Wechsel nach WashingtonIrlands Finanzminister und Eurogruppen-Chef Donohoe tritt zurück

Erst im Sommer tritt der Chef des Zusammenschlusses aller Euro-Finanzminister seine neue Amtszeit an. Doch nun erhört der Ire Donohoe den Ruf der Weltbank. Der 51-Jährige gibt seine Posten auf dem alten Kontinent auf.
Gut vier Monate nach der Wiederwahl des Iren Paschal Donohoe braucht die Eurogruppe einen neuen Vorsitzenden. Der 51-Jährige legte sein Amt als irischer Finanzminister und damit auch als Chef des europäischen Finanzgremiums überraschend nieder. Er wechselt zur Weltbank nach Washington. Dort wird er die Rolle eines der geschäftsführenden Direktoren sowie des Chief Knowledge Officer übernehmen.
Er werde sich aus dem öffentlichen Leben in Irland zurückziehen, sagte Donohoe, der seit 2017 Finanzminister war. Der Schritt ist ein Verlust für die Koalitionsregierung, die eines ihrer erfahrensten Mitglieder verliert. Der Chef von Donohoes Partei Fine Gael und bisherige Außenminister Simon Harris wird das Finanzressort übernehmen. Das kündigte Premierminister Micheal Martin an. Gemäß der Koalitionsvereinbarung soll die Fine Gael das Finanzressort bis Ende 2027 behalten. Helen McEntee wiederum soll das Außenministerium übernehmen. Bislang leitete sie das Bildungsressort.
Donohoe, von einigen irischen Medien "der besonnene Paschal" genannt, hatte sich oft Forderungen nach größeren Steuersenkungen und Ausgabenerhöhungen widersetzt - und das, obwohl das Land hohe Haushaltsüberschüsse verzeichnete. Er hat die öffentlichen Finanzen zu einer der solidesten in Europa geführt. In Kürze wollte er zusammen mit dem Minister für öffentliche Ausgaben, Jack Chambers, einen neuen mittelfristigen Wirtschaftsplan vorlegen.
In der Eurogruppe war der konservative Politiker erst Anfang Juli wiedergewählt worden, er hatte seine dritte Amtszeit seit Juli 2020 begonnen. "Ich habe jeden Tag mein Bestes gegeben", sagte er. Die Eurogruppe, bestehend aus den Finanzministern der 20 Euroländer, trifft sich etwa einmal im Monat, um über gemeinsame Anliegen zu sprechen und die Wirtschaftspolitik des Währungsraums zu koordinieren. Interimsweise wird der zypriotische Finanzminister Makis Keravnos das Gremium leiten.