Umsatz und Gewinn eingebrochen Nokia will bis zu 14.000 Stellen abbauen
19.10.2023, 16:06 Uhr Artikel anhören
Dunkelheit umfängt das Hauptquartier von Nokia im finnischen Espoo - zumindest mit Blick auf zahlreiche Mitarbeiter des Unternehmens.
(Foto: picture alliance/dpa/Lehtikuva)
Nokia, einst einer der weltweit größten Player in der Handysparte, ist aktuell hauptsächlich noch mit dem 5G-Ausbau beschäftigt. Und der läuft nicht wie erwartet. Umsatz und Gewinn bleiben im dritten Quartal deutlich hinter den Erwartungen zurück. Das veranlasst das Unternehmen zu einem Kahlschlag.
Mit einem Abbau von bis zu 14.000 Arbeitsplätzen reagiert der finnische Mobilfunkausrüster Nokia auf die schwache Nachfrage. Nach einem überraschend kräftigen Umsatzeinbruch im dritten Quartal tritt Nokia-Chef Pekka Lundmark auf die Kostenbremse. Bis 2026 will der Manager nun zwischen 800 Millionen und 1,2 Milliarden Euro sparen. "Nokia geht davon aus, dass das Programm schnell umgesetzt wird, mit Einsparungen von mindestens 400 Millionen Euro 2024 und weiteren 300 Millionen Euro 2025", erklärte der Konzern.
Die Einsparungen sollten dazu führen, dass Nokia dann statt der bisher 86.000 Mitarbeiter nur noch zwischen 72.000 und 77.000 Beschäftigte habe. Ziel sei es, bis 2026 eine operative Marge von wenigstens 14 Prozent zu schaffen. Wo die Stellen abgebaut werden sollen, teilte Nokia nicht mit. Es werde "schnell gehandelt" in den Bereichen Mobilfunknetze, Cloud und Netzservice sowie in der Verwaltung, hieß es aber.
Der Nettoumsatz auf vergleichbarer Basis fiel im dritten Quartal auf 4,98 Milliarden Euro von 6,24 Milliarden Euro im Vorjahr. Der Gewinn sank um 69 Prozent auf 133 Millionen Euro oder 2 Cent pro Aktie. Von LSEG befragte Analysten hatten 5,67 Milliarden Euro Umsatz und einen Gewinn von 395 Millionen Euro erwartet. Vor allem der Verkauf von Ausrüstung für den Mobilfunkstandard 5G sei in Märkten wie Nordamerika schleppend gelaufen.
US-Markt bereitet Kopfzerbrechen
Auf dem wichtigsten Markt des Unternehmens zeigte sich die Abwärtsspirale besonders deutlich. In Nordamerika sei der Nettoumsatz um 40 Prozent eingebrochen, räumte Nokia-Chef Lundmark ein. "Während unsere Umsätze im dritten Quartal belastet waren von der anhaltenden Unsicherheit, rechnen wir für das vierte Quartal mit einer normaleren saisonalen Verbesserung für unser Netzwerkgeschäft", sagte der Manager.
Lundmark lehnte es ab, weitere Details zu den bevorstehenden Stellenstreichungen zu nennen. Das Management müsse zunächst die Arbeitnehmervertreter konsultieren. Er wolle jedoch die Bereiche Forschung und Entwicklung schützen. Trotz der Maßnahmen hält der Nokia-Chef am Ausblick für das Gesamtjahr fest. "Wir glauben weiterhin an den mittel- bis langfristigen Markt, aber wir werden nicht abwarten und beten, dass sich der Markt in absehbarer Zeit erholen wird", sagte er.
Knackpunkt sei ein Mangel an schnelleren Mid-Band-Geräten. Nur ein Viertel aller 5G-Basisstationen außerhalb Chinas verfügten derzeit über diese Technologie. Damit sich der Markt erholen könne, müsse die Branche in diesen Bereich investieren, um den wachsenden Datenverkehr bewältigen zu können.
Die Analysten von Citi erklärten, nachdem Ericsson bereits schwache Zahlen vorgelegt habe, sei die Entwicklung bei Nokia an sich nicht überraschend gekommen, wohl aber im Hinblick auf das Ausmaß der Abweichung von den Erwartungen. Die Nokia-Aktie notierte im frühen Handel in Helsinki mit knapp 2 Prozent im Minus. Für 2023 rechnet der finnische Telekomausrüster nun damit, dass nur das untere Ende der Umsatzprognose erreicht wird. Die vergleichbare operative Marge soll aber die Mitte der Zielspanne erreichen.
Quelle: ntv.de, als/rts/DJ