Wirtschaft

Wichtigte Einigungen erzielt Mischkonzern Baywa kann auf Sanierungskurs einschwenken

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Bis ins Jahr 2027 soll der Sanierungskurs reichen.

Bis ins Jahr 2027 soll der Sanierungskurs reichen.

(Foto: picture alliance / SVEN SIMON)

Gewachsen mit Geld, das man nicht hatte und anschließend nicht zurückzahlen konnte. Das ist in Kurzform der Weg des Mischkonzerns Baywa an den Rand des Abgrunds. Nun aber steht ein Sanierungsfahrplan zum Gesundschrumpfen. Hunderte Menschen verlieren ihren Job. Beteiligungen stehen im Schaufenster.

Beim hoch verschuldeten Münchner Mischkonzern Baywa stehen die ersten Schritte zur erhofften finanziellen Gesundung bevor: Das Unternehmen hat sich mit den wichtigsten Gläubigerbanken und den beiden Hauptaktionären auf den Fahrplan zur Sanierung bis zum Jahr 2027 geeinigt, wie aus einer Börsenpflichtmitteilung hervorgeht. Die Sanierungsvereinbarung soll bis spätestens Ende April 2025 rechtsverbindlich abgeschlossen sein, einschließlich einer Neuordnung der Finanzierung. Auf dem Konzern lasten Milliarden-Schulden, Erblast einer rapiden Expansion auf Pump.

Baywa
Baywa 18,20

Die aus der Genossenschaftsbewegung hervorgegangene Baywa ist der größte deutsche Agrarhändler. Der Konzern spielt eine wichtige Rolle für die Landwirtschaft und Lebensmittelversorgung im Süden und Osten Deutschlands. Außerdem ist das 101 Jahre alte Unternehmen in den Geschäftsbereichen Bau und Energie als Dienstleister und Händler tätig.

Ein Bestandteil des Sanierungskonzepts ist die Ausgabe neuer Aktien. Die Barkapitalerhöhung mit Bezugsrecht für die bisherigen Baywa-Aktionäre soll dem Unternehmen 150 Millionen Euro einbringen. Die Einzelheiten sollen im ersten Quartal des neuen Jahres festgelegt werden.

Es beginnt auch die erwartete Verkleinerung der Baywa: Bis Ende März will das Unternehmen seinen knapp 48-prozentigen Anteil an der Raiffeisen Ware Austria (RWA) für 176 Millionen Euro verkaufen, dem österreichischen Pendant der Baywa. Bisher sind die Unternehmen in einer verschachtelten Konstruktion über Kreuz aneinander beteiligt.

641 Millionen Euro Verlust - bislang

Der Baywa-Anteil an der RWA soll nun nach Österreich zurückgehen und von einem Verbundunternehmen der Vermögensverwaltung der RWA-Gruppe übernommen werden. Der dazugehörige Vertrag ist demnach bereits unterschrieben, die kartellrechtliche Genehmigung steht aber noch aus.

Anfang Dezember hatte die Baywa Stellenabbau in größerem Maßstab angekündigt: Von den 8000 Vollzeitstellen der Muttergesellschaft Baywa AG sollen 1300 gestrichen werden, das entspricht 16 Prozent der Vollzeit-Arbeitsplätze des Konzerns in Deutschland. Weltweit beschäftigt die in 60 Ländern vertretene Baywa mehr als 23.000 Menschen. Auch die Auslandsbelegschaft wird wegen der angekündigten Verkäufe von Unternehmensteilen schrumpfen.

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Baywa hatte in den vergangenen Jahren das Ökostromgeschäft und seine Beteiligungen ausgebaut. Die Schulden aus dieser kreditfinanzierten Expansion haben sich zum Mühlstein für das Unternehmen entwickelt. Im nächsten September wäre ein Konsortialkredit mit einem Rahmen von bis zu zwei Milliarden Euro fällig geworden. Zudem führte der vom Management nicht erwartete rapide Anstieg der Kreditzinsen seit 2022 zu einer Verdreifachung der jährlich fälligen Zinszahlungen. Allein in den ersten neun Monaten des laufenden Jahres summierten sich die Verluste so auf knapp 641 Millionen Euro.

Bis spätestens Ende April sollen neue Finanzierungsverträge für die Zeit bis zur erhofften finanziellen Gesundung im Jahr 2027 abgeschlossen werden. Laut Baywa unterstützen "nahezu alle der rund 300 Finanzgläubiger" die Sanierungsbemühungen, wie das Unternehmen mitteilte.

Quelle: ntv.de, jwu/dpa

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