Desaströse Bilanz Harris kann wegen Inflation gegen Trump verlieren


Will die erste US-Präsidentin werden: Kamala Harris.
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Die Preise für Lebensmittel und Benzin sind während der Vize-Präsidentschaft von Kamala Harris kräftig gestiegen, die Kosten für Immobilienkredite ebenfalls. Im Kampf um das Weiße Haus könnte Donald Trump deshalb triumphieren.
Noch ist völlig offen, ob Kamala Harris oder Donald Trump im kommenden Januar ins Weiße Haus einzieht. Dabei hat Trump einen großen Vorteil: In der Amtszeit von Präsident Joe Biden und seiner Vize Harris sind die Lebenshaltungskosten immens gestiegen - und dafür machen viele US-Amerikaner die beiden Demokraten verantwortlich.
Seit dem Amtsantritt von Biden im Januar 2021 ist die Inflation um rund 19 Prozent in die Höhe geschossen, wobei essenzielle Güter wie Lebensmittel und Benzin starke Preistreiber waren. 2022 hatte die Inflation mit mehr als 9 Prozent einen Rekordstand erreicht, und ging danach wieder zurück, liegt aber immer noch über dem Zielwert der US-Notenbank Fed in Höhe von 2 Prozent.
Die meisten Ökonomen führen den heftigen Preisanstieg vor allem auf pandemiebedingte Engpässe und gestörte Lieferketten zurück sowie auf den Anstieg der Energiepreise angesichts der russischen Invasion in der Ukraine. Einige Ökonomen weisen zudem auf den starken Arbeitsmarkt in den USA hin, der zu hohen Lohnsteigerungen führte. Andere sehen auch in den fiskalischen Anreizen sowohl der Biden- als auch der Trump-Administration einen Beitrag zur Inflation, die sich in den USA hartnäckiger erweist als etwa in Europa.
Zur Einordnung: Während der vierjährigen Präsidentschaft Trumps ist das allgemeine Preisniveau insgesamt um lediglich 7,8 Prozent gestiegen. Dazu trugen ebenfalls Faktoren bei, auf die ein US-Präsident keinen Einfluss hat - so sanken etwa während der Corona-Pandemie in der Amtszeit Trumps die Ölpreise deutlich.
Hauskauf wird teurer
Obwohl die US-Inflation sich inzwischen wieder dem grünen Bereich nähert, hat Harris ein großes Problem. Denn zum einen ändert es nichts daran, dass die Preise in den vergangenen Jahren extrem gestiegen und nun sehr hoch sind. Zum anderen ist die heftige Preissteigerung Umfragen zufolge für die Mehrheit der Wähler eines der wichtigsten Themen.
Hinzu kommt, dass die US-Notenbank Fed im Kampf gegen die Inflation die Zinsen nach oben geschraubt hat. Noch immer liegen die Leitzinsen in der Spanne von 5,25 bis 5,3 Prozent und damit auf dem höchsten Stand seit mehr als 20 Jahren. Diese Zinserhöhungen haben zwar die Inflationsraten gedrückt, aber auch sie haben zu den höheren Lebenshaltungskosten beigetragen - denn Kredite und damit auch Hypotheken wurden damit teurer.
Vielen Amerikanern - vor allem jungen Menschen mit tendenziell geringerem Einkommen - wurde es damit unmöglich, eine Wohnung oder ein Haus zu kaufen. Im Oktober vergangenen Jahres hatten die Zinsen für ein 30-jähriges Darlehen mit knapp 7,8 Prozent den höchsten Stand seit 24 Jahren erreicht. Zwar sinken die Hypothekenzinsen allmählich, doch mit 6,4 Prozent sind sie immer noch sehr hoch. Beim Amtsantritt Biden hatten sie bei nur 2,6 Prozent gelegen.
Aller Voraussicht nach wird die Fed im September die geldpolitische Wende einleiten und die Zinsen senken. Da ein solcher Schritt allerdings erst mit Verzögerung seine Wirkung entfaltet, wird er erst nach und nach von den Wählern zu spüren sein. Harris dürfte davon bei der Wahl im November kaum profitieren.
Mieten stark gestiegen
Für Amerikaner, die keine Immobilie kaufen wollen oder können, ist das Mieten nach wie vor teuer, auch wenn sich der Markt langsam abkühlt. Im Frühjahr 2023 hatten die Steigerungen mit 8,1 Prozent der "Financial Times" zufolge ein 42-Jahres-Hoch erreicht. Im Juli lag sie bei 5,2 Prozent. Der Anstieg der Mieten bedeutet der Zeitung zufolge, dass in einem umkämpften "Swing State" wie Arizona ein Jahreseinkommen von fast 70.000 Dollar erforderlich ist, um sich die Miete einer Zweizimmerwohnung leisten zu können. Das sei fast das Doppelte des mittleren Jahreseinkommens von 37.209 Dollar. Einer Umfrage des progressiven Thinktanks "The Popular Centre for Democracy" zufolge halten 84 Prozent der Wähler in den "Swing States" die Wohnkosten für ein wichtiges Thema.
Berater Trumps drängen den Kandidaten der Republikaner deshalb, sich im Wahlkampf auf die Inflationsbilanz des Duos Biden-Harris zu konzentrieren. Doch der ignoriert den Rat bisher und setzt lieber auf persönliche Attacken. Für die demokratische Kandidatin ist das eine gute Nachricht – denn es lenkt von der Inflation ab. Extreme Preissteigerungen haben schon einmal eine US-Wahl maßgeblich geprägt: Der Demokrat Jimmy Carter verlor Anfang der 80er Jahre gegen den Republikaner Ronald Reagan.
Quelle: ntv.de