Wirtschaft

Um Jobs zu retten Gewerkschaftsboss will Vier-Tage-Woche

In der Autobranche gibt es mehrere Vereinbarungen, um die Folgen der Corona-Krise abzuschwächen.

In der Autobranche gibt es mehrere Vereinbarungen, um die Folgen der Corona-Krise abzuschwächen.

(Foto: picture alliance / Bernd Weissbr)

Wie können in der Corona-Pandemie möglichst viele Arbeitsplätze erhalten werden? Für die Gewerkschaften wird dese Frage immer wichtiger. Die IG Metall schlägt vor, sich die Autobranche zum Vorbild zu nehmen.

Die IG Metall schlägt angesichts der Corona-Krise vor, in der kommenden Tarifrunde eine Vier-Tage-Woche als Option für die Betriebe zu vereinbaren, um Jobs zu retten. "Die Vier-Tage-Woche wäre die Antwort auf den Strukturwandel in Branchen wie der Autoindustrie. Damit lassen sich Industriejobs halten, statt sie abzuschreiben", sagte Gewerkschaftschef Jörg Hofmann der "Süddeutschen Zeitung".

Die Betriebe hätten ein Interesse daran, Arbeitszeit zu reduzieren statt Personal zu entlassen. "Das sichert Fachkräfte und spart zum Beispiel Kosten für einen Sozialplan", so der IG-Metall-Vorsitzende. Er kündigte dem Blatt zufolge an, in der kommenden Tarifrunde trotz der Rezession eine Lohnerhöhung zu fordern. Die Bundesregierung rief er dazu auf, die Bezugsdauer des Kurzarbeitergeldes auf 24 Monate zu verlängern.

In der Autobranche gibt es bereits mehrere Vereinbarungen, um auf den Nachfrage-Einbruch in der Corona-Krise zu reagieren: Daimler hat sich mit dem Betriebsrat darauf verständigt, die Wochenarbeitszeit in der Verwaltung und in produktionsnahen Bereichen von Oktober an für ein Jahr um zwei Stunden ohne Lohnausgleich zu senken. Der Autozulieferer ZF Friedrichshafen hat mit der IG Metall einen Tarifvertrag ausgehandelt, der vorsieht, dass die Wochenarbeitszeit an deutschen Standorten um bis zu 20 Prozent gesenkt werden kann. Im Gegenzug für die Einkommenseinbußen will der Stiftungskonzern vom Bodensee bis 2022 auf betriebsbedingte Kündigungen unter den 50.000 Mitarbeitern im Inland verzichten und keine Standorte schließen.

Nicht so weit geht die Regelung beim weltgrößten Autozulieferer Bosch. Dort wurde die Arbeitszeit von Beschäftigten in Entwicklung, Forschung, Vertrieb und Verwaltung an einigen Standorten im Großraum Stuttgart bis Jahresende um bis zu zehn Prozent gesenkt. Rund 35.000 Mitarbeiter sind davon betroffen. Die mit der Arbeitnehmervertretung ausgehandelte Betriebsvereinbarung löst die Kurzarbeit in diesen Bereichen ab. In der Produktion gilt die Kurzarbeit bis Ende 2020 weiter. So sollen die Standorte in der Lage sein, flexibel auf die schwankende Nachfrage zu reagieren. Auch der Zulieferer Continental bastelt an einer solchen Regelung.

Volkswagen als Vorbild

Künftig solle allen Betrieben der Metall- und Elektroindustrie dieser Weg offenstehen, sagte IG-Metall-Chef Hoffmann und forderte einen "gewissen Lohnausgleich für die Beschäftigten, damit es sich die Mitarbeiter leisten können." Das Thema, wie in der Corona-Pandemie möglichst viele Arbeitsplätze erhalten werden können, wird für Gewerkschaften immer wichtiger. Denn bei vielen Firmen erhöht sich der Druck, die Personalkosten zu senken. Um Massenentlassungen zu vermeiden, vereinbaren vor allem größere Konzerne eine Kürzung der wöchentlichen Arbeitszeit.

Das Vorbild, an dem sie sich orientieren, ist die Vier-Tage-Woche, mit der Volkswagen Anfang der 1990er Jahre Zehntausende Arbeitsplätze rettete. Während bei dem Autokonzern damals die Mitarbeiter in den deutschen Werken 20 Prozent weniger arbeiteten und auf einen Teil ihres Lohns verzichten mussten, sind die Vereinbarungen heute differenziert und gelten zum Teil nur für bestimmte Beschäftigtengruppen oder einzelne Abteilungen. Das Prinzip ist aber das Gleiche: Die Arbeit wird anders verteilt, damit möglichst viele ihren Job behalten.

Anders als bei Kurzarbeit, bei der die Bundesagentur für Arbeit einen Teil der ausgefallenen Einkommen für eine bestimmte Zeit zahlt, werden die Bedingungen für eine Kürzung der wöchentlichen Arbeitszeit zwischen Betriebsrat und Unternehmensleitung ausgehandelt. Dabei zahlen größere Unternehmen ihren Mitarbeitern oft einen Teillohnausgleich.

Quelle: ntv.de, jga/rts

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