Frost in Texas, Covid in Malakka Infineon verpasst Chance der Chipkrise teilweise
03.08.2021, 10:52 Uhr
Die Infineon-Chips gehen laut Konzernchef Ploss wegen der großen Nachfrage "von der Fertigung direkt in die Endanwendungen".
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Die gesamte Industrie wartet händeringend auf Mikrochips, wie Infineon sie herstellt. Doch der Dax-Konzern kann seinen Umsatz zuletzt nur gering steigern. Auch die eigene Produktion ist unter anderem durch Corona beeinträchtigt. Anleger sind enttäuscht.
Der Halbleiterkonzern Infineon kämpft im Chip-Boom gegen Probleme mit der Produktion. Der Umsatz lag im dritten Quartal 2020/21 (April bis Juni) trotz der starken Nachfrage mit 2,72 Milliarden Euro nur marginal über dem Wert des zweiten Quartals, weil neue Corona-Ausbrüche in Asien die Fertigung vor allem im malaysischen Malakka bis zuletzt bremsten. Auch die im Winter gestoppte Produktion in Texas wirkt immer noch nach.
Vorstandschef Reinhard Ploss sprach von einer "weiterhin sehr angespannten Liefersituation. Die Vorräte sind auf einem historischen Tiefstand. Unsere Chips gehen aus der Fertigung direkt in die Endanwendungen." Infineon tue sein Möglichstes und versuche, für zusätzliche Kapazitäten zu sorgen. Im laufenden vierten Quartal soll der Umsatz auf rund 2,9 Milliarden Euro anziehen, bei einer steigenden Segmentergebnis-Marge von rund 19 Prozent. Dann soll vor allem das Geschäft mit Smartphone-Chips anziehen, das zuletzt etwas lahmte.
Im dritten Quartal verbesserte sich die Marge auf 18,2 (Vorquartal: 17,4) Prozent. Die Summe der Ergebnisse in den einzelnen Sparten (Segmentergebnis) legte um sechs Prozent auf 496 Millionen Euro zu. Der Chipkonzern bleibt bei den wichtigsten Prognosen für das Geschäftsjahr 2020/21 (per Ende September): einem Umsatz von elf Milliarden Euro und einer Segmentergebnis-Marge von mehr als 18 Prozent.
Aktie geht in die Knie
Das liegt im Rahmen der Erwartungen von Analysten, die im Schnitt mit 11,04 Milliarden Euro Umsatz und einer Marge von 18,1 Prozent rechnen. Infineon erhöhte die Prognose für den Mittelzufluss im Gesamtjahr auf 1,5 von 1,2 Milliarden Euro - mehr als die Experten dem Unternehmen zutrauten. Vorbörslich ging die Infineon-Aktie trotzdem um 1,7 Prozent in die Knie.
Die Corona-Pandemie hat einen weltweiten Digitalisierungs-Schub ausgelöst, der die Chip-Nachfrage massiv ankurbelt. Dazu kommen Nachholeffekte, nachdem die Lieferketten in der Corona-Krise ins Stocken geraten waren. Der Umsatz von Infineon lag im dritten Quartal um ein Viertel über dem Vorjahresniveau, über die ersten neun Monate sogar um ein Drittel. Der Nettogewinn hat sich von Oktober bis Juni im Vergleich zum Vorjahr auf 705 (259) Millionen Euro mehr als verdoppelt.
Quelle: ntv.de, mbo/rts