Eine Milliarde Dollar versenkt? "Pink Viagra" wird zum Rohrkrepierer
18.11.2015, 12:03 Uhr
"Pink Viagra" wurde in Deutschland entwickelt.
(Foto: AP)
Für eine Milliarde Dollar kauft der Pharmariese Valeant das "Viagra für Frauen". So richtig gut war die Idee offenbar nicht. Denn kaum jemand will die Pille haben.
Die angebliche "Lustpille für die Frau" verkauft sich schlecht. Das Medikament Addyi soll bei Frauen den Appetit auf Sex steigern und war Mitte Oktober in den USA auf den Markt gekommen. Bis zum 6. November sei die Pille lediglich 227 Mal verschrieben worden, berichtet die Finanznachrichtenagentur Bloomberg. Zum Vergleich: Viagra wurde in den ersten vier Wochen nach Markteinführung mehr als eine halbe Millionen Mal verschrieben.
Der Preis für das oft "Viagra für Frauen" genannte Medikament liegt in den USA je nach Krankenkasse zwischen 30 und 75 Dollar pro Monat. Jeden Tag muss die Tablette eingenommen werden, erst nach Wochen zeichnen sich leichte Effekte ab - und das auch nur bei etwa einer von zehn Frauen.
Anders als das Männer-Viagra wirkt das "Pink Viagra" nicht auf den Körper, sondern auf psychische Mechanismen - vergleichbar mit Mitteln gegen Depression. Experten kritisieren die geringe Wirksamkeit sowie die vielen Nebenwirkungen wie Schwindel und Übelkeit. Alkohol sollte über die gesamte Einnahmedauer nicht konsumiert werden, weil die Nebenwirkungen dadurch noch verstärkt werden. Ob das Medikament in Zukunft auch in Deutschland angeboten werden soll, ist nicht bekannt.
Viele Fachleute sind überzeugt davon, dass das Medikament kein Erfolg wird. "Die vielen Schwierigkeiten in der Anwendung werden es nicht wert sein", sagte die Sex-Therapeutin Leonore Tiefer von der New York University der "New York Times".
Aktie stürzt ab
"Pink Viagra" wurde in Deutschland entwickelt. Das kleine US-Unternehmen Sprout Pharmaceuticals aus North Carolina hatte von der deutschen Boehringer Ingelheim das Patent übernommen, nachdem die Rheinland-Pfälzer an der US-Arzneibehörde FDA gescheitert waren. 2013 scheiterten auch die Amerikaner an der Zulassung, im August hatten sie dann Erfolg. Direkt danach schluckte der kanadische Pharmariese Valeant die Firma Sprout Pharmaceuticals – für eine Milliarde Dollar. Die "Pink Viagra" ist das einzige Produkt von Sprout.
Der Kauf könnte sich als eine teure Fehlinvestition von Valeant herausstellen. Der Konzern hat derzeit ohnehin mit erheblichen Schwierigkeiten zu kämpfen und muss sich unter anderem gegen den Vorwurf wehren, er habe falsche Angaben zum Umsatz gemacht. Der Aktienkurs ist deshalb regelrecht eingebrochen. Mitte September lag er bei rund 242 Dollar, derzeit ist eine Aktie noch 70 Dollar wert.
Quelle: ntv.de, jga/dpa