Aktien für 50 Milliarden Dollar Neuer Anlauf bei Börsengang von Saudi Aramco
05.02.2022, 12:55 Uhr
Saudi-Arabien will schon seit längerem Teile von Saudi Aramco veräußern.
(Foto: imago images/ITAR-TASS)
Saudi Aramco ist das wertvollste Ölunternehmen der Welt. Der erste Börsengang 2019 fand in abgespeckter Form und nur in Saudi-Arabien statt. Nun soll ein üppiges Aktienpaket erstmals auch an einer internationalen Börse verkauft werden. Es wäre die größte Platzierung in der Börsengeschichte.
Saudi-Arabien hat die Pläne für die Börsennotierung weiterer Aktien von Aramco wieder aufgenommen. Nach Angaben von Personen, die mit der Strategie des Unternehmens vertraut sind, soll ein Anteil im Volumen von bis zu 50 Milliarden US-Dollar platziert werden, was bei der derzeitigen Bewertung rund 2,5 Prozent des Unternehmens entspräche.
Führungskräfte der staatlichen Saudi Arabian Oil, wie Aramco genannt wird, hätten intern und mit externen Beratern Gespräche über die Platzierung zusätzlicher Aktien geführt. Die Unterredungen beträfen die Börse in Riad und eine Zweitnotierung, möglicherweise in London, Singapur oder an anderen Orten, geführt, sagten die Personen.
London sei der bevorzugte Standort für die Börsennotierung, ergänzte eine der Personen. Das Unternehmen habe dort mit Investoren gesprochen, um deren Bereitschaft für eine Börsennotierung abzuschätzen, so die Person. Saudi-Arabien habe auch Pläne aus dem letzten Börsengang wiederbelebt, um Investoren aus China zu gewinnen, sagten einige der Personen, aber es wurde noch nichts entschieden.
Die Börsennotierung wäre die mit Abstand größte in der Geschichte der Kapitalmärkte und könnte sich als schwierig erweisen. Den bisherigen Rekord für den weltweit größten Börsengang stellte das Unternehmen 2019 auf, als es an der saudischen Börse Tadawul 29,4 Milliarden US-Dollar erlöste.
Der Anteilsverkauf befinde sich noch in der Planungsphase und könnte sich verzögern oder geändert werden, sagten die Personen weiter. Riad habe im Laufe der Jahre verschiedene Pläne zur Mittelbeschaffung über Aramco in die Wege geleitet, von denen einige letztlich scheiterten oder aufgegeben wurden.
Die Börsennotierung 2019 war eine abgespeckte Version der ursprünglichen Ambitionen von Aramco, 5 Prozent des Unternehmens für bis zu 100 Milliarden US-Dollar an die Börse zu bringen, auch an einer großen internationalen Börse. Die internationalen Investoren waren jedoch skeptisch, was die Unternehmensführung und den Preis der Aktien betraf, die Aramco mit 1,7 Billionen US-Dollar bewerteten. Bei dem auf das Inland beschränkten Börsengang wurden schließlich 1,5 Prozent des Unternehmens notiert. Eine Sprecherin von Aramco lehnte eine Stellungnahme ab.
Des Kronprinzen Strategie
Saudi-Arabien will schon seit längerem Teile des Öl-Konzerns veräußern. Dies ist Teil einer Strategie, die Kronprinz Mohammed bin Salman entwickelt hat, um die massiven Ölvorkommen des Landes zu monetarisieren und den Erlös für Investitionen in Branchen außerhalb der Ölindustrie zu verwenden. Ziel sei es, die Platzierung bis Ende des Jahres oder Anfang nächsten Jahres abzuschließen, so einer der Beteiligten. Der Plan werde vom Kronprinzen vorangetrieben, ergänzte die Person.
Die Diskussionen über einen erneuten Aktienverkauf finden zu einer Zeit statt, in der die Ölpreise den höchsten Stand seit 2014 erreicht haben, angetrieben durch eine steigende Nachfrage, ein verknapptes Angebot und die Besorgnis über die Instabilität in Osteuropa und im Nahen Osten. Rohöl der Sorte Brent, der weltweiten Benchmark, wurde am Freitag mit über 93 US-Dollar pro Barrel gehandelt und ist im vergangenen Jahr um 57 Prozent gestiegen.
Die in Riad notierten Aktien von Aramco sind in den vergangenen Monaten zusammen mit dem Ölpreis und anderen Aktien großer Ölkonzerne gestiegen und weisen derzeit eine Marktkapitalisierung von fast 2 Billionen US-Dollar auf. Die Aktien des Unternehmens werden im Vergleich zu denen der westlichen Märkte nur wenig gehandelt und befinden sich nicht im Besitz vieler internationaler Investoren. Es ist unklar, ob die derzeitige Bewertung des Unternehmens innerhalb des Landes auf größeren Märkten erreicht werden könnte.
Quelle: ntv.de, mba/DJ