliarden Dollar geschrumpft ist. Auch die Papiere anderer Technologiekonzerne litten unter dem Skandal.
Einer Befragung des Wirtschaftsnachrichtenportals "Business Insider Deutschland" zufolge plant derzeit aber kein Dax-Unternehmen die Löschung seiner Facebook-Seite. Der Konsumgüterriese Henkel, der Spezialchemiekonzern Covestro und BMW deuteten aber an, noch nicht endgültig entschieden zu haben. Zuvor hatte die Commerzbank ihre Reklame auf Facebook gestoppt.
Zuckerberg will vor Kongress aussagen
Während sich Facebook müht, den Skandal unter Kontrolle zu bringen, droht in den USA und Neuseeland bereits neuer Ärger: Bei einer Klage in Kalifornien und einer Beschwerde von Datenschützern in Neuseeland geht es um das Speichern von Nutzerdaten. Firmenchef Mark Zuckerberg kündigte bereits an, den Zugriff von Entwicklern auf Nutzerinformationen einzuschränken. US-Abgeordnete haben den 33-Jährigen eingeladen, im Kongress Rede und Antwort zu stehen. Insidern zufolge plant er, persönlich Stellung zu nehmen. Nach einem passenden Datum wird laut Handelsausschuss aber noch gesucht.
Der voraussichtliche Termin für die Aussage des suspendierten Chefs der umstrittenen Analyse-Firma Cambridge Analytica, steht dagegen bereits: Am 17. April soll Alexander Nix vor dem britischen Parlamentsausschuss für Medien sprechen.
Der Datenskandal hat weltweit Politiker, Investoren und Aufsichtsbehörden auf den Plan gerufen, die Konsequenzen fordern. Die UN-Handelsorganisation Unctad erklärte, der Facebook-Fall sei nur die Spitze des Eisbergs. Die Debatte zeige, dass viele Länder schlecht auf die Herausforderungen der digitalen Wirtschaft vorbereitet seien.
Quelle: ntv.de, ftü/rts