Wirtschaft

Wirre Briten, entnervte EU Mays Stecker passt nicht in Brüssels Steckdose

Brexit: Eine ziemlich dumme Idee, sagt die "Economist"-Karikatur zu Theresa May.

Brexit: Eine ziemlich dumme Idee, sagt die "Economist"-Karikatur zu Theresa May.

(Foto: REUTERS)

Ein genialer Cartoon sagt auf einen Blick mehr zum Brexit, als man je dazu schreiben kann: Wie idiotisch die Idee ist, wie lächerlich die britischen Forderungen sind - und wie deshalb die Reaktion der EU ausfällt.

Es ist eine Kunst, ohne Worte etwas zu sagen, besonders wenn es um extrem komplexe politische und wirtschaftliche Ereignisse geht. Dem legendären Karikaturisten des britischen "Economist", Kevin Kallaugher, kurz KAL, ist in dieser Woche ein Meisterstück gelungen.

Er hat das abstruse Gezerre zwischen London und Brüssel um die Bedingungen des EU-Austritts und Londons Harakiri-Verhandlungstaktik mit seinem wöchentlichen Cartoon messerscharf auf den Punkt gebracht:

Weil das Bild wie gesagt für sich spricht, hier nur wenige Worte dazu: Die britische Premierministerin Theresa May reitet darin auf einem dreipoligen britischen Netzstecker, der nicht in die zweipolige EU-Steckdose passen kann. Trotzdem befiehlt sie: "Laden!" Ein sichtlich genervter EU-Kommissionchef Jean-Claude Juncker kommentiert das mit den Worten: "Und es geht wieder los …"

Zugleich bereitet sich eine Einheitsfront aus EU-Politikern mit grimmigen Gesichtern, darunter Bundeskanzlerin Angela Merkel, darauf vor, May mit Volldampf vor die Brüsseler Wand laufen zu lassen. Die unterschwellige Ironie wird dadurch verstärkt, dass das englische Wort für "Laden!" (charge) gleichzeitig auch "Attacke!" bedeutet.

Für alle, die das Brexit-Hickhack nicht so intensiv verfolgt haben, noch der politische Hintergrund: Es ist eine ziemlich witzige Metapher dafür, dass die Briten auf ihren wirren Brexit-Plänen beharren, obwohl diese logisch unvereinbar mit den EU-Bedingungen sind. Jüngstes Beispiel ist das Votum des Unterhauses, den verhassten Backstop für Nordirland in Brüssel mit "alternativen Vorkehrungen" zu ersetzen.

Mit der Notlösung soll eine harte Grenze auf der irischen Insel und ein Wiederaufflammen des Bürgerkriegs zwischen Katholiken und Protestanten verhindert werden. Die EU hat jeglichen Neuverhandlungen des Brexit-Deals deshalb unmissverständlich eine Absage erteilt. Trotzdem hat May angekündigt, sie gehe "mit frischem Mandat, neuen Ideen und neuer Entschlossenheit" nach Brüssel. Das kann nicht passen - wie ein dreipoliger Stecker in eine zweipolige Steckdose eben.

Heute hält May übrigens eine Rede in Nordirland, in der sie wieder exakt die Quadratur des Kreises verlangen dürfte, die Brüssel schon hundertmal ausgeschlossen hat. Jemand sollte ihr dringend die Karikatur im "Economist" zeigen. Sie kommt schließlich aus dem Mutterland des Humors - aus Großbritannien.

Quelle: ntv.de

Social Networks
Newsletter
Ich möchte gerne Nachrichten und redaktionelle Artikel von der n-tv Nachrichtenfernsehen GmbH per E-Mail erhalten.
Nicht mehr anzeigen