Tesla-Aktien stürzen ab Musk stellt gigantische Kursgewinne in Aussicht
20.10.2022, 11:53 Uhr
Musk hat angekündigt, er wolle Twitter übernehmen.
(Foto: IMAGO/ZUMA Wire)
Seit dem Rekordhoch sind die Tesla-Aktien regelrecht eingebrochen. Nach Vorlage der Quartalszahlen geht es weiter bergab. Doch Tesla-Chef Elon Musk beschwört das Potenzial des Unternehmens und verspricht ein "episches Jahresende". Das dürfte einen besonderen Grund haben.
Elon Musk versucht nach Kräften, den Kurs der Tesla-Aktien weit nach oben zu reden. Nach Vorlage der Quartalszahlen überraschte der Chef des E-Auto-Pioniers mit einer kühnen Prognose: Tesla könne mehr wert sein als Apple und der saudische Ölproduzent Aramco zusammen.
Das ist durchaus ambitioniert. Denn Apple und Aramco werden an der Börse derzeit als die weltweit wertvollsten Unternehmen gehandelt. Die Amerikaner haben eine Marktkapitalisierung von 2,3 Billionen Dollar, während die Saudis 2,1 Billionen Dollar auf die Waage bringen. Tesla ist 700 Milliarden Dollar schwer. Das heißt: Der Kurs muss sich versechsfachen, um das gemeinsame Niveau der beiden Riesen-Konzerne zu erreichen.
Die Tesla-Aktien hatten seit Anfang 2020 einen steilen Kursanstieg hingelegt und waren von unter 30 Dollar auf ein Rekordhoch von 414 Dollar hochgeschossen, das sie im November vergangenen Jahres erreichten. Seitdem ging es allerdings bergab, der Kurs hat sich mittlerweile fast halbiert.
Im dritten Quartal hatte Tesla unter dem Strich 3,3 Milliarden Dollar verdient und damit doppelt so viel wie ein Jahr zuvor. Verkauft wurden rund 344.000 Fahrzeuge, ein Plus von 35 Prozent. Doch Analysten weisen auf Probleme hin: Steigende Kosten in der Autoproduktion machen sich bei der Bruttomarge bemerkbar. Tesla bekommt außerdem höhere Logistikkosten zu spüren.
"Episches Jahresende"
Zudem gibt es Probleme bei der Einführung eines neuen Produktionsverfahrens bei Batterien, das große Kostenvorteile bringen soll. "Die Inflation der Rohstoffkosten beeinträchtigte unsere Rentabilität zusammen mit den Ineffizienzen der neuen Fabriken in Berlin und Texas und der Produktion der neuen 4680-Batterien", so Tesla. Oder wie es Geschäftsführer Andrew Baglino ausdrückte: "Es gibt noch Herausforderungen, die wir noch nicht überwunden haben. Keine Frage."
Der Abschwung der Wirtschaft wird nach Einschätzung von Analysten nicht spurlos an dem an der Börse am höchsten bewerteten Autobauer der Welt vorbeigehen. Anzeichen dafür seien kostenträchtige Lagerbestände - ein Novum für den Elektroautopionier, der bislang immer weniger Fahrzeuge produzierte als er verkaufen konnte.
Bedenken, dass hohe Teuerungsraten, steigende Zinsen und eine Rezession das Geschäft bremsen könnte, wischte Musk bei der obligatorischen Konferenzschalte mit Finanzanalysten beiseite. "Es sieht aus, als würden wir ein episches Jahresende erleben", verkündete der Tech-Milliardär, stellte ein "rekordbrechendes" Schlussquartal in Aussicht und ergänzte: "Wir haben eine exzellente Nachfrage".
Ein wesentlicher Grund für den demonstrativen Optimismus von Musk könnte die angekündigte Übernahme von Twitter sein. Der reichste Mann des Planeten bietet 44 Milliarden Dollar. Die Frist läuft bis zum 28. Oktober, um das Geschäft abzuschließen. Musk ist mit einem Anteil von 15 Prozent der größte Aktionär von Tesla. Analysten gehen davon aus, dass er Aktien im Wert von etwa drei Milliarden Dollar verkaufen muss, um seinen Anteil am Kauf zu finanzieren.
Vor diesem Hintergrund dürfte es für Musk sehr ungelegen kommen, dass die Tesla-Aktien nach Börsenschluss in den USA um knapp sieben Prozent abstürzten. Der Grund: Anleger hatten mit noch besseren Zahlen gerechnet. Die Erwartungen waren einfach zu groß.
Quelle: ntv.de, mit rts/dpa