Wirtschaft

Nicht mehr größter Schiffsfinanzierer HSH wird auf Steuerzahlerkosten aufgerüscht

Im schlimmsten Fall erhalten die Länder lediglich den Schrottpreis für 256 Schiffe.

Im schlimmsten Fall erhalten die Länder lediglich den Schrottpreis für 256 Schiffe.

(Foto: picture alliance / dpa)

Um die krisengeplagte HSH Nordbank für potenzielle Käufer attraktiv zu machen, werden faule Kredite in Milliardenhöhe ausgelagert. Mit denen darf sich nun der Steuerzahler rumschlagen. Bedient werden die Kredite längst nicht mehr.

Mega-Deal im Norden: Die Länder Hamburg und Schleswig-Holstein haben der HSH Nordbank planmäßig faule Schiffskredite im Buchwert von fünf Milliarden Euro abgenommen. Damit ruht das Risiko künftig vollständig beim Steuerzahler. Insgesamt gingen Kredite für 256 Schiffe in den Besitz der Anstalt öffentlichen Rechts über, die von den Ländern zu diesem Zweck gegründet wurde, teilte die Bank mit. Sie ist damit auf einen Schlag gut die Hälfte ihrer Schiffs-Problemkredite los. Für die Länder ist das Geschäft finanziell heikel - denn die Kredite werden gegenwärtig von den Reedereien nicht bedient. Ganz verloren sind sie aber auch noch nicht. Im schlechtesten Fall allerdings bekommen die Länder für die Schiffe nur noch den Schrottwert.

Mit der Übertragung der Kredite setzen die Länder einen zentralen Punkt der Vereinbarung mit der EU um. Diese sieht vor, die Bank bis 2018 zu verkaufen. Andernfalls wird das Institut mit mehr als 2000 Beschäftigten abgewickelt. "Diese Entlastung ist eine Voraussetzung dafür, dass wir die Altlasten für das Land so vermögensschonend wie möglich bewältigen", sagte die Kieler Finanzministerin Monika Heinold. "Mit der Entlastung der Bank von notleidenden Portfolien tragen die Länder dazu bei, dass der Privatisierungsprozess gelingen kann." Kritik an der Übernahme kam von der CDU-Fraktion in Kiel und der FDP in der Hamburger Bürgerschaft.

Die HSH Portfoliomanagement AöR ist am Standort Kiel angesiedelt. Sie zahlt für die Schiffskredite den von der EU festgesetzten Preis von 2,4 Milliarden Euro - viel mehr ist das Paket nicht mehr wert. Allerdings steht es noch mit fünf Milliarden Euro in den Büchern, weshalb weitere 2,6 Milliarden Euro gegen die Verlustgarantie der Länder gerechnet werden - so wird die Bank am Ende um fünf Milliarden Euro entlastet. Zudem verringert sich die Abhängigkeit vom Kurs des US-Dollars.

Bis Ende kommenden Jahres wolle die Bank ihre Problemkredite von gut 16 Milliarden Euro per Ende des ersten Quartals 2016 auf rund acht Milliarden Euro halbieren, hieß es weiter. Bis Mitte 2017 sollen weitere notleidende Kredite aus den Jahren vor 2009, diesmal aus den Bereichen Schifffahrt, Immobilien und Flugzeugfinanzierung sowie Erneuerbare Energien über 3,2 Milliarden Euro unter der Absicherung der Garantie am Markt veräußert werden.

Schifffahrtskrise führt Banken noch immer an den Abgrund

Das Thema Schiffskredite ist noch immer eines der ganz großen Problemfelder für etliche Banken. Laut Reuters müssen sich die Schiffsfinanzierer auf weitere Auflagen der Europäischen Zentralbank einstellen. In einem ersten Schritt hat die Notenbank von zahlreichen Finanzinstituten umfangreiche Daten über Schiffskredite und Rücklagen für ausfallgefährdete Darlehen angefordert, wie Insider berichtet hätten. Und dies sei nur der erste Schritt. Unklar ist noch, welche Schritte die EZB dann unternehmen wird. Manche Experten rechnen mit der Forderung nach weiteren Abschreibungen.

Noch immer kämpft die Schifffahrtsbranche mit Überkapazitäten und niedrigen Frachtraten. Dass die chinesische Wirtschaft langsamer wächst verschärft die Lage zusätzlich. In der Folge erwartet die NordLB dieses Jahr erstmals seit 2009 wieder rote Zahlen. Die Bremer Landesbank ist wegen absehbarer Verluste von mindestens 400 Millionen Euro sogar in Schieflage geraten und dürfte an die niedersächsische NordLB gehen, die bereits jetzt mit 55 Prozent Mehrheitsgesellschafter ist. Bremen hält derzeit noch 41 Prozent.

Die HSH ist durch den nun besiegelten Deal nicht mehr größte Schiffsfinanzierer der Welt, wie Bankchef Stefan Ermisch sagte. Die HSH Nordbank hat noch 1600 Schiffe in ihrem Kreditportfolio; früher waren es 3300. Bei der Bank bleiben nach den Verkaufsprozessen noch Schiffskredite von 17,8 Milliarden Euro, von denen fünf Milliarden Euro als notleidend einzustufen sind. Für das vergangene Jahr weist die HSH Nordbank einen Gewinn von 450 Millionen Euro vor Steuern aus, nach 278 Millionen Euro im Jahr zuvor. Auch diese Gewinnzahl ist jedoch von verschiedenen Sondereffekten geprägt.

Quelle: ntv.de, jwu/rts/dpa

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