Wirtschaft

230 Flüge ausgefallen Lufthansa: Computersysteme fahren wieder hoch

Eine Baggerfahrt mit Folgen: Die Kabelpanne auf einer Bahn-Baustelle löst Chaos bei der Lufthansa aus.

Eine Baggerfahrt mit Folgen: Die Kabelpanne auf einer Bahnbaustelle löst Chaos bei der Lufthansa aus.

(Foto: picture alliance/dpa)

Am Frankfurter Flughafen stabilisiert sich die Lage laut Lufthansa langsam. Abflüge sind demnach wieder möglich. Die gekappten Glasfaserkabel an einer Bahnbaustelle haben aber bisher zur Annullierung von gut 230 Starts und Landungen geführt. Der Bahn zufolge ist die Nachfrage nach Zugtickets durch die Panne nur leicht gestiegen.

Nach zahlreichen Flugausfällen und Verspätungen hat die Lufthansa am Nachmittag damit begonnen, ihre Computersysteme wieder hochzufahren. "Wir werden die Auswirkungen noch den ganzen Tag spüren", erklärte ein Sprecher. Von Frankfurt seien wieder Abflüge möglich. Für den Donnerstag rechne man allerdings wieder mit einem weitgehend normalen Ablauf, bevor es am Freitag neue Probleme durch den von Verdi ausgerufenen Flughafen-Warnstreik geben wird. Demnach würde auch der Flughafen Frankfurt ganztägig bestreikt. Auch in München, Hamburg, Stuttgart und vielen weiteren Großstädten sollen am Freitag so gut wie keine Maschinen abheben.

Bis zum Nachmittag sind am Frankfurter Flughafen laut Betreiber gut 230 Starts und Landungen gestrichen worden. Der Betrieb stabilisiere sich allmählich, berichtete der Flughafenbetreiber Fraport. Für den Gesamttag waren rund 1000 Starts und Landungen mit 114.000 Passagieren geplant gewesen. Zwischenzeitlich hatte die Flugsicherung die Landung weiterer Jets untersagt, damit der Flughafen nicht vollläuft.

Am Mittwochmorgen waren unter anderem die Systeme für das Boarding, den Check-in und die Crew-Planung ausgefallen. Am Vorabend hatte an einer Bahnbaustelle ein Bagger mehrere Glasfaserkabel der Deutschen Telekom gekappt. Warum kam es bei der vergleichsweisen banalen Ursache zu so weitreichenden Auswirkungen? Bei Betreibern von kritischer Infrastruktur ist es eigentlich Standard, sich doppelt und dreifach abzusichern, sagt Rüdiger Trost, Experte der IT-Sicherheitsfirma Withsecure. Dabei versuche man auch, Flaschenhals-Konstruktionen zu vermeiden. "Fällt ein IT-System unerwartet aus, so gibt es ein Ersatzsystem, das die Arbeit übernimmt, vergleichbar mit einem Ersatzreifen im Auto." Warum das Umschalten auf die Ersatzleitungen zu den Ausfällen führte, muss also noch geklärt werden.

Bahn: Haftungsfrage kommt zu früh

Der Schaden dürfte schnell in die Millionenhöhe gegangen sein, und die Lufthansa wird sich mutmaßlich an ihre Dienstleister halten. Eine Bahnsprecherin sagte, die Frage nach der Haftung komme zu früh. "Derzeit klären wir zusammen mit der Telekom und dem bauausführenden Unternehmen, wie es zu dem Schaden kommen konnte." Auch die Lufthansa will statt eindeutiger Schuldzuweisungen zunächst die Sachlage klären.

Die Deutsche Bahn hat durch die IT-Panne der Lufthansa nach eigenen Angaben nur eine "leicht erhöhte Nachfrage" in den Zügen verzeichnet. "Täglich fahren rund 200 Fernverkehrszüge den Frankfurter Flughafen an. Damit ist der Bahnhof Frankfurt Flughafen der sechstgrößte Bahnhof Deutschlands", teilte der Konzern mit. "Aufgrund der sehr guten Fernverkehrsanbindung des Frankfurter Flughafens hatten die umgestiegenen Fluggäste gute Reisealternativen und die Züge in der Regel auch ausreichend Kapazitäten." Der Wochentag spielte dabei auch eine Rolle: Mittwochs ist im Fernverkehr gewöhnlich nicht so viel los wie freitags kurz vor dem Wochenende.

"Deutsche Bahn knockt die Lufthansa aus"

Auf Twitter haben die zerstörten Kabel auf einer Bahnbaustelle zu etlichen Klimascherzen geführt. "Die Deutsche Bahn geht die Verlagerung des Flugverkehrs auf die Schiene nunmehr beherzt an", schrieb etwa der frühere Linken-Bundestagsabgeordnete Fabio de Masi. "Die Deutsche Bahn knockt die Lufthansa aus" oder "Die Bahn sorgt für mehr Kunden" lauteten ähnliche Kommentare.

Andere Nutzer des Netzwerks bewerteten den Zusammenhang zwischen IT-Problemen einer Fluggesellschaft durch Bahnbauarbeiten als Symbol für "Deutschland, irgendwo zwischen Digitalisierung und Verkehrswende" oder vermuteten scherzhaft einen Klimaaktivisten als Baggerfahrer. Die Telekom selbst sorgte sich bei Twitter mit einem Augenzwinkern darum, dass die Kabel selbst tief unter der Erde nicht sicher seien. "Auch in 5m Tiefe ist unsere Glasfaser nicht in Sicherheit vor Betonbohrern. Nach Düsseldorf am Wochenende jetzt auch in Frankfurt", schrieb das Unternehmen. Nach Bahnangaben wurde bei Bauarbeiten an der S6 in Frankfurt von einem "beauftragten Bauunternehmen" ein Kabel in einem Kabelbündel der Telekom durchtrennt.

Quelle: ntv.de, ysc/dpa

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