Rückschritt in Verkehrswende Gewerkschaft sieht "Preiskatastrophe" auf Bahnfahrer zukommen
03.09.2025, 19:05 Uhr Artikel anhören
Die hohen Kosten für Schienen-Instandhaltung der Deutschen Bahn zahlt der Kunde am Ende mit.
(Foto: IMAGO/Panama Pictures)
Bahnfahren könnte schon im Herbst teurer, das Strecken-Angebot schlechter werden. Als Grund dafür nennt die Gewerkschaft EVG fehlende Fördermittel für das marode Schienennetz. Die Gewerkschaft EVG wirft der Regierung den "Todesstoß für die Bahn" vor.
Die Eisenbahn- und Verkehrsgewerkschaft (EVG) warnt zum wiederholten Mal vor den entscheidenden Verhandlungen im Bundestag zum Haushalt 2025 vor deutlich höheren Bahn-Preisen. "Wir sind geschockt", sagte EVG-Chef Martin Burkert mit Blick auf die Sitzungen. "Wider besseres Wissen steuern die Haushaltspolitiker die Bahn-Kunden in eine Preiskatastrophe hinein."
Der Gewerkschafter kritisierte, dass in der Vorlage für die sogenannte Bereinigungssitzung des Haushaltsausschusses am morgigen Donnerstag die Trassenpreisförderung nicht erhöht wird, um die Fahrpreise im Fernverkehr und im Schienengüterverkehr stabil zu halten. Benötigt würde nach EVG-Angaben eine Summe von 170 Millionen Euro - bei einem Gesamthaushalt von mehr als 500 Milliarden.
Die Trassenpreise - eine Art Schienenmaut - gelten als umstritten. Die Deutsche Bahn hätte Bunkert zufolge stark von einer höheren Förderung profitiert. Denn im gegenwärtigen, seit 2017 geltenden System müssen alle Nutzer des Schienennetzes die Infrastrukturkosten selbst tragen - und somit auch die Trassenpreise. Ohne die entsprechende Entlastung durch die Regierung, könnten laut EVG-Chef schon im Herbst Ticketpreise um zehn Prozent teurer werden.
"Die Politik muss die Bahn besser machen"
Neben höheren Ticketpreisen drohe auch ein schlechteres Angebot, etwa im Osten. Doch auch Sprinterverbindungen zwischen Großstädten könnten dem Gewerkschaftsboss zufolge unter den fehlenden Mitteln leiden. "Die Politik muss die Bahn besser machen und ihr nicht den Todesstoß verpassen." Beschwerden der Kunden sollten sonst direkt im Bundestag abgeliefert werden. "Die Wut der Bevölkerung wird ohrenbetäubend sein."
Nicht auf Bahnfahrer, sondern auch den Güterverkehr sieht die EVG Konsequenzen zukommen. Logistikunternehmen hatten zuletzt vor einer zunehmenden Verlagerung von Fracht auf LKWs gewarnt, sollten die Trassenpreise für die Nutzung der Schiene weiter steigen. Der Verband der Güterbahnen spricht von einer "Bombe mit angezündeter Lunte". Laut Haushaltsentwurf der Bundesregierung 2025 ist eine Trassenpreisförderung im Schienengüterverkehr von 275 Millionen vorgesehen, 2026 von 265 Millionen Euro. Aus Sicht der Branche reicht das nicht aus.
Der Geschäftsführer der Allianz pro Schiene, Dirk Flege, sagte: "Die Trassenpreise in ihrer jetzigen Form sind nicht nur schmerzhaft für alle, die den Schienengüterverkehr nutzen. Sie wirken wie eine Vollbremsung auf die Verkehrsverlagerung von der Straße auf die Schiene und die Klimaziele der Bundesregierung."
Quelle: ntv.de, rku/rts