Debatte um Laufzeitverlängerung Grünen-Chef: Atomkraft hat keine Zukunft
22.08.2022, 04:51 Uhr
Atomkraftwerk Isar 2 in Bayern - manche wünschen sich eine Zukunft für die umstrittene Energiequelle.
(Foto: Armin Weigel/dpa)
Sollen die verbliebenen drei deutschen Atomkraftwerke im Winter am Netz bleiben? Ausschließen will Grünen-Chef Nouripour das nicht. Aus der Union wird der Ruf danach immer lauter. Doch Nouripour stellt auch klar: In seinen Augen ist Atomenergie keine Zukunftstechnologie.
Grünen-Chef Omid Nouripour sieht keine Zukunft für die Atomkraft. "Das Gerede über den Wiedereinstieg, über Atomkraft als angebliche Zukunftstechnologie, ist eine Märchendebatte", sagte der Partei-Co-Vorsitzende. Er verwies auf Frankreich, wo aktuell viele Kernkraftwerke nicht in Betrieb sind, was mit Wartungen begründet wird.
"Hätte Markus Söder konsequenter den Ausbau von Windenergie und Stromtrassen vorangetrieben, wäre die Stromversorgung in Bayern auch sicherer", merkte Nouripour mit Blick auf den bayerischen Ministerpräsidenten und CSU-Chef an. Die Zukunft gehöre den erneuerbaren Energien. In der umstrittenen Frage des Weiterbetriebs der verbleibenden drei deutschen Atomkraftwerke verwies der Grünen-Chef auf den laufenden Stresstest, dessen Ergebnisse man abwarten wolle. "Und dann entscheiden wir anhand der Fakten, wie bisher." Mit dem Stresstest prüft die Bundesregierung mit Blick auf den kommenden Winter die Sicherheit der Stromversorgung.
Unterdessen forderte CSU-Landesgruppenchef Alexander Dobrindt von der Bundesregierung eine schnelle Entscheidung für eine Laufzeitverlängerung der deutschen Atomkraftwerke. "Statt weiter wertvolle Zeit zu vertrödeln, muss die Bundesregierung schnellstens den Weiterbetrieb der Kernkraftwerke beschließen, die Brennstoffe bestellen und die zuletzt abgeschalteten Kraftwerke wieder betriebsfit machen", sagte Dobrindt. "Die Ampel muss endlich wegkommen von ihrer Vorstellung irgendeiner Moral-Energie und hinkommen zur Organisation von Vernunft-Energie."
Dobrindt: "Gravierender Fehler"
Dobrindt kritisierte Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck von den Grünen scharf: "Am Atomausstieg festzuhalten, ist ein gravierender Fehler. Mit seiner ideologischen Sturheit provoziert Habeck geradezu einen Blackout in Deutschland, weil er in einer Phase der größten Energieknappheit die Kernkraftwerke aus dem Netz nehmen will."
Die Nutzung von Kohle für die Stromproduktion, die die Bundesregierung vorantreiben will, um Gas zu sparen, sei aus klimapolitischer Sicht schwierig, räumte Grünen-Chef Nouripour ein. Es sei aber offensichtlich, dass dies kurzfristig nötig sei. "Gleichzeitig müssen wir an den Klimaschutzzielen mehr denn je festhalten, das zeigt dieser Sommer sehr deutlich, mit Dürrekatastrophen und Waldbränden in vielen europäischen Ländern und auch hier bei uns." Deshalb beschleunige man den Ausbau der erneuerbaren Energien wie nie zuvor. "Aber wir brauchen nun einmal ein, zwei Jahre, um uns aus der Abhängigkeit von russischen fossilen Energieträgern zu lösen."
Quelle: ntv.de, kst/dpa