Carsten Maschmeyer im Interview "Musk, der Hofnarr - Trump, der König: das endet jetzt"
04.04.2025, 11:57 Uhr Artikel anhören
Maschmeyer sieht den Bruch kommen.
(Foto: picture alliance / Bonn.digital)
Kommt es zum Bruch zwischen Elon Musk und Donald Trump? Carsten Maschmeyer ist davon überzeugt. "Hier treffen zwei narzisstische Ultra-Egos zusammen", sagt der Startup-Investor im Interview mit ntv.de. Das gehe nicht lange gut.
ntv.de: Sie investieren in den USA, sind häufig dort. Sie schwärmten bisher von der Startup-Mentalität im Silicon Valley und den USA als Vorbild. Nun setzt US-Präsident Donald Trump auf Protektionismus, auch in der Startup-Szene gibt es Unterstützer. Was ist da los?
Carsten Maschmeyer: Ich bin überzeugt: Das unternehmerische Mindset, das grenzenlose Denken wird immer die DNA der jungen Gründerinnen und Gründer, der Unternehmerinnen und Unternehmer in den USA sein. Was sich geändert hat: Donald Trump ist in den USA enorm beliebt. Auch wenn vieles von dem, was er tut, in Deutschland als bizarr, wirr oder auch als dumm wahrgenommen wird. Doch viele seiner Landsleute sehen das anders: Endlich werde die amerikanische Wirtschaft gestärkt. Endlich werde dies für sie und nicht fürs Ausland getan. Und auch wenn die Börsen beben: Viele von Trumps Wählerinnen und Wählern finden es richtig, dass der US-Präsident Zölle gegen die EU und viele weitere Wirtschaftsregionen verhängt. Was mir zusätzlich aufgefallen ist: Auch das einst den US-Demokraten zugeneigte Silicon Valley ist sehr viel republikanischer geworden.
Woran liegt das?
Das wurde im Wahlkampf deutlich, etwa als die demokratische Kandidatin Kamala Harris ankündigte, eine Steuer auf Unternehmensverkäufe wieder einzuführen. Schon da reagierten viele Tech-Unternehmer mit Ablehnung der Kamala-Harris-Pläne und einer Hinwendung zu Trump. Hinzu kommt: Wer sich dem US-Präsidenten in den Weg stellt, bekommt oft Schwierigkeiten. Das Verhältnis einiger Tech-Unternehmen zu Trump kann man daher als Zweckehe beschreiben, die vorrangig dem Wohl der von ihnen geführten Unternehmen dient.
Investieren Sie weiterhin gerne in den USA oder überdenken Sie mittlerweile sogar Investitionsentscheidungen?
Ich investiere dort, wo die beste Idee zu finden ist - also selbstverständlich auch weiterhin in innovative Gründerinnen und Gründer in den USA. Sie profitieren davon, dass es in den USA viel weniger Bürokratie und Regulierung gibt als bei uns. Sollte die EU als eine Vergeltungsmaßnahme gegen die neuen US-Zölle die geplante Digitalsteuer tatsächlich durchziehen, würde dies Digital-Startups aus den USA allerdings stark benachteiligen.
Die Verkörperung des Unternehmers, der die Seiten gewechselt hat, ist Elon Musk. Nun gibt es Berichte, er werde seinen Job als einer der wichtigsten Berater von Trump bald aufgeben. Er dementiert, das Weiße Haus auch. Wie bewerten Sie das?
Ich bin sicher: Es wird zu dem Bruch zwischen Trump und Musk kommen, den ich seit Langem prognostiziert habe. Das liegt daran, dass hier zwei narzisstische Ultra-Egos zusammentreffen. Das kann nicht lange gut gehen. Zudem ist Trump klug genug, um zu wissen, dass Musks bizarre Auftritte - ob mit Kettensäge oder mit Käsehut - ihm und der Akzeptanz seiner Politik schaden. Ein Beispiel aus dieser Woche: Trotz Musks millionenschwerer Unterstützung verlor der konservative Kandidat bei einer Wahl zur Neubesetzung eines Postens am Obersten Gericht in Wisconsin gegen die von den Demokraten unterstützte linksliberale Kandidatin. Auch in Trumps Kabinett sind viele mit Musk unzufrieden. Hinzu kommen inhaltliche Differenzen: So hält der Unternehmer Musk von Zöllen wenig - die werden nämlich auch für Tesla teuer.
Aber vollzogen ist der Bruch noch nicht …
Zumindest öffentlich noch nicht. Dem Weißen Haus zufolge wird Musk erst ausscheiden, wenn seine Arbeit getan sei - im Gespräch ist nun Ende Mai oder Anfang Juni. Das klingt schon sehr nach der Vorbereitung eines klassischen Rausschmisses, an dessen Ende dann kommuniziert wird: Die Zusammenarbeit war auf Zeit angelegt, wesentliche Ziele seien erreicht worden, man scheide im besten Einvernehmen - man habe nur Differenzen in der strategischen Ausrichtung.
Der Aktienkurs von Tesla ist eingebrochen. Die Absatzzahlen in Europa und China sind kräftig gesunken. Spielt das vielleicht nicht auch eine Rolle, dass Musk sich um sein Firmen-Imperium kümmern und weiteren Imageschaden der Marke Tesla vermeiden will?
Das spielt sicher eine Rolle. Elon Musk hat Präsident Trump mit seinen bizarren Auftritten geschadet - und auch mit den Massenentlassungen in US-Bundesbehörden durch die von ihm geleitete staatliche Effizienzabteilung DOGE. Zugleich wird Musk nicht entgangen sein, dass er eine große Wut auslöst, die sich gegen Tesla richtet. Tesla-Läden werden beschmiert, Autos in Brand gesetzt. Musk, der Hofnarr - Trump, der König : diese Beziehung endet jetzt. Zulasten von Musk.
Mit Carsten Maschmeyer sprach Jan Gänger
Quelle: ntv.de