Wirtschaft

Sieg über Tesla in Deutschland? Im September geht für VW "das Fallbeil runter"

Den VW ID.3 gab es in Deutschland im Juni mit 24 Prozent Kundenvorteil, sprich Rabatt gegenüber dem Listenpreis. Beim ID.4 waren es 21 Prozent.

Den VW ID.3 gab es in Deutschland im Juni mit 24 Prozent Kundenvorteil, sprich Rabatt gegenüber dem Listenpreis. Beim ID.4 waren es 21 Prozent.

(Foto: picture alliance/dpa)

VW hat die Spitzenposition bei reinen E-Autos in Deutschland von Tesla zurückerobert. Doch der Erfolg dürfte nur von kurzer Dauer sein. "VW wird von vielen gejagt", sagt Autoexperte Dudenhöffer. Und die Politik spielt Tesla in die Karten.

Wer VW nach dem ersten Halbjahr im Rennen um die Vorherrschaft bei Elektroautos auf deutschen Straßen abgeschrieben hatte, darf erstmal wieder umdenken: Volkswagen ist nach den ersten sieben Monaten des Jahres wieder die Nummer eins. Das geht aus den Zahlen des Kraftfahrt-Bundesamtes (KBA) hervor. Die Wolfsburger Marke VW kam demnach auf 41.475 Erstzulassungen, der US-Konkurrent Tesla auf 40.289 PKW. Noch zum Halbjahr und auch im Gesamtjahr 2022 hatte Tesla die Führung bei den Neuzulassungen von Stromern übernommen.

Auf den weiteren Plätzen folgen im Siebenmonats-Ranking Mercedes mit 20.613 Erstzulassungen, Audi mit 16.786, BMW mit 15.987 und Hyundai mit 15.411 zugelassenen Stromern. Insgesamt registrierte das KBA im Berichtszeitraum 268.926 Erstzulassungen von reinen E-Autos. Spannend dürfte werden, wie sich das Rennen an der Spitze zwischen VW und Tesla von hier aus weiter entwickelt. Die Hoffnungen in Wolfsburg, den Vorsprung ausbauen zu können, dürften groß sein. Ebenso groß ist aber das Potenzial für Enttäuschungen.

Rabatte zeigen Wirkung

Auffällig an den Zahlen ist, dass die Verkäufe von Elektromodellen bei Volkswagen insbesondere im Juli deutlich anzogen. ID.4 und ID.5 hatten in dem Monat einen Anteil von mehr als 9 Prozent an allen VW-Neuzulassungen. In den ersten sieben Monaten waren es 7,1 Prozent. Profitiert hat der Konzern offensichtlich von seinen Rabattaktionen. Auf dem Markt für Elektroautos tobt ein Preiskrieg. Im Juni hatten auch die Wolfsburger deutlich höhere Preisnachlässe für ihre E-Autos gewährt. Stromer, die in dem Monat bestellt wurden, dürften wenige Wochen später zu einem großen Teil zugelassen worden und somit in die Statistik eingeflossen sein.

Der Markt für E-Autos ist hart umkämpft. Welcher Autobauer das Rennen machen wird, lässt sich noch nicht sagen. Die Entscheidung fällt nicht in Deutschland, sondern auf dem größten Automarkt der Welt - in China. Trotzdem werden die Entwicklungen hierzulande mit Spannung beobachtet. Der Anteil neuer E-Autos liegt immer noch auf niedrigem Niveau. Das heißt, der Kuchen, den es zu verteilen gibt, ist noch vergleichsweise groß.

Klar ist: Demnächst wird es schwieriger für Autobauer, ihre Elektromodelle auf deutsche Straßen zu bringen, weil sich die Gesetzeslage für die Förderung von Dienstwagen ändert. Ab September können nur noch Privatleute die staatliche Kaufprämie beantragen. Eine Ausweitung auch auf Kleingewerbetreibende und gemeinnützige Organisationen wird vom Wirtschaftsministerium derzeit noch geprüft. Den einen Konzern trifft das mehr, den anderen weniger. VW wird die Folgen voraussichtlich deutlich zu spüren bekommen. "Wenn die staatliche Unterstützung für gewerbliche Käufer und Nutzer von Elektroautos gekürzt wird, könnte es sehr gefährlich für VW werden", warnt Ferdinand Dudenhöffer vom CAR-Institut. "Das Fallbeil geht ab 1. September runter."

VW-Aufträge werden ab September schrumpfen

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Hintergrund ist, dass die Wolfsburger Modelle traditionell sehr stark bei den gewerblichen Zulassungen, also bei Firmenwagen, vertreten sind. Tesla dagegen wird stärker privat gekauft und gefahren. Das heißt, ab 1. September dürften bei den gewerblichen Zulassungen mehr Elektroautos von VW wegfallen als von Tesla. "Die VW-Aufträge werden deutlich spärlicher werden", prognostiziert Dudenhöffer. In der Zulassungsstatistik werde sich das zwei oder drei Monate später zeigen.

Die Förderung für Elektroautos ausschließlich für Privatpersonen wird voraussichtlich nicht das Einzige sein, was VW Marktanteile kosten wird: Tesla dürfte versuchen, die Überschuss-Produktion aus China in Europa zu platzieren. Weitere Preissenkungen für das Model 3 und Model Y seien vorstellbar, so der Autoexperte. Tesla habe im beinharten Preiskampf eine "Kriegskasse, um weitere Preissenkungen durchzuführen". Das Model Y als Marktführer im deutschen Elektroautomarkt sei damit keine Utopie mehr.

Hinzu kommt, dass Tesla nicht der einzige ernst zu nehmende Wettbewerber für den Wolfsburger Konzern auf dem Markt ist. "VW wird von vielen gejagt", so Dudenhöffer. "In 18 bis 24 Monaten wird BYD einen veritablen Platz in der Zulassungsstatistik einnehmen."

An der Börse haben die Pessimisten die Oberhand, denn die VW-Aktie kann von den guten Zulassungszahlen nicht profitieren. Im Xetra-Handel verlieren die Papiere in der Spitze zwei Prozent an Wert.

Quelle: ntv.de, mit dpa

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