Wirtschaft

Umbau des Konzerns Lufthansa muss noch viele Probleme lösen

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Die Airline muss auch intern wieder zur Ruhe kommen.

(Foto: picture alliance / dpa)

Die Lufthansa legt in dieser Woche Zahlen vor. Es sieht erneut nach einem Milliardengewinn aus. Doch der Kranich muss um seine Zukunft am europäischen Himmel kämpfen.

Wenn die Lufthansa am Donnerstag als letzter Dax-Konzern Zahlen für das vergangene Jahr vorlegt, muss Chef Carsten Spohr viele strategische Antworten geben. Nach Einschätzung des Airline-Beraters Gerald Wissel wird er den Umbau des umsatzstärksten Luftverkehrskonzerns Europas trotz etlicher Probleme weiter vorantreiben. Eine zentrale Rolle spielt dabei die Billigtochter Eurowings, die als Sammelbecken funktionieren soll.

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Lufthansa habe vor allem ein Auge auf Air Berlin geworfen, von der sie bereits in diesem Sommer bis zu 38 Jets anmietet, sagte der Experte von der Beratungsgesellschaft Airborne. Er halte das noch von der arabischen Gesellschaft Etihad gestützte Unternehmen mit seinen verbleibenden 75 Flugzeugen auf Dauer nicht für überlebensfähig. Eine komplette Übernahme durch den Lufthansa-Konzern würde aber große kartellrechtliche Probleme aufwerfen und zudem die ungünstige Kostenstruktur der Air Berlin verfestigen. "Denkbar wäre, dass Lufthansa einen Investor findet oder konstruiert, der Air Berlin als rein operative Plattform betreibt."

Neben der Air Berlin sollen bald auch zahlreiche Flugzeuge der inzwischen 100-prozentigen Lufthansa-Tochter Brussels Airlines unter Eurowings-Flagge an den Start gehen. In Belgien müsse Spohr aber möglicherweise mehr politische Rücksichten nehmen, als ihm lieb sei, meint Wissel. "Konsequenterweise müsste er die rentablen Afrika-Fernflüge von Brüssel nach Frankfurt verlagern und die übrige Gesellschaft allein als Produktionsplattform für die Eurowings organisieren." Das wiederum würde einen massiven Rückbau der Brussels-Verwaltung bedeuten und das Selbstverständnis der Mitarbeiter als "kleine Lufthansa" verletzen. "Das ist keine leichte Aufgabe."

Crew-Kosten sind nicht alles

Grundsätzliche Probleme sieht Wissel bei der Konstruktion der Tochter Eurowings. Im Wettbewerb mit Ryanair, Easyjet und Co. sei sie nicht nur mit höheren Personalkosten belastet, sondern müsse auch komplexere Abläufe organisieren und den hohen Verwaltungsaufwand des Lufthansa-Konzerns mitfinanzieren. "Die Eurowings ist halt kein richtiger Low-Coster."

Als Plattform für externe Fluggesellschaften sei die Eurowings zudem nicht attraktiv genug gestaltet, weil es allein um die niedrigsten Crew-Kosten gehe, die jederzeit von einer anderen Airline unterboten werden könnten. Auf der anderen Seite müssten die strikten Vorgaben der Eurowings eingehalten werden, was wiederum eine Abhängigkeit schaffe.

Auch bei der Lufthansa-Muttergesellschaft sei längst nicht alles im Lot. "Lufthansa hat sich zu einseitig auf die Personalkosten fixiert und dafür den Dauerkonflikt mit dem fliegenden Personal in Kauf genommen, der inzwischen zum Prinzipienstreit geworden ist", sagte Wissel. Er sehe den Betriebsfrieden ernsthaft in Gefahr. Die vom Management angedrohte Zweit-Lufthansa ohne Piloten-Tarifbindung würde aus seiner Sicht nicht funktionieren und die Marke beschädigen: "Ein Dienstleister braucht eine motivierte Mannschaft - vorne wie hinten im Flugzeug!"

Quelle: ntv.de, sba/dpa

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