Nicht alle Geschäfte bleiben Hersteller der Weck-Gläser geht an Finanzinvestor
23.11.2023, 19:21 Uhr Artikel anhören
Der Investor will das Verlagsgeschäft von Weck nicht fortführen.
(Foto: picture alliance/dpa)
Das Wort Einwecken hat es bis in den Duden geschafft. Inzwischen macht das Unternehmen, das die Einkochgläser produziert, aber den meisten Umsatz mit der Lebensmittelindustrie. Die vielen Krisen führten den Hersteller jedoch an den Rand des Abgrunds. Retter ist ein Finanzinvestor. Doch nicht für alle Mitarbeiter geht es weiter.
Für den insolventen Hersteller der bekannten Weck-Gläser gibt es einen Käufer. Die Aurelius Gruppe aus München übernimmt das Traditionsunternehmen, wie Insolvenzverwalter Thilo Braun nach einer Mitarbeiterversammlung mittteilte. Der Vertrag mit dem Finanzinvestor wurde demnach bereits am 11. November unterzeichnet. Ein Aurelius-Sprecher bestätigte die Übernahme ebenfalls: "Die Unterschriften sind geleistet, es fehlen aber noch einige regulatorische Genehmigungen, die wir bis Ende des Jahres erwarten." Der Kaufpreis habe im zweistelligen Millionenbereich gelegen. Braun machte zum Preis für Unternehmen und Markenrechte keine Angaben.
Weck hatte Mitte Juni Insolvenz angemeldet. Als Gründe waren damals unter anderem eine gesunkene Nachfrage und die hohen Energiepreise infolge des russischen Angriffskriegs auf die Ukraine angeführt worden. Konkret ging es um die Muttergesellschaft J. Weck GmbH und Co. KG mit Sitz in der Stadt Wehr und die Tochterfirma Weck Glaswerk GmbH. Die beiden Standorte und ein Großteil der Arbeitsplätze bleiben nach Angaben von Braun erhalten.
Mehrere Interessenten
In Südbaden sind Verwaltung und Vertrieb von Weck angesiedelt - und bislang auch noch das Verlagsgeschäft für Zeitschriften und Ratgeber. Dieses wird nicht fortgeführt. Mit 25 der 115 Beschäftigten dort müsse daher nun eine Einigung gefunden werden, sagte Braun. Es gebe ein Freiwilligenprogramm mit Abfindungen. Bei dem in Bonn ansässigen Glaswerk arbeiten 260 Menschen. Aurelius will die beiden Unternehmen demnach zusammenlegen - und ist für die neue Gesellschaft nun auch auf Chefsuche. Denn der bisherige Geschäftsführer Eberhard Hackelsberger verlässt das Unternehmen. Der Urenkel von Firmengründer Johann Weck hatte das Unternehmen zuletzt in vierter Generation geführt.
Insolvenzverwalter Braun zufolge gab es rund 15 ernsthafte Angebote für den Glashersteller. Am Ende des Prozesses habe man noch mit drei Investoren verhandelt. Aurelius ist nach eigenen Angaben ein Spezialist für die Erschließung operativer Verbesserungspotenziale. Wie sich Weck künftig entwickeln könnte und ob es etwa Änderungen am Produktportfolio geben wird, war zunächst offen.
Das Traditionsunternehmen Weck gibt es seit mehr als 123 Jahren. Die bekannten Einkochgläser sind in vielen Kellern und Vorratsräumen zu finden. Mit Erdbeer-Logo, Markenname und orangefarbenem Dichtring sind sie zum Symbol für das Einkochen von Lebensmitteln geworden. Der Begriff "Einwecken" steht sogar im Duden. Heutzutage macht Weck einen Großteil seines Geschäfts allerdings mit Glasverpackungen für die Lebensmittelindustrie - etwa für Essiggurken, Senf und Marmelade.
Quelle: ntv.de, jwu/rts