Neue Strategie des Discounters Lidl eröffnet Filiale auf Luxus-Kaufmeile
26.09.2019, 11:03 Uhr
Die "Kö" in Düsseldorf aus der Luft - markant für die Einkaufsstraße ist ihr dichter Baumbestand.
(Foto: imago/Hans Blossey)
Der deutsche Discount-Markt ist umkämpft. Die Größen der Branche suchen immer weiter nach neuen Strategien. Eine davon: neue Filialen in den Innenstädten. Lidl eröffnet einen Standort an der renommierten "Kö" in Düsseldorf - ein Konkurrent war jedoch schneller.
Den Lebensmittelhändler Lidl zieht es zunehmend in die Innenstädte. Der Discounter eröffnet an diesem Donnerstag einen Markt auf der Düsseldorfer Einkaufsmeile Königsallee ("Kö"). Das Unternehmen zielt mit seiner vergleichsweise kleinen Filiale mit nur 700 Quadratmetern Verkaufsfläche vor allem auf den schnellen Einkauf im "Vorbeigehen" ab. Dabei hat Lidl neben den Anwohnern auch die Mittagspause der zahlreichen Büroangestellten im Umfeld im Fokus.
Für die kommenden Jahre plant Lidl nach eigenen Angaben, neue Standorte in ganz Deutschland zu erschließen. Potenzial sehe man insbesondere in den Metropolen, aber auch im ländlichen Bereich. Derzeit umfasst das Filialnetz rund 3200 Märkte. Für die neue Filiale auf der "Kö" gebe es keine Schließung an anderer Stelle. Nach Daten des EHI Retail Institute beträgt die durchschnittliche Verkaufsfläche der Lidl-Märkte knapp 900 Quadratmeter mit einer steigenden Tendenz.
Aldi Süd hatte bereits vor fünf Jahren einen Markt auf der "Kö" eröffnet und damals darauf verwiesen, dass die Nobeladresse selbst nur ein Nebeneffekt sei. Passend zum alten Händlerspruch "Wettbewerb belebt das Geschäft" sieht Lidl die unmittelbare Konkurrenz auf der "Kö" zu dem nur wenige Meter entfernten Aldi-Markt sportlich: "Mehr Händler bedeuten eher, dass die Anziehungskraft dieses Standortes insgesamt noch weiter steigt", erklärte ein Lidl-Sprecher im Vorfeld.
"Lidl rückt Aldi auf die Pelle"
Für den Handelsexperten Matthias Queck von Retailytics, der Analystengruppe der "Lebensmittel Zeitung", hat die enge Nachbarschaft der Discounter auf der "Kö" durchaus symbolischen Wert. "Lidl rückt Aldi immer mehr auf die Pelle." Seit Jahren verkleinert der Discounter aus Neckarsulm Schritt für Schritt die Distanz zum deutschen Marktführer Aldi.
Beide Discount-Ketten stehen unter erheblichem Druck. Denn nach einer Marktanalyse der Gesellschaft für Konsumforschung verloren die Billiganbieter insgesamt in den ersten sechs Monaten spürbar Marktanteile an die großen Supermarktketten wie Edeka oder Rewe. "Während die Super- und Verbrauchermärkte ihren Umsatz im ersten Halbjahr 2019 um gut zwei Prozent, die Drogeriemärkte sogar um knapp drei Prozent steigern konnten, müssen sich die Discounter um eine 'schwarze Null' bemühen", berichtet die GfK.
Dabei investieren die Discounter seit Jahren Milliarden, um ihre Geschäfte attraktiver zu machen und mehr Kunden anzulocken. Wo einst Holzpaletten und kaltes Neonlicht die Läden prägten, sorgen jetzt aufwendige Backstationen, immer mehr Obst und Gemüse und eine immer großzügigere Ladengestaltung für ein angenehmes Einkaufsambiente. Neueröffnete Discounter am Rand der Wohngebiete haben inzwischen oft Verkaufsflächen von 1200 Quadratmetern und mehr. Sie sind damit so groß wie klassische Supermärkte.
Gleichzeitig suchen die Discounter aber auch immer öfter nach neuen Standorten in den Innenstädten wie eben etwa an der "Kö" - und nehmen dabei auch Abstriche bei der Ladengröße in Kauf. "Die Discounter müssen dahin gehen, wo die Kunden sind", erklärt der Handelsexperte Queck die Entwicklung. Schließlich sei der Trend zur Urbanisierung gerade unter den jüngeren Leuten ungebrochen.
Quelle: ntv.de, kst/dpa