Peso auf Crash-Kurs Trump-Regierung will für Milei Argentiniens Währung retten
23.09.2025, 13:18 Uhr Artikel anhören
Im Präsidentschaftswahlkampf vor zwei Jahren hatte Javier Milei noch angekündigt, die Landeswährung Peso ganz durch den Dollar zu ersetzen.
(Foto: REUTERS)
In Argentinien stehen Kongresswahlen an - und für den rechtsliberalen Präsidenten Javier Milei sieht es nicht gut aus. Eine Regionalwahl ging gerade gründlich schief, Investoren wenden sich ab, und der Peso befindet sich im Sinkflug. Mileis Freunde in Washington wollen nicht tatenlos zusehen.
Die US-Regierung hat angekündigt, die argentinische Währung mit allen notwendigen Mitteln vor dem Absturz zu bewahren. Vor einem Treffen der Präsidenten der beiden Länder, Javier Milei und Donald Trump, erklärte US-Finanzminister Scott Bessent, dass sein Ministerium bereitstehe, am Devisenmarkt zugunsten des argentinischen Pesos zu intervenieren. Möglich sei unter anderem der Kauf argentinischer Staatsanleihen. Bessent nannte keine konkrete Summe, die Intervention würde aber "groß und schlagkräftig" ausfallen. "Alle Optionen" lägen auf dem Tisch.
Milei, ein enger Verbündeter und Bewunderer Trumps, ist mit seiner wirtschaftsliberalen Reformagenda in Argentinien politisch und finanziell unter Druck geraten. Die argentinische Zentralbank hatte zuletzt mit Milliarden von Dollar interveniert, das heißt Peso aufgekauft, um die Abwertung der Währung aufzuhalten. Allerdings drohen die Devisenreserven zur Neige zu gehen. Das gefährdet zugleich die milliardenschwere Hilfe des Internationalen Währungsfonds (IWF), die Argentinien dringend benötigt. Denn der IWF besteht darauf, dass die Zentralbank ihre Reserven ausbaut und nicht ausgibt.
Währenddessen hat sich die politische Stimmung in Argentinien gegen Milei gedreht. Bei der Regionalwahl in der bevölkerungsreichsten Provinz des Landes, Buenos Aires, erlitt sein Parteienbündnis eine herbe Niederlage. In wenigen Wochen stehen die Zwischenwahlen für den Kongress an, Argentiniens Parlament. Die Aussicht auf eine Niederlage Mileis bei der Parlamentswahl erschütterte das Vertrauen der Investoren zusätzlich: Innerhalb von zwei Wochen verlor der Peso mehr als zehn Prozent seines Wertes. Die Renditen, die Verzinsung, die Gläubiger für argentinische Staatsanleihen verlangen, zogen deutlich an.
Argentiniens Devisen-Decke ist zu kurz
Allein die Ankündigung des US-Finanzministers, zugunsten des Peso einzugreifen, stoppte den Abwärtstrend. Am Montag legte der Peso gegenüber dem Dollar um mehr als vier Prozent zu, argentinische Staatsanleihen, deren Wert zwischenzeitlich unter 50 Prozent ihres Nennwertes gefallen war, verteuerten sich wieder. Möglicherweise hält allein die Aussicht darauf, dass die USA am Devisenmarkt intervenieren könnten, Investoren davon ab, gegen Argentinien zu wetten.
Die angekündigte Intervention am Devisenmarkt hat laut Bessent ausdrücklich das Ziel, auch politische Unterstützung für Milei als Verbündeten der Trump-Regierung zu demonstrieren. Es gehe darum, eine "Botschaft" zu senden, dass die US-Regierung bereit sei, dann zu helfen, wenn jemand "das Richtige tut, gute Politik macht und sich an den Werten der Vereinigten Staaten ausrichtet".
Ökonomen verweisen darauf, dass die Peso-Krise eine direkte Folge von Mileis Politik der Inflationsbekämpfung um jeden Preis ist. So hat die Zentralbank die Zinsen derart angehoben, dass die Konjunktur ausgebremst wurde und auch der Export leidet. Das sorgt dafür, dass nicht genügend Devisen ins Land kommen, um den Kurs des Peso zu halten. "Das ist die Problematik einer zu kurzen Decke", erklärte der ehemalige argentinische Zentralbankchef, Guido Sandleris, in der "Financial Times". Die Regierung habe "sich auf der Seite der Inflation" gut zugedeckt. Dabei habe sie aber nicht beachtet, dass auf der anderen Seite die Devisenreserven ungeschützt seien.
Quelle: ntv.de