Nach Corona-Jahr Krankenkassen verbuchen Milliardendefizit
09.03.2021, 20:16 Uhr
Die Finanzreserven der Kassen lagen Ende 2020 allerdings noch bei 16,7 Milliarden Euro.
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Die Corona-Krise kostet das deutsche Gesundheitssystem viel Geld, die gesetzlichen Krankenkassen verbuchen für 2020 ein gigantisches Minus. Das Gesundheitsministerium betont jedoch, dass dennoch weder Beitragszahler noch Arbeitgeber übermäßig belastet worden seien.
Die gesetzlichen Krankenkassen haben nach den vorliegenden Finanzergebnissen das Jahr 2020 mit einem Defizit von rund 2,65 Milliarden Euro abgeschlossen. Wie das Bundesgesundheitsministerium mitteilte, lagen die Finanzreserven der Kassen am 31. Dezember bei 16,7 Milliarden Euro. Der Gesundheitsfonds verbuchte ein Defizit von 3,49 Milliarden Euro. Die Liquiditätsreserve des Gesundheitsfonds lag den Angaben zufolge zum Stichtag 15. Januar 2021 bei rund 5,9 Milliarden Euro.
Zur Bewältigung der Corona-Pandemie wurden demnach 2020 rund 12,2 Milliarden Euro aus der Liquiditätsreserve des Gesundheitsfonds zur Verfügung gestellt. Hierunter fielen unter anderem Kompensationsleistungen für freigehaltene Krankenhausbetten, Ausgleichszahlungen für neu geschaffene intensivmedizinische Behandlungsmöglichkeiten sowie Aufwendungen für Corona-Tests und Schutzmasken. Davon habe der Bund rund 9,9 Milliarden Euro an den Gesundheitsfonds erstattet, darunter alleine rund 9,4 Milliarden Euro für die freigehaltenen Krankenhausbetten, teilte das Ministerium mit.
"Die Pandemie hat auch die Entwicklung der Krankenkassen-Bilanzen im vergangenen Jahr geprägt", erklärte Bundesgesundheitsminister Jens Spahn. Die Zahlen für 2020 zeigten aber auch: "Durch den zusätzlichen Bundeszuschuss und den Abbau der Finanzreserven ist es uns gelungen, dass Beitragszahler und Arbeitgeber nicht übermäßig belastet worden sind." Ziel sei auch für das laufende Jahr, die Beiträge stabil zu halten.
Die Einnahmen der Krankenkassen, die sie in erster Linie durch vorab festgelegte Zuweisungen aus dem Gesundheitsfonds erhalten, stiegen den Angaben zufolge um 4,0 Prozent auf 260 Milliarden Euro. Die Ausgaben für Leistungen und Verwaltungskosten verzeichneten demnach bei einem Anstieg der Versichertenzahlen von 0,3 Prozent ebenfalls einen Zuwachs von 4,0 Prozent auf 262,6 Milliarden Euro.
Defizite bei fast allen Krankenkassenarten
Bis auf die landwirtschaftliche Krankenversicherung (LKK), die 2020 einen Überschuss von 58 Millionen Euro erzielte, verbuchten alle Krankenkassenarten im vergangenen Jahr Defizite, wie das Ministerium weiter mitteilte. Das Defizit des Gesundheitsfonds von rund 3,49 Milliarden Euro sei maßgeblich auf konjunkturbedingte Mindereinnahmen und diejenigen vom Gesundheitsfonds geleisteten Ausgleichszahlungen an Leistungserbringer zurückzuführen, die nicht vom Bund ausgeglichen werden.
Der Zuwachs der Beitragseinnahmen blieb mit lediglich 1,9 Prozent - trotz der Stabilisierung der Sozialversicherungseinnahmen durch die Regelungen beim Kurzarbeitergeld - erheblich hinter den Veränderungsraten der Vorjahre mit durchschnittlich deutlich über vier Prozent zurück. "Deshalb war es wichtig, dass der Bund die Einnahmen des Gesundheitsfonds durch einen ergänzenden Bundeszuschuss in Höhe von 3,5 Milliarden Euro in der zweiten Jahreshälfte 2020 stabilisiert hat", so das Ministerium.
Quelle: ntv.de, cls/AFP