Wegen Krise im Wohnungsbau Handwerker arbeiten immer öfter im Baumarkt
04.03.2024, 18:18 Uhr Artikel anhören
Die Deutschen sind renovierungsmüde: Baumärkte haben ein dramatisches Jahr hinter sich.
(Foto: picture alliance / SvenSimon)
Heimwerker dürfen sich auf fachkundige Beratung im Baumarkt freuen. Immer häufiger zieht es Fliesenleger oder Maurer dorthin, berichtet der Branchenverband. Grund seien Insolvenzen in der Baubranche. Insgesamt blicken die Händler auf ein schwieriges Jahr zurück.
Bau- und Gartenfachmärkte verzeichnen eine steigende Zahl von Bewerbern aus handwerklichen Berufen. "Es gibt eine spürbare Bewerbungswelle von Handwerkern", sagte Franz-Peter Tepaß, Vorstandssprecher des Handelsverbandes Heimwerken, Bauen und Garten (BHB), in Köln. In den vergangenen sechs bis acht Monaten sei die Zahl der Bewerbungen deutlich gestiegen. Zahlen nannte er nicht.
Tepaß sieht die Entwicklung nicht nur wegen des allgemeinen Fach- und Arbeitskräftemangels positiv: "Wir brauchen genau diese Expertise. Das sind Fachleute, die ihr Wissen gut weitergeben können." Der Anstieg der Bewerberzahlen habe mehrere Gründe - unter anderem die Krise im Wohnungsbau sowie die vielen Insolvenzen bei Projektentwicklern und Bauunternehmen, die sich negativ auf Handwerksfirmen auswirkten. Zudem sei es für viele Menschen über 50 Jahren schwer, die körperliche Belastung gewisser Handwerksberufe zu stemmen. Dass die Baumarktbranche Anlaufpunkt für Menschen aus dem Handwerk ist, ist nicht neu. Tepaß schätzt, dass etwa ein Zehntel der Beschäftigten im Fachhandel früher handwerklichen Berufen wie Maler, Fliesenleger oder Maurer nachgegangen ist.
Starker Einbruch bei den Umsätzen
Allerdings kann die Branche frische Kräfte auch gut brauchen: Hinter den Händlern liegt ein schwieriges, ja "ein dramatisches Jahr", räumten BHB-Vertreter ein. Trotz gestiegener Preise gingen die Umsätze 2023 um 3,1 Prozent zurück, inflationsbereinigt sogar um etwa 9 Prozent - und damit deutlich stärker als im Einzelhandel insgesamt. Die Corona-Zeit hatten viele Bürger auch dazu genutzt, ihre eigenen vier Wände zu verschönern, Renovierungen umzusetzen und auch vorzuziehen. Zuletzt verzichteten sie wegen der hohen Inflation jedoch häufig auf nicht notwendige Anschaffungen und größere Projekte für Haus und Heim.
Neben Sparsamkeit und schlechter Stimmung bei vielen Kunden kamen andere Faktoren erschwerend hinzu: Wegen des nassen Wetters lief das für die Märkte so wichtige Frühjahrsgeschäft schlecht. Auch Lieferkettenprobleme und der Einbruch beim Neubau wirkten sich negativ aus - je weniger neue Wohnungen, desto weniger Aufträge für Erstausstattung. Der Streit um das Heizungsgesetz hat der Baumarktbranche nach eigenen Angaben ebenfalls geschadet. Demnach brachen die Umsätze im Bereich Sanitärinstallation und Heizung nach Verabschiedung des Gesetzes ein.
Quelle: ntv.de, mau/dpa