Wirtschaft

Ex-Milliardärin will Geld zurückMiddelhoff hilft Schickedanz - ein bisschen

03.11.2014, 18:21 Uhr
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Thomas Middelhoff und Madeleine Schickedanz im Kölner Landgericht. (Foto: picture alliance / dpa)

Quelle-Erbin Madeleine Schickedanz verliert viel Geld durch die Arcandor-Pleite. Das will sie zurück und zieht dafür vor Gericht. Nun sagt Ex-Arcandor-Chef Thomas Middelhoff aus - und beschreibt detailliert, wie sie bei der Pleite zur Gelackmeierten wurde.

Wieviel Geld Madeleine Schickedanz heute noch hat, ist ein Geheimnis. Doch es ist nur noch ein Bruchteil von den Milliarden, die die Quelle-Erbin einst auf der hohen Kante hatte. Bei der Karstadt-Pleite verlor sie ihr Vermögen - weil sie falsch beraten wurden, wie sie sagt. In dem Zivilverfahren fordert die frühere Milliardärin insgesamt 1,9 Milliarden Euro von 14 Beklagten zurück. Ihre Klage richtet sich vor allem gegen ihren einstigen Vermögensberater Josef Esch und ehemalige Verantwortliche der Bank Sal. Oppenheim.

Nun hat einer ausgesagt, dessen Name selbst für die Pleite von Arcandor steht: der ehemalige Chef Thomas Middelhoff. Und er hat im Kölner Schadenersatzprozess die Darstellung der Quelle-Erbin zum Teil gestützt.

Als man 2005 eine Lösung für den angeschlagenen KarstadtQuelle-Konzern - später Arcandor - suchte, habe Schickedanz deutlich gemacht, dass sie nicht dauerhaft Hauptaktionärin bleiben wolle, sagte Middelhoff als Zeuge vor dem Landgericht. Sie habe für ein weiteres Engagement keine Mittel mehr gehabt, soll sie ihm gegenüber geäußert haben. Der Grund: Sie habe sich für eine Kapitalerhöhung 2004 hoch verschuldet.

Doch genau das passierte schließlich. Mit dem Geld der Bank Sal. Oppenheim kaufte sie doch Aktien auf - was schließlich die Ursache für ihre persönliche Pleite war. Schickedanz behauptet, nie über die Risiken aufgeklärt worden zu sein. Sie wirft ihren Gegner vor, sich verschworen zu haben, um sie um ihr Geld zu bringen. Der zuständige Richter wollte ihr dies bislang nicht so recht glauben - daher kann der Aussage Middelhoffs eine gewisse Bedeutung zukommen.

Eine Milliarde Euro für den Lebensabend

Middelhoff sagte, im März 2005 habe man KarstadtQuelle von der Börse nehmen wollen. Schickedanz sollte dafür ihren Aktienanteil von gut 30 Prozent einbringen. Ziel sei gewesen, einen bestimmten Geldbetrag zu erlösen, auch zur Sicherung ihres Lebensabends. Schickedanz sei davon ausgegangen, damit kein zusätzliches wirtschaftliches Risiko einzugehen.

"Sofern mich meine Erinnerung nicht täuscht, war das eine Milliarde Euro", sagte Middelhoff. Für das Vorhaben sei Schickedanz unverzichtbar gewesen. Nur sie als Großaktionärin habe Aktien bis zu einer Mehrheit von 74,9 Prozent zukaufen können, ohne ein Übernahmeangebot abgeben zu müssen. Dafür hatte sie allerdings gar nicht mehr genug Geld.

Das Geld sollte laut Middelhoff von der Hausbank Sal. Oppenheim und die Oppenheim-Esch-Holding kommen - bis zu 700 Millionen Euro. Der Begriff "Strohfrau" sei zwar erst später gefallen, er treffe aber inhaltlich durchaus zu, sagte der Ex-Acandor-Chef. In diesem Punkt stütze er die Angaben von Schickedanz' Ehemann Leo Herl.

Schickedanz verliert ihr Vermögen

Herl hatte in der vergangenen Woche als Zeuge ausgesagt, seine Frau habe schon 2004 deutlich gemacht, ihren Aktienanteil nicht weiter aufstocken zu wollen, daraufhin sei ihr eine "Strohfrau-Konstruktion" angeboten worden.

Treibende Kraft war Herl zufolge Josef Esch. Dieser habe Schickedanz zugesagt, sie solle nur ihren Namen für den Kauf geben, die Bank werde finanzieren - und Schickedanz trage kein Risiko. Middelhoff erklärte, an eine solche Äußerung von Esch könne er sich zwar nicht erinnern, sie decke sich aber inhaltlich mit seinen eigenen damaligen Schlussfolgerungen.

Doch in Wahrheit trug Schickedanz ein ganz gewaltiges Risiko - denn Arcandor wurde schließlich doch nicht von der Börse genommen. Es fand sich kein zusätzlicher Finanzinvestor. Ohne diesen schien der Abschied von der Börse aber nicht realisierbar. 2009 meldete Arcandor dann Insolvenz an und Schickedanz verlor einen Großteil ihres Vermögens.

Quelle: ntv.de, vpe/bdk/dpa

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