Möglicher "Grexit" Ifo-Chef beziffert deutsches Risiko
05.03.2015, 16:21 UhrHans-Werner Sinn vertritt mit seiner Forderung des griechischen Ausscheidens aus der Eurozone nicht die Mehrheitsmeinung der deutschen Ökonomen. Ihn treibt um, dass das Krisenland weiter mit öffentlichen Mitteln finanziert werden muss.
Der Chef des Münchner Ifo-Instituts, Hans-Werner Sinn, rät Griechenland zu einem Konkurs und dem Austritt aus der Eurozone. Nach Berechnungen seines Hauses seien die griechischen Zahlungsverpflichtungen gegenüber öffentlichen Institutionen im Ausland bis Ende Januar auf 319 Milliarden Euro oder 173 Prozent der Wirtschaftsleistung gestiegen, erklärte der Ökonom. Wenn das Land im Euro bleibe, werde es um ein drittes Hilfspaket und immer neue solcher Unterstützungen nicht herumkommen.
"Besser wären ein formeller Konkurs mit einem Austritt und einer Abwertung, damit die Realwirtschaft wieder auf die Beine kommt", folgerte Sinn. Dem deutsche Staat und seiner Notenbank würde in einem solchen Fall ein Maximalverlust von 84,7 Milliarden Euro drohen.
"Das Land ist konkursreif und wird doch immer weiter mit öffentlichen Mitteln finanziert", beschrieb Sinn die Lage Griechenlands. Neben Deutschland wäre Frankreich in Falle eines
Griechenland-Konkurses mit einem "Grexit" mit 64,6 Milliarden Euro mit dem höchsten Verlustrisiko behaftet, gefolgt von Italien mit 56,4 und Spanien mit 38,4 Milliarden Euro. Im Falle einer Staatspleite, aber eines Verbleibs im Währungsraum wären die Verlustrisiken geringfügig höher.
Sinn vertritt in der deutschen Expertenlandschaft keine Mehrheitsmeinung, steht aber auch nicht alleine da. Er hat Griechenland schon wiederholt einen Austritt aus der Währungsunion nahegelegt.
Quelle: ntv.de, wne/rts