EZB verlängert Bewerbungsfrist Notenbank sucht verzweifelt nach Frauen
27.05.2019, 14:31 Uhr
Idealerweise sollten mindestens zwei Frauen auf die insgesamt sechs von der EZB zu besetzenden Positionen berufen werden.
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Dem EU-Parlament ist der geringe Anteil an Frauen in Führungspositionen bei der EZB schon länger ein Dorn im Auge. Derzeit sitzt im 25-köpfigen EZB-Rat nur eine einzige Frau. Die Notenbank ist zwar rechtlich nicht verpflichtet, weibliche Kandidaten zu finden, verlängert aber jetzt trotzdem die Bewerbungsfrist.
Die Europäische Zentralbank (EZB) sucht Insidern zufolge händeringend nach Frauen für mehrere offene Top-Positionen in der europäischen Bankenaufsicht. Die Notenbank habe die Bewerbungsfrist für drei von ihr zu besetzende Spitzenjobs bei den Bankenkontrolleuren deshalb verlängert, sagten zwei mit dem Vorgang vertraute Personen.
Idealerweise sollten mindestens zwei Frauen auf die insgesamt sechs von der EZB zu besetzenden Positionen berufen werden, sagte einer der Insider. Die Euro-Notenbank lehnte eine Stellungnahme ab. Die Bewerbungsfrist lief ursprünglich am 15. Mai aus und ist nun bis zum 12. Juni verlängert worden.
Das EU-Parlament kritisiert die EZB schon seit Längerem wegen des geringen Anteils von Frauen in Führungspositionen. Im 25-köpfigen EZB-Rat, der über die Zinsen entscheidet, sitzt derzeit mit der deutschen EZB-Direktorin Sabine Lautenschläger nur eine einzige Frau. Die Führung im Einheitlichen Aufsichtsmechanismus (SSM) - so heißt die EZB-Bankenaufsicht offiziell - hat derzeit nur eine Handvoll weiblicher Mitglieder.
Politischer Konflikt mit EU-Parlament
Oberster EZB-Bankenkontrolleur ist seit Jahresbeginn der Italiener Andrea Enria. Sein Vize soll nach dem Vorschlag der EZB Notenbank-Direktor Yves Mersch werden. Das EU-Parlament hat bei der Besetzung ein Mitspracherecht. Die Euro-Notenbank hatte die Ausschreibung für bis zu drei EZB-Vertreter der SSM-Führung im April veröffentlicht. Deren Amtszeit beträgt jeweils fünf Jahre.
Die EZB ist zwar rechtlich nicht verpflichtet, weibliche Kandidaten zu finden. Würde sie die Stellen aber nur mit Männern besetzen, droht den Insidern zufolge ein politischer Konflikt mit dem EU-Parlament. Dieses könnte dann die Ernennung von Mersch zum SSM-Vizechef blockieren. 2012 hatten die EU-Abgeordneten Merschs Ernennung ins EZB-Direktorium um Monate verzögert. Der Grund: Die Parlamentarier hatten damals die Berufung einer Frau in das Direktorium gefordert.
Quelle: ntv.de, jki/rts