"Drehen jeden Stein um" Pannenserie drückt Boeing in die roten Zahlen
24.04.2024, 15:28 Uhr Artikel anhören
(Foto: REUTERS)
Der US-Flugzeugbauer Boeing kämpft weiter mit Qualitätsproblemen. Das kostet den Konzern Milliarden und drückt die Einnahmen. Vorstandschef Calhoun sagte, die angeordnete Produktionsdrosselung belaste Kunden und Finanzen. Ein Lichtblick ist derweil die Rüstungssparte.
Der Zwischenfall mit einer Boeing 737 MAX-9 von Alaska Airlines Anfang des Jahres schlägt sich massiv in den Geschäftszahlen des US-Flugzeugbauers nieder. Zum ersten Mal seit fast zwei Jahren musste Boeing von Januar bis März einen Umsatzrückgang hinnehmen: Die Einnahmen sanken auf Jahressicht um acht Prozent auf 16,6 Milliarden Dollar. Boeing musste auf Geheiß der US-Luftfahrtbehörde FAA nach der schlagzeilenträchtigen Panne die Produktion seines Verkaufsschlagers 737 MAX drosseln. Insgesamt wurden im ersten Quartal nur 83 Flugzeuge ausgeliefert, darunter 67 Boeing 737 MAX - mehr als ein Drittel weniger als vor einem Jahr.
Der Mittelabfluss (Cash-flow) aus dem operativen Geschäft schnellte auf 3,9 Milliarden Dollar und war damit etwa fünfmal so hoch wie ein Jahr zuvor, wie Boeing in Arlington mitteilte. Gerechnet hatte der Konzern mit einem negativen Cash-flow von bis zu 4,5 Milliarden. Der bereinigte Verlust sank auf 388 Millionen Dollar. Das Rüstungsgeschäft, das zuletzt rote Zahlen geschrieben hatte, sorgte diesmal für etwas Erleichterung. Die Boeing-Aktie legte vorbörslich zu, weil der Verlust geringer ausfiel als gedacht. "Es hätte schlimmer kommen können", schrieb Analyst Robert Stallard von Vertical Research Partners. Aber Boeing habe noch ernsthafte Probleme zu lösen.
Der scheidende Vorstandschef Dave Calhoun sprach in einem Brief an die Belegschaft von einem "schweren Augenblick". Die Drosselung der Produktion sei für die Kunden ebenso ein Problem wie für die Finanzen von Boeing selbst. "Aber Sicherheit und Qualität müssen und werden absoluten Vorrang haben. Wir drehen jeden Stein um und machen deutliche Fortschritte."
Der Flugzeugbauer kämpft seit Jahren mit Vorwürfen, bei der Konstruktion und Produktion der Maschinen geschlampt zu haben. Nach zwei tödlichen Abstürzen von Boeing 737-MAX im Jahr 2019 schien das Unternehmen vor dem Alaska-Vorfall gerade wieder auf dem Weg zurück zur Normalität. Calhoun sagte nun, er gehe davon aus, dass die noch nicht ausgelieferten Flugzeuge der Baureihen 737 und 787 bis zum Jahresende weitgehend an die Kunden übergeben werden könnten.
Quelle: ntv.de, jwu/rts