Wirtschaft

Mehr Arbeit, weniger freiFratzscher: Feiertags-Streit 2026 ist "Phantomdebatte"

29.12.2025, 12:02 Uhr
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In anderen Ländern werden Feiertage, die auf ein Wochenende fallen, bereits unter der Woche nachgeholt. (Foto: picture alliance / CHROMORANGE)

Mehrere Feiertage fallen 2026 auf ein Wochenende. Während Grüne und Linke Ersatz fordern, warnt die Wirtschaft vor Milliardenschäden. Für Ökonom Fratzscher ist die Diskussion eine Scheindebatte - entscheidend sei nicht die Zahl der freien Tage.

Für Arbeitnehmer liegen einige Feiertage im kommenden Jahr ungünstig: 2026 fallen bundesweit der Tag der Deutschen Einheit am 3. Oktober und der zweite Weihnachtsfeiertag am 26. Dezember auf einen Samstag. In Berlin und Mecklenburg-Vorpommern ist der Internationale Frauentag am 8. März ein Feiertag, 2026 ist dies ein Sonntag. Auch Allerheiligen am 1. November und der Reformationstag am 31. Oktober liegen an einem Wochenende. Grüne und Linke haben deswegen einen Ersatz unter der Woche gefordert. Politiker beider Parteien verweisen dabei etwa auf entsprechende Regelungen in anderen Ländern.

"Für Beschäftigte ist es nicht nur ärgerlich, sondern auch unfair, wenn Feiertage auf das Wochenende fallen", sagte der Grünen-Sozialexperte Timon Dzienus der "Rheinischen Post". Wie auch in vielen anderen europäischen Ländern sollten ausgefallene Feiertage daher nachgeholt werden, betonte Dzienus. "Von gut erholten Beschäftigten profitieren auch die Arbeitgeber. Ausreichend Feiertage gehören mit dazu", argumentierte der frühere Bundessprecher der Grünen Jugend.

Der Ökonom Marcel Fratzscher erachtet die Diskussion um einen Ersatz für auf Wochenenden fallende Feiertage im kommenden Jahr als wenig zielführend. "Ich halte das für eine Phantomdebatte", sagte der Präsident des Deutschen Instituts für Wirtschaftsforschung (DIW) im ARD-"Morgenmagazin". Genauso wenig halte er von der umgekehrten Forderung, Feiertage abzuschaffen. "Wichtiger ist, die Qualität der Arbeit zu verbessern, also die Produktivität, dass die Menschen pro gearbeiteter Stunde produktiver sind." Er ergänzte: "Diese Diskussion über mehr oder weniger Feiertage halte ich für kontraproduktiv."

Durch die wegfallenden Feiertage erwarte man 2026 ungefähr 0,3 Prozent mehr Wirtschaftsleistung, da die Menschen dann mehr arbeiteten, führte Fratzscher aus. In den Folgejahren - wenn die Feiertage wieder unter der Woche liegen - gebe es dann den umgekehrten Effekt, also weniger Wirtschaftsleistung. Das schwanke immer um 0,3, 0,4-Prozentpunkte. "Das ist nicht viel."

Der Ökonom ergänzte: "Das wird die Probleme Deutschlands, die wir heute im wirtschaftlichen Bereich haben, sicherlich nicht lösen." Fratzscher forderte hingegen mehr Investitionen des Staates, aber auch einen Beitrag der Unternehmen. Die Unternehmen müssen mehr in ihre Beschäftigten investieren, um die Produktivität zu verbessern, sagte er. "Die Qualität der Arbeit muss besser werden."

Auch aus der Union kam Widerspruch zu der Idee. "Die Zeche würden der Mittelstand und der Standort Deutschland zahlen", sagte die Vorsitzende der Mittelstands- und Wirtschaftsunion (MIT), Gitta Connemann, dem "Tagesspiegel". Ein Feiertag stehe für einen Produktionsausfall von 8,6 Milliarden Euro, rechnete sie vor. "Deutschland kann sich keine Feiertags-Mentalität leisten", sagte Connemann. Um den Wohlstand zu erhalten, müsse in Deutschland mehr gearbeitet werden.

Der Fraktionschef der Linken, Sören Pellmann, betonte in der "Rheinischen Post" hingegen, über 85 Länder, darunter Spanien, Großbritannien, Polen oder die USA hätten Regelungen getroffen, damit auf das Wochenende fallende Feiertage ausgeglichen werden. Da dürfe Deutschland nicht zurückstehen.

Quelle: ntv.de, jki/dpa

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