Einkauf ohne Kassen Hinter Amazon-KI stecken tausend Inder
03.04.2024, 11:49 Uhr Artikel anhören
Kameras und andere Sensoren wie Waagen in den Regalböden registrieren, wer welche Waren mitgenommen hat.
(Foto: picture alliance / ASSOCIATED PRESS)
Amazon zieht bei seiner angeblich revolutionären Supermarkt-Technologie die Reißleine. Zusätzlich zu einer KI sollen mehr als 1000 manuelle Prüfer in Indien einen Einkauf ohne Kassen ermöglicht haben. Nun setzt der Konzern auf vernetzte Einkaufswagen als Alternative.
Das Versprechen klang verlockend: Einkaufen ohne lästiges Anstehen und Aus- und Einräumen an der Kasse. Das sollte laut dem Handelsriesen Amazon in dessen US-Supermärkten eine ausgefeilte Technik ermöglicht haben. Zur Einführung sprach der Konzern damals von der "weltweit fortschrittlichsten Einkaufs-Technologie". Kameras und andere Sensoren wie Waagen in den Regalböden registrieren, wer welche Waren mitgenommen hat. Der Preis wird nachträglich per App abgebucht - zumindest in der Theorie.
Doch so ganz automatisiert ist der Einkauf in einem Amazon-Supermarkt dann doch nicht. Nach Information von "The Information" sollen zusätzlich zu der Künstlichen Intelligenz mehr als 1000 Menschen in Indien dafür angestellt worden sein, sich die Aufnahmen anzusehen und die Einkäufe manuell zu bearbeiten. Kassierer gab es demzufolge schon - nur eben nicht vor Ort in den jeweiligen Supermärkten. Nach Informationen des Portals mussten 2022 rund 700 von 1000 Einkäufen auf diese Art überwacht werden, weil das System mit dem Andrang überfordert war. Das liegt weit unter dem selbst ernannten Ziel des Konzerns, lediglich 50 von 100 Einläufen nachprüfen zu wollen. Amazon wies diese Zahlen gegenüber dem Blog "Gizmodo" zurück. "Eine kleine Minderheit" an Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern würde aber die Einkäufe lediglich validieren, wenn die KI diese nicht bestimmen könne.
In der jahrelangen Entwicklung der Technologie war es laut Medienberichten eine Herausforderung für Amazon, mit größeren Kundenzahlen zu arbeiten. Die ersten Geschäfte waren auch eher klein und mit einem überschaubaren Warensortiment.
In den hauseigenen "Amazon-Fresh"-Supermärkten in den USA soll nun künftig ein vernetzter Einkaufswagen mit Kameras zum Einsatz kommen, sagte der zuständige Manager Tony Hoggett "The Information". Man habe festgestellt, dass dies beim Einkauf auf größeren Ladenflächen besser ankomme, erläuterte er. Unter anderem wollten die Kunden einen besseren Überblick darüber behalten, wie teuer der Einkauf für sie sein werde.
Amazons Wagen zeigen auf einem Display den Preis der Waren und den Gesamtwert des Einkaufs an. Man muss die Artikel dafür vor die Kamera des Einkaufswagens halten. Am Ende des Einkaufs kann der Kunde das Geschäft an den Kassen vorbei verlassen und der Betrag wird über sein Amazon-Konto abgebucht. Für Leute, die das nicht nutzen wollen, gibt es auch traditionelle Kassen.
Amazon versucht schon seit Jahren, die richtige Strategie für den stationären Handel zu finden. Der Konzern will sich dabei mit mehr Komfort beim Einkauf abheben. Eine zentrale Idee dabei ist, Kassen überflüssig zu machen.
Quelle: ntv.de, jki