Behörde warnt Ohne russisches LNG droht EU "Energieschock"
19.04.2024, 11:52 Uhr Artikel anhören
Der Import von LNG fällt nicht unter die EU-Sanktionen, die nach Beginn des Krieges Russlands gegen die Ukraine verhängt worden sind.
(Foto: picture alliance / Alexei Druzhinin/TASS/dpa)
Die EU will bis 2027 Russland komplett vom europäischen Gasmarkt verbannen. Noch ist das Land der zweitgrößte LNG-Lieferant des Staatenverbunds und trägt erheblich zur Versorgung bei. Die europäische Energieregulierungsbehörde Acer rät deswegen zu Vorsicht.
Die europäische Energieregulierungsbehörde Acer hat davor gewarnt, dass die EU weiterhin russisches Flüssigerdgas (LNG) importieren muss, um einen "Energieschock" zu vermeiden. "Die Bemühungen, Europas Rekordimporte von russischem LNG zu reduzieren, sollten mit Vorsicht angegangen werden", zitiert die "Financial Times" die Behörde. Die Reduzierung solle demnach lieber schrittweise erfolgen, heißt es in einem Bericht. Darin wird ein Dilemma der EU hervorgehoben: Sie will einerseits die Energiesicherheit gewährleisten und andererseits Russlands Einnahmen durch eine Reduzierung der Gaseinkäufe verringern.
Laut Informationen der Zeitung drängen EU-Diplomaten zufolge Länder wie Schweden, Finnland und die baltischen Staaten darauf, dass die EU ein sofortiges vollständiges Verbot für russisches Flüssiggas verhängt. Ein solcher Schritt erfordert allerdings die Einstimmigkeit aller Mitgliedstaaten.
Die EU hat sich nach dem russischen Einmarsch in die Ukraine im Jahr 2022 von russischem Pipeline-Gas gelöst und ersetzt es weitgehend durch Flüssiggas - auch aus Russland, da die weltweite Nachfrage groß ist. Mit einem Anteil von 16 Prozent an den Gesamtimporten im vergangenen Jahr ist Russland der zweitgrößte LNG-Lieferant der EU nach den USA. Nach Angaben des Datenanbieters Kpler haben die EU-Länder im vergangenen Jahr 15,5 Millionen Tonnen russisches LNG gekauft, fast 40 Prozent mehr als im Jahr 2021.
Der Import von LNG fällt nicht unter die EU-Sanktionen, die nach Beginn des Krieges Russlands gegen die Ukraine verhängt worden sind. Die EU-Kommission hat sich allerdings zum Ziel gesetzt, dass die Gemeinschaft bis 2027 gar kein russisches Gas mehr bezieht, weder per LNG-Tanker, noch per Pipeline. Nach Einschätzung der Energieregulierungsbehörde Acer könnte es aber schwierig werden, alle russischen LNG-Importe bis zu diesem Zeitpunkt zu beenden. Schließlich würden sogenannte Bestimmungsklauseln eine Verlagerung von Lieferströmen erschweren, da sie den Weiterverkauf von Gas an andere Käufer beschränken.
Die Folgen eines Importstopps träfen die EU-Mitgliedsländer in sehr unterschiedlichem Ausmaß. Schätzungen des Brüsseler Thinktanks Bruegel zufolge hatte russisches Flüssiggas im vergangenen Winter einen Anteil von gerade einmal vier Prozent an der Gasversorgung in Deutschland. In Frankreich stammte dagegen 15 Prozent des Gases und in Spanien sogar 18 Prozent von russischen LNG-Anbietern.
Quelle: ntv.de, jki