Lange Schlangen und Chaos Inder stürmen Banken wegen neuer Noten
10.11.2016, 14:11 Uhr
500- und 1000-Rupien-Noten müssen umgetauscht werden - das sorgt für lange Schlangen vor den Bankschaltern.
(Foto: dpa)
Völlig überraschend erklärt die indische Regierung große Banknoten für ungültig. Sie können zwar umgetauscht werden, doch das läuft äußerst chaotisch ab, Banken gehen schnell die neuen Scheine aus. Zudem werden viele Arme benachteiligt.
Indien hat mit dem Umtausch von 23 Milliarden ungültigen Banknoten begonnen. Bereits vor Öffnung der Geldhäuser bildeten sich überall im Land lange Schlangen. Stellenweise gingen den Banken die neuen Geldscheine schon am Morgen aus.
Im Kampf gegen Schwarzgeld und Korruption hatte Indiens Premierminister Narenda Modi überraschend in der Nacht auf Mittwoch alle großen Banknoten für ungültig erklärt. Die 500- und 1000-Rupien-Scheine verloren damit ihren Status als legales Zahlungsmittel. 1000 Rupien sind etwa 13,80 Euro. Laut Weltbank macht die illegale Schattenwirtschaft knapp ein Fünftel des indischen BIP aus.
Der Umtausch verlief teilweise chaotisch, weil selbst in der Hauptstadt Neu-Delhi manche Banken nicht mit neuen Scheinen versorgt wurden. Die Zentralbank erklärte, es handele sich um ein temporäres Problem. Doch der Mangel an gültigen Zahlungsmitteln kompliziert bereits den Alltag vieler Menschen: Zahlreiche Krankenhäuser wiesen Patienten ab, weil diese nur ungültige Geldscheine und keine Kreditkarte hatten. Besonders prekärer war die Lage auf dem Land, wo der Weg zur nächsten Bank oft weit ist.
Viele Arme auf Bargeld angewiesen
Nach Angaben der Zentralbank sind 16,5 Milliarden 500-Rupien-Noten und 6,7 Milliarden 1000-Rupien-Scheine im Umlauf. Um sie zu ersetzen wurden erstmals neue 500-Rupien und 2000-Rupien-Scheine ausgegeben. Geldautomaten sollen erst von diesem Freitag an wieder funktionieren und zunächst maximal 2000 Rupien (27 Euro) pro Tag und Person ausliefern. Alte Geldscheine können noch bis Ende des Jahres mit einem gültigen Ausweis auf das eigene Konto eingezahlt werden - jedoch nur bis zu einer Höhe von umgerechnet 3450 Euro.
Indien ist eine klassische Bargeld-Wirtschaft: Fast 70 Prozent der 1,2 Milliarden Einwohnern leben unter dem Existenzminimum von weniger als 2 US-Dollar am Tag. Fast die Hälfte aller finanziellen Transaktionen wird mit Bargeld getätigt. Selbst Immobilien werden bar bezahlt, ebenso Aussteuer und Mitgift.
Ganze Industriezweige in Indien funktionieren nur mit Bargeld. Viele Arme haben weder Konto noch Kreditkarte, und Straßenhändler und kleine Ladenbesitzer nehmen nur Bargeld. Laut Kritikern schadet die Maßnahme den Armen, die auf Bargeld angewiesen sind. Schwarzgeld hingegen werde in der Regel nicht bar im Inland gehalten.
Quelle: ntv.de, mli/epd/dpa