Wirtschaft

Hurra, Cash vom Staat ist da Neo-Broker Robinhood geht auf Kundenjagd

Dem Online-Broker werden zahlreiche Verstöße gegen Handelsvorschriften zur Last gelegt.

Dem Online-Broker werden zahlreiche Verstöße gegen Handelsvorschriften zur Last gelegt.

(Foto: imago images/AFLO)

Millionen von US-Bürgern erhalten dieser Tage ihre neuen Corona-Schecks in Höhe von 1400 Dollar. Der in die Kritik geratene Online-Broker Robinhood wittert die Gunst der Stunde und lockt Kunden mit einer Prämie, wenn sie Geld einzahlen, um in Aktien zu investieren.

Der US-amerikanische Neo-Broker Robinhood geht in seiner Heimat offensiv auf Kundenfang. Kleinanleger, die in den kommenden zwei Wochen Geld einzahlen, um später in Aktien zu investieren, erhalten für ihre Einlage zwischen 200 Dollar und 999 Dollar ein Extra-Guthaben von 10 Dollar. Kunden, die mindestens 15.000 Dollar neuen Einsatz mitbringen, 250 Dollar. Teilnahmeberechtigt seien alle User, die ihr Konto zwischen dem 15. und 28. März 2021 erfolgreich aufladen und ihr Guthaben bis mindestens 4. April 2021 behalten, heißt es auf der Website. Der Zeitpunkt für die Marketing-Aktion "Robinhood Cash Reward" ist günstig gewählt.

Denn Millionen Steuerzahler in den USA erhalten dieser Tage ihre Corona-Schecks in Höhe von 1400 Dollar. Schon von den vorherigen Runden Gratisgeld wurde ein beachtlicher Teil an der Börse investiert. Der Aktienmarkt boomt und der Zugang zum Handeln ist dank neuer Apps ohne komplexe Gebühren oder komplizierter Benutzeroberflächen deutlich leichter geworden. Scharen von Kleinanlegern mit wenig Geld investieren mittlerweile in Aktien und ETFs - ohne große Kontrollen und Hürden.

Kritiker sehen die Anwerbe-Aktion frischer Gelder jedoch mit Sorge. Erst vor Kurzem war die Handelsplattform erheblichen Vorwürfen ausgesetzt. Nach den Börsenturbulenzen rund um Gamestop wurde Robinhood vorgeworfen, es Kleinanlegern zu leicht zu machen, vor allem riskante Transaktionen zu tätigen. Dem Online-Broker werden zahlreiche Verstöße gegen Handelsvorschriften zur Last gelegt. Vorwürfe einiger US-Behörden will das Unternehmen per Vergleich aus der Welt schaffen. Die Kritik, dass der Online -Broker Zockertum befördert, gipfelte in einem brisanten Rechtsstreit mit der Familie eines Kunden, der sich im Juni 2020 im Alter von nur 20 Jahren in der - falschen - Annahme das Leben genommen hatte, dass er enorme Verluste beim Handel mit Aktienoptionen erlitten habe.

Im Februar zeigte sich Mitbegründer Vlad Tenev auffällig kleinlaut bei einer Befragung im US-Kongress über das Geschäftsmodell des Unternehmens und die Rolle, die es für mehr als 13 Millionen Privatanleger spielt, von denen viele jung sind und zum ersten Mal am Aktienmarkt handeln. Geändert hat es nichts. Im Gegenteil. Angesichts immer neuer Höchststände herrscht Goldgräberstimmung. Immer mehr Anleger versuchen auf der Börsen-Welle zu surfen und am Aktienmarkt ihr Glück zu finden.

Corona-Hilfen schmieren die Börse

Umfragen in den USA haben ergeben, dass nur etwa 30 bis 40 Prozent der Corona-Hilfen - wie von der US-Regierung gewünscht - in den Konsum fließen. Eine ähnliche Größenordnung wird laut Vanda Research am Aktienmarkt investiert. Aus Bidens Hilfspaket werden das voraussichtlich drei Milliarden Dollar sein, zitiert die "Financial Times" aus den Erhebungen des Datenanalysten, der sich vor allem auf das Verhalten von Amateurinvestoren spezialisiert hat.

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Von diesem Investmentboom hat Robinhood in den beiden vorhergegangenen Gratisgeld-Runden, die Washington seinen Steuerzahlern per Post geschickt hat, bereits deutlich profitiert. Nach dem zweiten Scheck im Dezember stiegen die Kundeneinlagen der Trading-Plattform um sieben Prozent an. Laut einer Umfrage der Deutschen Bank war der Anteil jüngere Anleger unter 34 Jahren besonders groß. Von ihnen gaben damals zwei Drittel an, dass sie ihre Stimulus-Checks für den Kauf von Aktien verwenden.

In seinem jüngsten Newsletter hat der Neo-Broker die Geldschwemme der Kunden - in weiser Voraussicht - bereits explizit adressiert: "Der Stimulus ist gelandet", titelt Robinhood da. Trotzdem weist eine Unternehmenssprecherin gegenüber der Finanzagentur Bloomberg den Vorwurf, es gebe einen Zusammenhang mit dem Konjunkturprogramm der US-Regierung, zurück. Robinhood führe solche Aktionen regelmäßig durch, erklärt die Sprecherin. Auf die Nachfrage, wie oft es solche Lockangebote gegeben habe, habe sie keine Angaben machen wollen, heißt es.

Quelle: ntv.de, ddi

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