Wirtschaft

Weg vom New Yorker Bullen "Furchtloses Mädchen" zieht vor die Börse

Werden der "Charging Bull" und das "Fearless Girl" irgendwann wieder vereint sein?

Werden der "Charging Bull" und das "Fearless Girl" irgendwann wieder vereint sein?

(Foto: AP)

Ein gutes Jahr lang hat die New Yorker Bronze-Statue "Fearless Girl" Auge in Auge mit dem Wall-Street-Bullen durchgehalten. Nach viel Protest räumt sie ihren Platz - und stellt sich einer größeren Kulisse.

Das Ensemble stimmt, die Pose passt, wie sich das Bronze-Mädchen so vor dem Börsen-Bullen in Manhattan aufbaut. So scheint es zumindest. Doch nicht alle sind dieser Meinung. Deshalb wird das "Fearless Girl" künftig auch ein anderes Ziel ins Visier nehmen. Nach nur einem Jahr Auge in Auge mit dem Bullen wird die Figur 200 Meter weiter südlich direkt vor die New York Stock Exchange (NYSE) ziehen.

Laut Bürgermeister Bill De Blasio spielten bei der Entscheidung nicht nur Geschmack, sondern auch Sicherheitsbedenken eine Rolle. Die Statue befindet sich an der schmalen Nordspitze des Bowling Green Parks. Zwischen der Touristenattraktion und dem Verkehr auf dem Broadway ist nur wenig Platz.

Das furchtlose Mädchen misst gerade einmal 1,30 Meter. Dafür hat es aber schon viel durchgemacht, seit es zum Weltfrauentag am 8. März vergangenen Jahres aufgestellt wurde. Wie es dasteht, die Hände in die Hüften gestemmt, mit wippendem Pferdeschwanz und das Näschen dem angriffslustigen Bullen keck entgegengereckt, steht nicht zu befürchten, dass ihr jetzt der Umzug den Broadway hinunter Probleme bereiten wird. Das Wesentliche hat sie immer im Blick behalten.

Für Frauen in Führungspositionen

In Auftrag gegeben hatte die Figur der drittgrößte Vermögensverwalter der Welt, State Street Global Advisers. Die Bostoner Investmentfirma wollte ihre Unternehmensphilosophie propagieren. Ein Indexfonds, den sie verwaltet, setzt auf Unternehmen mit hohem Frauenanteil. Auf einer Plakette neben dem Mädchen steht deshalb auch: "Lerne die Macht von Frauen in Führungspositionen kennen. SHE (englisch für Sie) macht einen Unterschied." SHE ist auch der Name des Fonds.

Dass das "Fearless Girl" für Aufmerksamkeit sorgen sollte, war klar. Aber den Sturm der Entrüstung, der dann entbrannte, hatte niemand vorhergesehen. Als erstes empörte sich der Bildhauer, der den Börsen-Bullen geschaffen hatte. Er kritisierte, die kleine Figur verändere die Bedeutung seines Kunstwerks. Ein Künstler stellte aus Protest eine kleine Hundestatue neben dem Mädchen auf, die ihm ans Bein pinkelte. Wieder andere scholten die Figur als geschmacklosen Marketing-Trick eines Investmentfonds.

Eigentlich war die Statue nur als vorübergehende Aktion geplant. Allem Protest zum Trotz, wird die Stadt sie nun aber wohl nicht mehr los. Das Mädchen sei "ein starkes Symbol für den notwendigen Wandel in den höchsten Rängen der US-Unternehmen", sagte De Blasio. Dabei machte er unmissverständlich klar: "Sie wird ein dauerhafter Teil des Lebens unserer Stadt sein."

Wiedervereinigung vor der Börse?

Der Umzug ist ein Kompromiss, der zu verschmerzen ist. Denn vor der New York Stock Exchange kann das furchtlose Mädchen noch direkter für seine Sache werben: Laut der Bostoner Investmentfirma haben 150 Unternehmen weibliche Vorstände benannt, seitdem das fruchtlose Mädchen aufgestellt wurde.

Offenbar erscheint den New Yorkern das "Fearless Girl" heute schon das passendere Symbol vor der Börse, als der Bulle. Ursprünglich war es der 2000-Kilo-Koloss, der dort - zumindest für kurze Zeit - thronte. Sein Künstler Arturo Modica hatte ihn in einer Nacht- und Nebelaktion 1998 direkt vor der NYSE postiert. Die Behörden duldeten das Tier an dem Standort jedoch nicht und schleppten es ein paar Straßen weiter, wo es fast eine Generation später dann dem Bronze-Mädchen begegnete.

Ob der Bulle sein Dasein von nun ab alleine im Bowling Green Park fristen wird oder nicht, ist noch unklar. Angeblich wird auch für ihn eine neuer Platz gesucht. Auch die Börse soll als neuer Standort in Frage kommen. Vielleicht finden sich Bulle und Mädchen ja wieder.

Quelle: ntv.de, ddi

Newsletter
Ich möchte gerne Nachrichten und redaktionelle Artikel von der n-tv Nachrichtenfernsehen GmbH per E-Mail erhalten.
Nicht mehr anzeigen