Etwas weniger Jobs erwartet VDMA sieht kein Wachstum - trotz erwarteter Erholung
10.12.2024, 15:39 Uhr Artikel anhören
Der Maschinenbau erwartet einen weiteren Rückgang der Produktion im kommenden Jahr.
(Foto: picture alliance / Rupert Oberhäuser)
Weiter sinkenden Zinsen könnten nach Ansicht der deutschen Maschinenbauer eine Erholung der Konjunktur einleiten. Eine Trendwende sieht die Branche mit einer Million Beschäftigten indes noch nicht. Deswegen dürften etliche Unternehmen ihre Belegschaft auch ein bisschen ausdünnen.
Die deutschen Maschinenbauer rechnen im kommenden Jahr mit einem weiteren Rückgang der Geschäfte. Die Produktion werde in diesem Jahr um acht Prozent zurückgehen und im neuen Jahr wohl um zwei Prozent sinken, sagte der Präsident des Branchenverbandes VDMA, Bertram Kawlath. Erstmals seit vielen Jahren drohe der Branche mit gut einer Million Beschäftigten in Deutschland ein leichter Stellenabbau. Zwar dürften sinkende Zinsen 2025 auch der globalen Investitionsbereitschaft zugutekommen und eine konjunkturelle Erholung einleiten. Doch ein fulminanter Aufschwung der Weltkonjunktur sei nicht zu erwarten.
Die Kapazitätsauslastung sank im Oktober auf 79,1 Prozent. "Das ist eine deutliche Unterauslastung. Ein zunehmender Teil der Unternehmen ist nicht mehr in der Lage, die Produktion angesichts kräftig sinkender Orders durch ihre Auftragsbestände ausreichend abzupuffern", erläuterte Kawlath. Die Produktion im Maschinen- und Anlagenbau sank in den ersten zehn Monaten nach teils vorläufigen Zahlen um 6,8 Prozent.
Die überwiegend mittelständische Branche, zu der auch börsennotierte Unternehmen wie Thyssenkrupp, Siemens Energy oder Gea gehören, kämpft mit der Zurückhaltung der Kunden bei den Investitionen. Die Verunsicherung sei groß, erklärte Kawlath. Ursache hierfür seien Kriege, handelspolitische Grabenkämpfe und die Wahlerfolge extremistischer Parteien und Kandidaten. Die Unternehmen bräuchten eine klare und verlässliche Wirtschaftspolitik. "Schluss mit der Überregulierung, Schluss mit engen technologischen Vorgaben und auch Schluss mit der viel zu hohen Kostenbelastung am Standort Deutschland."
Die Hersteller von Maschinen und Anlagen "Made in Germany" sind ein Rückgrat der deutschen Wirtschaft. Sie erwarten Kawlath zufolge trotz der schwachen Nachfrage keinen größeren Stellenabbau im kommenden Jahr. Es könne einen leichten Rückgang in der Größenordnung des erwarteten Produktions-Minus von zwei Prozent geben. Die Gesamtzahl der Beschäftigten im Maschinenbau werde sich um eine Million bewegen. "Die Unternehmen versuchen, ihre Stammbelegschaft zu halten." Die Firmen richteten ihren Blick eher fünf, sechs Jahre nach vorne. "Der Facharbeitermangel bleibt ein Thema." Laut Umfrage unter gut 500 Mitgliedsfirmen rechnen 61 Prozent der Befragten mit einem Stellenabbau in den kommenden zwölf Monaten und nur 20 Prozent mit Stellenaufbau. "Insbesondere große Unternehmen sind pessimistisch", sagte der VDMA-Präsident.
Die exportorientierte Branche bereitet sich auf die Rückkehr Donald Trumps als US-Präsident im Januar vor. Es seien im US-Geschäft neue Turbulenzen zu erwarten, erklärte der VDMA-Präsident. "Die Ära Trump 2.0 wird mit einiger Sicherheit disruptiver als die erste Amtszeit. Wir sind auf mehr Störungen vorbereitet, glauben aber, dass der US-Markt nach wie vor Chancen für uns bieten wird." In einer Umfrage unter 560 Mitgliedsfirmen des VDMA hätten 72 Prozent der Befragten angegeben, ihr Geschäft in den USA ausweiten oder aufnehmen zu wollen. Um die Reindustrialisierung voranzutreiben, benötige das Land weiterhin wichtige Investitionsgüter aus Europa und Asien. "Langfristig sehen wir darin eine Chance."
Die USA und China sind die wichtigsten Auslandsmärkte der Maschinenbauer. Die Konfrontation zwischen den Ländern dürfte weiter zunehmen, prognostizierte der Verbands-Chef. "Wir sehen hier einen harten Wettbewerb um die Vormachtstellung in der Welt, den China bis 2049 zu seinen Gunsten entschieden haben möchte." Auf diesen Schlagabtausch müssten sich die Maschinenbauer in Deutschland und Europa unbedingt vorbereiten.
Quelle: ntv.de, jwu/rts/DJ