Wirtschaft

Probleme bei Umsetzung Industrie sitzt auf vollen Auftragsbüchern

Die deutschen Industriebetriebe haben so viele Bestellungen wie nie.

Die deutschen Industriebetriebe haben so viele Bestellungen wie nie.

(Foto: picture alliance/dpa)

Im Schnitt brauchen die deutschen Industriebetriebe inzwischen acht Monate, um alle bestehenden Bestellungen abzuarbeiten. Das ist ein Rekordwert. Allerdings liegt dies auch daran, dass viele Betriebe weiter große Schwierigkeiten haben, die Bestellungen zu erfüllen.

Die deutschen Industriebetriebe haben so prall gefüllte Auftragsbücher wie nie - und das trotz der Krise und der sich abzeichnenden Rezession. Allerdings lag dies weniger an Neuaufträgen als vielmehr an der steigenden Dauer der Abarbeitung. Der Bestand an Bestellungen sei im August um 0,3 Prozent zum Vormonat gestiegen, teilte das Statistische Bundesamt mit. Im Vergleich zum Vorjahr gab es einen Zuwachs von 11,1 Prozent. Bereits vor einigen Tagen hatte die Behörde mitgeteilt, dass der Auftragseingang im August 2,4 Prozent niedriger als im Juli ausgefallen war. Allerdings hatten Experten drauf verwiesen, dass es ohne Berücksichtigung der schwankenden Großaufträge ein kleines Plus gegeben hatte.

"Das Verarbeitende Gewerbe verzeichnete damit seit Februar 2022 jeden Monat einen neuen Höchststand an offenen Aufträgen", wie das Bundesamt zu der seit 2015 geführten Statistik erklärte. Auch ein Grund für den immer länger werdenden Auftragsstau wird genannt: "Neben hohen Energiekosten für die Industriebetriebe führt die anhaltende Knappheit an Vorprodukten nach wie vor zu Problemen beim Abarbeiten der Aufträge".

Volkswirte sprechen zwar von einem komfortablen Polster. "Doch ein sanftes Ruhekissen für einen sorglosen Schlaf ist es nicht", sagte DekaBank-Ökonom Andreas Scheuerle. So entferne sich die Reichweite des Auftragsbestands in den Vorleistungsgüterbranchen von ihrem Allzeithoch - besonders stark in energieintensiven Branchen. "Ein dickes Auftragspolster nützt eben nichts, wenn es zu teuer wird, die Aufträge abzuarbeiten", sagte Scheuerle.

Lieferengpässe werden wieder größer

Die offenen Aufträge aus dem Inland erhöhten sich im August um 0,1 Prozent zum Vormonat, die aus dem Ausland um 0,5 Prozent. Bei den Herstellern von Investitionsgütern wie Maschinen, Anlagen und Fahrzeugen nahm der Bestand um 0,3 Prozent zu, bei den Konsumgüter-Produzenten sogar um 1,8 Prozent. Dagegen schrumpfte er bei den Herstellern von Vorleistungsgütern um 0,1 Prozent.

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Die Reichweite des Auftragsbestands stagnierte den Angaben zufolge bei acht Monaten. Sie gibt an, wie viele Monate die Betriebe bei gleichbleibendem Umsatz ohne neue Auftragseingänge theoretisch produzieren müssten, um die vorhandenen Aufträge abzuarbeiten. Bei den Herstellern von Investitionsgütern ist die Reichweite mit 11,8 Monaten überdurchschnittlich hoch.

Die Lieferengpässe in der deutschen Industrie nahmen zuletzt wieder zu. Im September berichteten 65,8 Prozent der befragten Firmen über Materialknappheit, nach 62,0 Prozent im August, wie das Münchner IFO-Institut bei seiner monatlichen Umfrage herausfand. "Die erhoffte nachhaltige Entspannung ist leider ausgeblieben", sagte dazu Klaus Wohlrabe, Leiter der Umfragen. "Eine Stützung der Wirtschaft in der Rezession fällt somit erst einmal aus."

Quelle: ntv.de, jwu/rts

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