Showdown nur aufgeschoben?Piëch kommt nicht zum Porsche-Treffen

Seit seinem Rücktritt aus dem Volkswagen-Aufsichtsrat vor gut 14 Tagen war nichts mehr von Ferdinand Piëch zu hören. Wolfgang Porsche ist sich trotzdem sicher, dass Piëch weiter zu VW steht - "wahrscheinlich" zumindest.
Ferdinand Piëch hat seine Teilnahme an der Hauptversammlung der Porsche-Holding abgesagt. Piëch habe das kurzfristig mitgeteilt, sagte ein Sprecher der Porsche SE. Über die Gründe für das Fernbleiben von Piëch wurde zunächst nichts bekannt. Dass Aufsichtsräte einer Hauptversammlung fernbleiben, ist an sich nicht ungewöhnlich. Es wäre jedoch der erste gemeinsame Auftritt von Piëch und Vorstandschef Martin Winterkorn nach dem Führungsstreit bei Volkswagen gewesen.
Denn schon bei der VW-Hauptversammlung in der vergangenen Woche ließ sich der Autopatriarch nicht mehr blicken, nachdem er als Aufsichtsratschef von Volkswagen zurückgetreten war. Piëch ist jedoch immer noch Kontrolleur bei der Porsche-Holding, Winterkorn ist dort in Personalunion auch Vorstandschef.
Unter den Porsche-Aktionären hielt sich die Aufregung in Grenzen, es herrschte eher Bedauern über das Fehlen von Piëch, der als Enkel des Käfer-Konstrukteurs Ferdinand Porsche VW erst als Vorstandschef dann als Oberaufseher zum Weltkonzern aufgebaut hatte. Der Berliner Anwalt Martin Weinmann von der Verbraucherzentrale für Kapitalanleger, der die Porsche SE wegen der gescheiterten VW-Übernahme 2008 mit Klagen überzieht, würdigte Piëch. Er argwöhnte, dieser sei über eine Intrige zu seinem Vorgehen gegen Winterkorn provoziert worden. "Ein unruhiger Geist wie Ferdinand Piëch ist unerlässlich, wenn ein großer Konzern zusammengehalten und wetterfest gemacht wird."
Zu hoch gepokert
"Ich bin auf Distanz zu Winterkorn." Mit diesen Worten entfachte Piëch vor etwas mehr als vier Wochen einen Machtkampf um die VW-Führungsspitze. Nach zwei Wochen stand Vorstandschef Martin Winterkorn als Sieger fest. Piëch, der Europas größten Autokonzern jahrzehntelang als Machtzentrum und VW-Großaktionär geprägt hatte, legte sein Amt als Chefkontrolleur nieder. Auch seine Ehefrau Ursula trat von ihrem Aufsichtsratsmandat zurück.
Was hat das mit der Porsche-Holding zu tun? Seit der Übernahmeschlacht vor sechs Jahren ist die Porsche Automobil Holding SE quasi die Muttergesellschaft über dem VW-Konzern. Die Holding war einst gebildet worden, um Volkswagen zu schlucken. Am Ende brachte es Porsche aber nur auf 51 Prozent. Außerdem wurde der Sport- und Geländewagenbauer Porsche - die Porsche AG - an VW verkauft. Viele Positionen sind seitdem in Personalunion besetzt. Martin Winterkorn beispielsweise ist nicht nur Vorstandschef bei VW, sondern auch bei der Porsche-Holding.
Welche Rolle spielt Piëch bei der Porsche-Holding?
Im Gegensatz zu seiner früheren Rolle im Volkswagen-Konzern ist Piëch hier nur einfaches Aufsichtsratsmitglied. Den Vorsitz bei der Porsche SE hat sein Cousin Wolfgang Porsche. Neben Piëch sitzt auch noch sein Bruder Hans Michel Piëch in dem Kontrollgremium.
Wolfgang Porsche versuchte den Zusammenhalt der Familien zu betonen. Während eines Rundgangs durch eine Porsche-Ausstellung im Vorfeld der Aktionärsversammlung sagte er: "Ich kann Ihnen versichern: Auch künftig werden wir unsere Verantwortung als Großaktionär für den Volkswagen-Konzern und seine 600.000 Mitarbeiter wahrnehmen."
Auf die Frage, ob das für alle Familienmitglieder, also auch Ferdinand Piëch gelte, sagte Porsche: "Wahrscheinlich ja". Sicherheit klingt anders. Auch wenn Porsche-Chef Matthias Müller und VW-Chef Winterkorn ebenfalls beteuerten, die Zusammenarbeit mit Piëch so fortsetzen zu wollen wie bisher auch. Man habe über 30 Jahre erfolgreich zusammengearbeitet, sagte Winterkorn.
Welche Macht hat Piëch bei Porsche noch?
Die stimmberechtigten Stammaktien der Holding sind in der Hand der Familien Porsche und Piëch. Die genaue Aufteilung wird dabei üblicherweise nicht veröffentlicht. Ferdinand Piëch und seinem Bruder Hans Michel sind Medienberichten zufolge jeweils 13,16 Prozent der PSE-Stammaktien zuzuordnen.
Dass Piëch seinen Posten bei der Holding abgegeben wird, galt bislang als unwahrscheinlich. Denn dann gäbe er weitere Macht im Porsche-Volkswagen-Konglomerat ab. Zudem sorgen Verträge dafür, dass Anteilsverkäufe zuerst der Familie angedient werden müssen. Das ist vermutlich keine attraktive Alternative für Piëch, da die Porsche-Familie früheren Angaben zufolge ohnehin schon ein leichtes Übergewicht bei der PSE hat. Überdies ist sich auch die Familie Piëch nicht immer einig, wie Piëchs Kritik an der Berufung zweier Nichten in den VW-Aufsichtsrat zeigt.
Könnte Ferdinand Piëch in der Porsche-Holding versuchen, Martin Winterkorn abzusetzen? Auch das war bisher kein Thema. Da Piëch mit seinem Vorstoß schon bei Volkswagen keinen Erfolg hatte, gelten ähnliche Versuche bei Porsche als unwahrscheinlich.