Industrie erhöht Prognose Kein Ende des Bau-Booms in Sicht
17.06.2019, 17:07 Uhr
Im vergangenen Jahr wurde die Vorgabe der Bundesregierung mit 287.000 gebauten Wohnungen deutlich verfehlt.
(Foto: picture alliance/dpa)
Die deutsche Bauindustrie freut sich über volle Auftragsbücher. Trotz Konjunkturschwäche entwickelt sich die Branche in diesem Jahr besser als zuvor erwartet. Sorgen bereitet hingegen die aktuelle Diskussion um Mietstopps, die Investoren abschrecken könnte.
Von der sich abschwächenden Konjunktur spürt das Baugewerbe in Deutschland weiter nichts: Für das laufende Jahr hat der Hauptverband der Deutschen Bauindustrie seine Umsatzprognose von 6 auf 8,5 Prozent erhöht, wie Verbandspräsident Peter Hübner in Berlin mitteilte. Im ersten Quartal des Geschäftsjahres habe der Auftragseingang bei rund 53 Milliarden Euro gelegen und damit um 8,6 Prozent über dem Niveau des Vorjahres. "Die Bauwirtschaft bleibt damit auch auf mittlere Sicht eine echte Stütze der deutschen Volkswirtschaft", sagte Hübner. Voraussetzung für das anhaltende Wachstum sei auch Planungssicherheit vonseiten der Politik.
"Wer über Mietdeckelung oder gar Enteignungen spricht, schreckt damit Investoren ab", sagte Hübner mit Blick auf die Pläne des Berliner Senats, die Mieten für bestimmte Wohnungen in der Hauptstadt für fünf Jahre zu deckeln. Die Pläne würden laut rot-rot-grünem Senat 1,6 Millionen der insgesamt 2 Millionen Berliner Mietwohnungen betreffen. Bei Neuvermietungen soll der Mietpreis nicht über dem vorherigen Betrag liegen dürfen. Auch auf Bundesebene gibt es in der SPD Überlegungen, in gefragten Gegenden einen deutschlandweiten Mietpreisdeckel einzuführen.
Eine Bürgerinitiative will dort zudem erreichen, dass große Immobilienunternehmen enteignet werden, um rasant steigende Mieten in den Griff zu bekommen. Investitionen seien aber entscheidend, um die Ziele der Politik zu erreichen, sagte Hübner. Diese sehen vor, dass jährlich 375.000 neue Wohnungen gebaut werden sollen. Daher erwarte er von der Regierungskoalition eine klare Positionierung gegen Enteignungen von Wohnungsbaugesellschaften und gegen einen Mietenstopp.
Fachkräfte-Mangel trifft Branche weniger
Im vergangenen Jahr wurde die Vorgabe der Bundesregierung mit 287.000 gebauten Wohnungen deutlich verfehlt. Für das laufende Jahr rechnet der Verband mit 300.000 Wohnungen. Rund 60 Prozent aller Investitionen in der Bauindustrie - vom Entwurf, über die Planung bis zum fertigen Bau mit allen Gewerken - fließen den Angaben des Verbands zufolge in diesen Bereich. Auch die Baubranche leidet unter Kapazitätsengpässen.
Anders als kleinere Handwerksfirmen sei es für Bauunternehmer aber einfacher, den Mangel mit Fachkräften aus dem EU-Ausland zu decken. "Der Anteil ausländischer Arbeitnehmer an den sozialversicherungspflichtig Beschäftigten stieg zwischen 2009 und 2018 von 8 auf 18 Prozent", sagte Hübner. Insgesamt sei die Beschäftigtenzahl der Branche seit dem Tiefpunkt vor zehn Jahren nach der Finanzkrise um 132.000 Menschen und damit um 19 Prozent gestiegen. "Wir gehen davon aus, dass es uns im laufenden Jahr gelingen wird, die Zahl der Beschäftigten im Jahresdurchschnitt um weitere 20.000 auf dann 857.000 zu erhöhen."
Quelle: ntv.de, jki/dpa/DJ