Wirtschaft

"Dachte nicht, es war illegal" Milliardenbetrüger Bankman-Fried beharrt auf Ahnungslosigkeit

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Der Richter warf Bankman-Fried vor, im Prozess ausweichend und falsch ausgesagt und keinerlei Reue gezeigt zu haben.

Der Richter warf Bankman-Fried vor, im Prozess ausweichend und falsch ausgesagt und keinerlei Reue gezeigt zu haben.

(Foto: IMAGO/NurPhoto)

Weil er laut Gericht bewusst kriminell vorging und Anleger um acht Milliarden Dollar brachte, muss der Gründer der Kryptobörse FTX für 25 Jahre ins Gefängnis. Nun behauptet der ehemalige Krypto-Superstar Sam Bankman-Fried, er habe nie bewusst gegen Gesetze verstoßen. Und er könne den Schaden ersetzen - wenn er nicht im Knast säße.

Auch nach seiner Verurteilung zu 25 Jahren Haft besteht Milliardenbetrüger Sam Bankman-Fried weiter darauf, dass er seinerzeit keine Ahnung gehabt habe, als Chef der Krypto-Börse FTX gegen Gesetze zu verstoßen. Bankman-Fried war mit der Handelsplattform für Kryptowährungen innerhalb kürzester Zeit zum mehrfachen Milliardär aufgestiegen. FTX brach allerdings im Herbst 2022 wie ein Kartenhaus zusammen, unter anderem weil Bankman-Fried Kundengelder an seinen eigenen Hedgefonds weitergeleitet hatte. Laut Urteil veruntreuten er und seine leitenden Mitarbeiter auch große Summen, etwa für Immobilien auf den Bahamas.

Dass Anleger großteils alle ihre FTX anvertrauten Ersparnisse verloren, bereue er "selbstverständlich", teilte Bankman-Fried in einem per E-Mail aus dem Gefängnis geführten Interview dem Sender ABC mit. "Das ist, woran ich am meisten jeden Tag denke." In seinen ersten öffentlichen Äußerungen seit Verkündung seines Strafmaßes in der vergangenen Woche gesteht Bankman-Fried zwar erneut Fehler ein, und als Chef übernehme er dafür die Verantwortung. Er habe jedoch nie in krimineller Absicht gehandelt. "Ich dachte niemals, dass das, was ich tat, illegal war", behauptet Bankman-Fried.

Die Jury, die ihn schuldig gesprochen hatte, und der Richter, der das Strafmaß festgelegt hatte, hatten Bankman-Fried diese Ahnungslosigkeit im Prozess nicht abgenommen. Im Gegenteil, Richter Lewis Kaplan legte Bankman-Fried ausweichende und falsche Aussagen zur Last. "Er wusste, dass es falsch war. Er wusste, dass es kriminell war", sagte Kaplan. Bankman-Fried bereue nicht seine Verbrechen, sondern "er bereut, eine sehr schlechte Wette über die Wahrscheinlichkeit, erwischt zu werden, abgeschlossen zu haben".

"Zutiefst frustrierend"

Bankman-Fried besteht aber in dem Interview nicht nur weiter auf seiner eigenen Ahnungslosigkeit, sondern behauptet auch, der Schaden aller geprellten Gläubiger könne voll ersetzt werden - wenn man seine zusammengebrochene Plattform einfach weiterbetreiben würde. FTX musste im November Auszahlungen an seine Kunden einstellen, weil rund acht Milliarden Dollar fehlten. Der Insolvenzverwalter schloss FTX später dauerhaft und versucht seither, die Forderungen der Gläubiger aus verschiedenen Vermögenswerten des Unternehmens zu begleichen. Obwohl einige Kryptowährungen wie Bitcoin im Besitz von FTX zuletzt im Wert wieder stark stiegen, rechnet der Insolvenzverwalter nicht damit, dass die Geschädigten ihre Einlagen bei Bankman-Frieds Plattform jemals vollständig zurückerhalten werden.

Bankman-Fried kritisierte die Entscheidung, FTX dauerhaft zu schließen, bereits mehrfach. Die Probleme im November 2022 sah er von Beginn an lediglich als kurzfristiges Liquiditätsproblem an. Nun behauptet er, den beim Zusammenbruch von FTX Geschädigten könnten ihrer Krpytoeinlagen, nicht nur zum damaligen, viel niedrigeren Kurs ersetzt werden, sondern sogar zu den aktuellen Kursen auf Rekordniveau. "Das hätte im November 2022 geschehen können und sollen, und es könnte und sollte heute geschehen", behauptet Bankman-Fried gegenüber ABC. Er selbst würde "alles geben, um auch nur einen Teil des Schadens wiedergutmachen zu helfen", so der verurteilte Betrüger weiter. Seine Möglichkeiten seien jedoch begrenzt, schließlich sitze er im Gefängnis. Es sei "zutiefst frustrierend, nicht mehr tun zu können".

Mit dem Argument, dass angeblich alle Geschädigten ihr Geld zurückerhalten könnten, will Bankman-Fried auch seine Verurteilung anfechten. Die Vergehen ihres Mandanten seien viel weniger schwerwiegend, als im Prozess dargestellt, hatten die Verteidiger bereits direkt nach der Verurteilung erklärt.

Quelle: ntv.de, mbo

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