Größtes Wachstum seit 1962 Frankreichs Wirtschaft hat Krise "ausgelöscht"
28.01.2022, 09:53 Uhr
Macron dürfte es freuen: Mit einigermaßen martialischen Worten beschreibt der Finanzminister die Konjunkturerholung in Frankreich.
(Foto: picture alliance / ASSOCIATED PRESS)
Die Bühne für den Wahlkampf ist nach Ansicht einer Ökonomin bereitet: Frankreichs Präsident Macron kann auf eins der erfolgreichsten jahre der Wirtschaftsgeschichte verweisen. Vor allem die Impfkampagne und Corona-Lockerungen gaben der Konjunktur Auftrieb.
Frankreichs Wirtschaft ist trotz der Omikron-Welle Ende 2021 überraschend stark gewachsen und hat im Gesamtjahr so kräftig zugelegt wie seit mehr als einem halben Jahrhundert nicht. Die Konjunktur zog im vergangenen Jahr um 7,0 Prozent an - und damit so stark wie seit 1969 nicht mehr, wie das nationale Statistikamt Insee am Freitag mitteilte. "Die französische Wirtschaft hat sich spektakulär erholt und das hat die Wirtschaftskrise ausgelöscht", sagte Finanzminister Bruno Le Maire im Fernsehsender France 2. "Es gibt immer noch einige Bereiche, die Probleme haben, wie der Tourismus und die Hotellerie. Aber die meisten erholen sich sehr stark und das schafft Arbeitsplätze."
Von Oktober bis Dezember stieg das Bruttoinlandsprodukt (BIP) unerwartet kräftig um 0,7 Prozent zum Vorquartal. Ökonomen hatten nur mit einem Plus von 0,5 Prozent gerechnet, nach einem BIP-Anstieg von 3,1 Prozent im Sommer. Im zweiten Halbjahr 2021 schoben in Frankreich vor allem Fortschritte bei der Impfkampagne und Lockerungen der Pandemie-Maßnahmen die Konjunktur an. Allerdings war die Wirtschaft im Corona-Rezessionsjahr 2020 auch um 8,0 Prozent eingebrochen.
Laut Statistikamt erreichte die Wirtschaft im dritten Quartal wieder das Vorkrisenniveau. Zum Jahresende kurbelten die Verbraucherausgaben das Wachstum an. Zudem sorgten die Unternehmen für Schwung, weil sie ihre Lager wieder auffüllten.
"Alles in allem ist die wirtschaftliche Bühne für die Präsidentschaftswahlen im April bereitet", sagte Jessica Hinds vom Analysehaus Capital Economics. Präsident Emmanuel Macron dürfte mit den BIP-Zahlen für 2021 eindeutig zufrieden sein. "Aber ob Macron die französische Wählerschaft davon überzeugen kann, ihm weitere fünf Jahre zu geben, ist noch nicht ausgemacht", fügte sie hinzu. Macron hat derzeit in Umfragen allerdings einen komfortablen Vorsprung vor den engsten Konkurrenten von den Konservativen und der extremen Rechten.
Quelle: ntv.de, jwu/rts